Der verhinderte Todespilot
14. September 2002Der Jemenite Binalshibh gehörte zu der Terror-Zelle um den Todespiloten Mohammed Atta, mit dem er in derselben Wohnung in der Hamburg lebte. Erst am Donnerstag hatte der katarische Sender El Dschasira ein Video mit der Stimme Binalshibhs ausgestrahlt. Darin brüstete er sich damit, einer der Drahtzieher der Anschläge vom 11. September gewesen zu sein: "Ich war mit der Koordinierung der einzelnen Zellen beauftragt."
Treffpunkt Hamburg
Binalshibh wuchs in der jemenitischen Provinz Hadramaut im Osten des Landes auf, einer Hochburg islamstischer Extremisten. 1995 kam er nach Deutschland. In Hamburg tauchte er vollständig in das Milieu der dortigen Islamisten ein. Dort freundete er sich auch mit Atta an, mit dem er 1998 in eine Wohnung im Stadtteil Harburg zog. Hier wurden die Terroranschläge in den USA maßgeblich vorbereitet.
In dem von El Dschasira kürzlich ausgestrahlten Video befragte ein Journalist neben Binalshibh auch Khalid Shaikh Mohammed, die zusammen als "Planer" des 11. September gelten. Binalshibh berichtete, zunächst habe das "militärische Komitee" von El Kaida Anschläge auf US-Atomkraftwerke geplant. Davon hätten die Terroristen aber aus Furcht, die Attentate könnten "außer Kontrolle" geraten, wieder abgesehen.
Kein Visum für die USA
Nach Angaben der US-Bundespolizei FBI versuchte Binalshibh im August oder September 2000 vergeblich, ein Visum für die USA zu erhalten, um sich dort an einer Flugschule im US-Bundesstaat Florida ausbilden zu lassen. Gegenüber El Dschasira bestätigte Binalshibh, dass er der "20. Mann" der Flugzeugentführer hätte sein sollen. Binalshibh soll sich danach auf die Logistik und Finanzierung des Terrorangriffs verlegt haben.
Während seiner Zeit in Deutschland reiste Binalshibh Medienberichten zufolge wiederholt in Länder, in denen El Kaida Einfluss hat. So soll er Anfang 1999 zwei Monate lang in einem El-Kaida-Trainingslager in Afghanistan gewesen sein. Auch soll er im Jahr 2000 an einem Treffen ranghoher Mitglieder in Kuala Lumpur teilgenommen haben. Zudem wird Binalshibh ebenso wie Khalid Shaikh Mohammed mit dem Anschlag auf die Synagoge von Djerba in Verbindung gebracht, bei der am 11. April diesen Jahres 19 Menschen getötet wurden, darunter 14 Deutsche.
Vorwurf: tausendfacher Mord
Sechs Tage vor dem 11. September 2001 verschwand Binalshibh aus Deutschland. Der Generalbundesanwalt erließ am 21. September Haftbefehl gegen ihn und den deutschen Staatsbürger Said Bahaji, ein weiteres Mitglied der Hamburger Zelle. Ihnen werden tausendfacher Mord, Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und andere schwere Straftaten vorgeworfen. Die USA setzten 25 Millionen Dollar Belohnung für Hinweise aus, die zur Ergreifung Binalshibhs führen. (afp)