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VW: Zwiespältige Bilanz

27. Oktober 2016

Volkswagen stemmt sich mit guten Zahlen gegen schlechte Nachrichten. Mitten in der schwersten Krise des größten europäischen Autobauers hebt VW nach stabilen Ergebnissen seine Prognose für das Gesamtjahr an.

Matthias Müller Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG
Matthias Müller, Konzernchef von Volkswagen Bild: picture-alliance/dpa/U. Deck

Das bereinigte Ergebnis für den VW-Konzern vor Zinsen und Steuern stieg von Juli bis September im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 17 Prozent auf 3,75 Milliarden Euro. Damit verdiente VW deutlich mehr als Analysten erwartetet hatten. ‘Bereinigt‘ heißt allerdings:  die Lasten des Abgasskandals und anderer Sondereinflüsse sind heraus gerechnet.

Für die Kosten der "Dieselthematik", wie im Konzern der Skandal um gefälschte Abgaswerte bei Dieselmotoren genannt wird, legt VW noch einmal mehr Geld zur Seite. Insgesamt fielen im dritten Quartal rund 400 Millionen Euro an "Vorsorgen im Zusammenhang mit der Dieselthematik" an, wie das Unternehmen am Donnerstag in Wolfsburg mitteilte. Die Rückstellungen summieren sich damit auf nunmehr 18,2 Milliarden Euro.

VW-Modelle vom Typ Golf: Produktion im VW-Werk Zwickau ...Bild: picture-alliance/dpa/P. Endig

"Trotz aller Belastungen handlungsfähig"

Der Finanzvorstand des Konzerns Frank Witter sagte dazu: "Trotz der großen Herausforderungen und der Belastungen durch die Dieselthematik bleibt der Volkswagen-Konzern finanziell weiter solide aufgestellt." Und Vorstandschef Matthias Müller beteuert: "Der Konzern ist voll handlungsfähig - trotz aller aktuellen Belastungen."

In den ersten neuen Monaten des Jahres hinterlässt der Dieselskandal jedenfalls deutliche Spuren in den Bilanzen: In den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres fuhr VW 8,65 Milliarden Euro Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) ein, wie der Konzern am Donnerstag in Wolfsburg mitteilte. Damit liegt der Gewinn zwar spürbar über dem Vergleichswert aus dem entsprechenden Vorjahreszeitraum – das waren seinerzeit 3,34 Milliarden Euro.

Doch 2015 waren im dritten Quartal auch schon milliardenschwere Rückstellungen zur Bewältigung der Krise erfolgt. Verglichen mit den ersten drei Quartalen aus 2014, als der Konzern noch auf Rekordfahrt gewesen war, wird der Abstand deutlich: Damals hatte es noch 9,4 Milliarden Euro Ebit gegeben – eine Differenz von einer dreiviertel Milliarde.

... und auf dem Weg zu den Händlern.Bild: Reuters/F. Bimmer

Boykott, Defekt und Optimismus

Allerdings hatte Volkswagen im vergangenen Quartal auch mit Problemen zu tun, die nicht unmittelbar mit dem Dieselskandal zu tun haben. Zuerst boykottierten zwei Zulieferer Europas größten Autobauer und brachten unter anderem die Golf-Produktion im Stammwerk Wolfsburg tagelang zum Erliegen, danach stoppte ein Defekt an einer Blechpresse die Bänder.

Für das gesamte laufende Jahr hob Volkswagen nun seine Prognose für den Umsatz an: Die Erlöse sollen auf dem Vorjahresniveau von gut 200 Milliarden Euro liegen, statt um bis zu fünf Prozent schrumpfen, wie bisher angenommen. Nach neun Monaten hat der Wolfsburger Konzern mit knapp 160 Milliarden Euro jedenfalls bisher ebenso viel Umsatz eingefahren wie vor Jahresfrist.

Zum VW-Konzern gehören zwölf Marken. Noch unter den skeptischen Erwartungen lagen die Zahlen der Hauptmarke Volkswagen. Der operative Gewinn brach im abgelaufenen Quartal um 55 Prozent ein auf 363 Millionen Euro - Analysten hatten im Schnitt mit 462 Millionen Euro gerechnet. Die Marke Volkswagen hat damit in jeder Hinsicht die Hauptlast des Skandals zu tragen.

ar/ul (dpa, rtr, afp) 

 

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