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Politik

Sigmar Gabriel rechnet ab

Nina Werkhäuser
8. Februar 2018

Er ist der beliebteste SPD-Politiker im Land, wird nun aber abserviert: Außenminister Gabriel soll der neuen Regierung nicht angehören. Martin Schulz beansprucht das Außenamt für sich.

Deutschland Koalitionsverhandlungen von Union und SPD | Außenminister Sigmar Gabriel
Bild: picture-alliance/dpa/B. Pedersen

Bisher war er Außenminister und Vizekanzler, nun droht ihm der Sturz in die politische Bedeutungslosigkeit: Sigmar Gabriel ist verärgert darüber, dass im neuen Kabinett kein Platz für ihn ist. SPD-Chef Martin Schulz will selbst Außenminister werden, also muss Gabriel weichen - und beklagt nun den "respektlosen Umgang" in seiner Partei.

Mit knappen Worten hatte Schulz ihn am Vortag abserviert: Sigmar Gabriel habe "eine sehr gute Arbeit als Außenminister geleistet", hatte der SPD-Vorsitzende erklärt, nachdem der Koalitionsvertrag fertiggestellt und die Ministerien verteilt waren. Aber er habe sich entschieden, "in die Bundesregierung einzutreten und zwar als Außenminister". Ende der Durchsage.

Beliebtester SPD-Politiker

Gabriel wertet das nun als Wortbruch, da Schulz ihm anscheinend zugesagt hatte, er könne bei einer Neuauflage der Großen Koalition sein Amt behalten. Gabriel hat nie einen Hehl daraus gemacht, wie gerne er Chefdiplomat geblieben wäre - ein Amt, das er mit wachsender Begeisterung ausfüllte. Erst vor gut einem Jahr hatte der 58-Jährige das Außenministerium von Frank-Walter Steinmeier übernommen, als dieser Bundespräsident wurde.

Zwar ist es für einen deutschen Außenminister nicht sonderlich schwer, in den Ranglisten der beliebtesten Politiker einen Top-Platz zu belegen. Aber Gabriel lag zuletzt nicht nur deutlich vor Angela Merkel, sondern auch weit vor SPD-Chef Schulz und Fraktionschefin Andrea Nahles. Nun fühlt er sich ungerecht behandelt. Er bedauere, "dass diese öffentliche Wertschätzung meiner Arbeit der neuen SPD-Führung herzlich egal war", sagte Gabriel den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

Will selbst Außenminister werden: Martin SchulzBild: Getty Images/AFP/O. Andersen

Wenn Gabriel nun als Verlierer des Projekts "GroKo 3" vom Platz geht, hat das vor allem mit Martin Schulz zu tun, der selbst angeschlagen ist. Nach nur einem Jahr gibt Schulz den Parteivorsitz ab und rettet sich ins Auswärtige Amt, wo er mit seiner Europa-Kompetenz punkten will. Ursprünglich hatte der SPD-Chef keinesfalls als Minister in ein Kabinett Merkel eintreten wollen, seine Meinung dann aber geändert - zum Missfallen vieler Sozialdemokraten. Neue SPD-Vorsitzende soll die Parteilinke Andrea Nahles werden, die einflussreiche Fraktionschefin im Bundestag. Als Finanzminister ist Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz im Gespräch, für das wichtige Ressort "Arbeit und Soziales" die SPD-Politikerin Eva Högl. Für Sigmar Gabriel bliebe nur sein Abgeordnetenmandat im Bundestag.  

Gabriel machte Platz für Schulz

Von Schulz verdrängt zu werden, mag für Gabriel besonders bitter sein, wenn er auf die Ereignisse vom Januar 2017 zurückblickt: Damals machte er selbst Platz für Martin Schulz. Er verzichtete auf die Kanzlerkandidatur, auf die er als SPD-Chef den ersten Zugriff gehabt hätte. Und er verzichtete auf den Parteivorsitz, den er zu Beginn des Wahljahres Schulz antrug, dem innenpolitisch "unverbrauchten" EU-Politiker. Ein Schritt, den ihm viele Sozialdemokraten hoch anrechneten. Denn in der SPD wurde längst bezweifelt, dass Gabriel, der als Architekt der letzten Großen Koalition galt, der geeignete Herausforderer von Angela Merkel sein würde.

Erst Freunde, jetzt Gegner

Die Kanzlerkandidatur überließ er also Schulz, mit dem er sich einst gut verstand. Doch inzwischen gilt das Verhältnis als zerrüttet. Gabriel irritierte Schulz im Wahlkampf mit nicht abgesprochenen Äußerungen. Wenig beliebt machte er sich auch, als er nach der Wahlniederlage grundlegende Kritik am Kurs der SPD übte, die er von 2009 bis Anfang 2017 selbst geführt hatte. In der Folge berief Martin Schulz ihn nicht in das 12-köpfige Team, das für die SPD die Sondierungsgespräche mit der Union führte - und bugsiert ihn nun auch noch aus dem Kabinett. Der enttäuschte Gabriel will sich nun mehr um seine Familie in Goslar kümmern. Seine kleine Tochter habe ihn damit getröstet, das sei doch sicher besser, als Zeit mit dem "Mann mit den Haaren im Gesicht" (Martin Schulz, Anm. der Red.) zu verbringen. 

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