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Politik

Der Zeitumstellung läuft die Zeit davon

28. Oktober 2018

In Deutschland und vielen anderen Ländern Europas wurde an der Uhr gedreht: Es gilt wieder die Normalzeit. Doch die EU will die Zeitumstellung abschaffen. Dann könnten die Uhren bald in jedem Staat anders ticken.

Symbolbild Zeitumstellung, Jean-Claude Juncker, EU
Bild: picture-alliance/dpa/V. Mayo

In Deutschland gilt wieder die Normalzeit - oder die "Winterzeit", wie sie im Volksmund heißt. In der vergangenen Nacht um 3 Uhr machte die Zeit einen 60-minütigen Sprung zurück: Die Uhren wurden von der seit Ende März den Takt angebenden Sommerzeit (MESZ) auf die mitteleuropäische Zeit (MEZ) zurückgestellt. Damit verlängerte sich die Nacht um eine Stunde.

Doch das zeitliche Hin und Her findet in vielen europäischen Ländern nur noch wenig Zuspruch. Deshalb könnte bereits 2019 Schluss sein mit der Zeitumstellung. In einer EU-weiten Online-Umfrage sprachen sich 84 Prozent für eine das ganze Jahr über geltende Zeit aus. 4,6 Millionen Europäer stimmten ab, davon drei Millionen aus Deutschland.

Die EU-Kommission möchte nun bis zur Europawahl im kommenden Frühjahr Fakten schaffen und sich volksnah geben. "Die Leute wollen das, also machen wir das", verkündete der Chef der Brüsseler Behörde, Jean-Claude Juncker. Bis April 2019 sollen sich die Staaten überlegt haben, in welchem Takt sie ihre Uhren dauerhaft ticken lassen wollen.

Sommerzeit für den Krieg

In der EU gibt es bisher drei Zeitzonen. In Deutschland und 16 weiteren Staaten gilt dieselbe Zeit. Acht Länder, darunter Bulgarien, Estland, Finnland, Griechenland und Zypern, sind eine Stunde voraus. Irland, Portugal und Großbritannien liegen hingegen eine Stunde zurück. Nun sprechen sich einige Länder für eine dauerhafte Sommerzeit aus, darunter unter anderem die Benelux-Staaten, Österreich und Deutschland, während die Slowakei die permanente Normalzeit bevorzugt und Portugals Premier den Zeitenwechsel beibehalten möchte.

Sonderausstellung "100 Jahre Sommerzeit" im Deutschen Uhrenmuseum in FurtwangenBild: picture alliance/dpa/P.Seeger

Es wäre nicht das erste Mal, dass das Drehen an den Zeigern aufgegeben würde. Kaiser Wilhelm II führte 1916 erstmals eine Sommerzeit ein, um das Tageslicht für die Landwirtschaft und die Rüstungsindustrie besser nutzen zu können. Bereits drei Jahre später, zu Beginn der Weimarer Republik, wurde die ungeliebte "Kriegsmaßnahme" wieder aufgegeben - nur um dann am Anfang des Zweiten Weltkrieges wieder eingeführt zu werden, ebenfalls zum Nutzen der Rüstungsindustrie.

Problematisch für den Flugverkehr

Zwischen 1950 und 1979 drehte in Deutschland niemand an den Uhren. Schließlich setzte sich jedoch die Überzeugung durch, mit der erneuten Einführung der Sommerzeit und der damit einhergehenden besseren Nutzung des Tageslichts ließe sich Energie sparen. Seit 1980 gilt also wieder die Sommerzeit - noch.

Denn Kritiker bemängeln, dass der erhoffte Energiespareffekt ausgeblieben sei. Stattdessen mache die Zeitumstellung vielen Menschen körperlich zu schaffen. Die EU-Kommission will den Zeitwechsel deshalb im kommenden Jahr abschaffen, sofern die EU-Regierungen und das Europaparlament grünes Licht geben. 

Allerdings wird der Vorschlag nicht überall mit Begeisterung aufgenommen. "Der drohende Flickenteppich von einzelnen nationalstaatlichen Regelungen würde die Flugplanung der Fluggesellschaften und Flughäfen erheblich durcheinanderbringen", erklärte etwa der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrsgesellschaft.

jv/wa (dpa, afp, kna)

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