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Deutsch auf Polnisch

Sabine Oelze17. Juni 2008

Wuutsch – so spricht man Lodz richtig aus. Die bilinguale Oberschule der zweitgrößten Stadt Polens dient als Karrieresprungbrett nach Deutschland. Und bringt bisweilen auch Olympiasieger hervor.

Außenansicht des 8. Lyzeum in Lodz (Foto: DW/Oelze)
AußenansichtBild: Günther Birkenstock

David Lygotzki ist ein Musterschüler des 8. Lyzeums. Gerade hat der 18jährige mit der Hornbrille bei der polnischen Deutsch-Olympiade den dritten Platz geholt. "Erstens muss man sich gut sprachlich vorbereiten", sagt er selbstbewusst. "Zweitens muss man Bücher von zehn Autoren wie Kafka, Goethe, Dürrenmatt gelesen haben." David weiß eine ganze Menge über Deutschland. Achtzig Konkurrenten hat er aus dem Rennen geschlagen. Mit dem Ergebnis kann er sich eine Uni in Deutschland zum Studieren aussuchen. "Ich denke an die Viadrina Universität in Frankfurt an der Oder und als Alternative Berlin: Rechtswissenschaften oder Germanistik."

Auf nach Deutschland!Bild: Günther Birkenstock
Pisa in Polen

Das 8. Lyzeum liegt an der schnurgeraden Straße Pomorska. Sie zieht sich kilometerlang durch die ehemalige Textilmetropole Lodz. Dem dreistöckigen Gebäude sieht man seine mehr als hundertjährige Geschichte deutlich an. Die schmucklose Fassade des Altbaus könnte dringend ein paar Eimer Farbe gebrauchen, die Fenster schließen nicht mehr richtig: Die Straßenbahn rattert so laut vorbei, dass man meint, sie führe mitten durchs Klassenzimmer. Doch davon lassen sich Lehrer und Schüler nicht stören, denn Bildung ist in Polen sehr wichtig. Bei den vergangenen Pisa-Tests wurde das Land für seinen rasanten Leistungsanstieg gefeiert.

Verfallen - aber nicht mehr lange! Aus den Fabriken aus dem 19. Jahrhundert sollen bald schicke Lofts werdenBild: Günther Birkenstock

DSD-Meister

Lyzeum – so nennt man in Polen die letzten drei Schuljahre. Am Ende steht das Abitur - "Matura". Seit zehn Jahren bietet das 8. Lyzeum in Lodz bilingualen Unterricht an. 515 Schüler erhalten dort drei Jahre lang Mathe-, Physik-, Geschichts-, Geografie- und Sportunterricht in Polnisch und in Deutsch. Am Ende machen sie nicht nur ein deutsch-polnisches Abitur, sondern können außerdem das Deutsche Sprachdiplom (DSD) ablegen. Eine schwierige Prüfung, bei der das 8. Lyzeum regelmäßig mit besten Punktzahlen glänzt. 50 Schülerinnen und Schüler bestehen jährlich die Prüfung. Damit haben sie die Eintrittskarte für einen Studienplatz an einer deutschen Hochschule.

Hot Dogs oder Kulis? Im Lyzeums-Kiosk gibt es allesBild: Günther Birkenstock

Unterricht ganz anders

Eva-Alexandra Busse von der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen in Warschau gerät ins Schwärmen, wenn sie über die Erfolge des 8. Lyzeums redet - für sie eine Modellschule: "Wir haben hier die meisten Prüfungen zum Deutschen Sprachdiplom an dieser Schule, weil vor vielen Jahren erkannt wurde, dass man mit dem bilingualen Unterricht große Erfolge erreichen kann."

Das hohe Niveau und die zahlreichen Stipendien – all das ist dem Engagement von Ela Swierczynska zu verdanken. Die Direktorin leitet seit zehn Jahren den bilingualen Zweig am 8. Lyzeum. Sie hatte auch die Idee, eigene Schulbücher für den bilingualen Deutschunterricht zu schreiben, die jetzt an sämtlichen polnischen Schulen im Einsatz sind. "Unsere Schüler hatten überhaupt kein Lehrmaterial – außer den Büchern aus Deutschland. Aber unser Unterricht sieht ganz anders aus", sagt Swierczynska. "Jetzt haben die Schüler Arbeitshefte, die genau das behandeln, was in der Matura und beim Deutschen Sprachdiplom abgefragt wird."

Schöner Lehren in Lodz

Auf den Fleiß und die Motivation der polnischen Schüler können deutsche Lehrer fast ein bisschen neidisch sein. Heiko Schweigert jedenfalls ist begeistert vom Unterrichten am 8. Lyzeum. Jeder kenne jeden. Der Lehrer genieße Respekt. Ein kleines Wunder für den Chemnitzer, der in Deutschland kurz vorm Burnout-Syndrom stand. In Lodz hat er die Lust am Unterrichten zurück gewonnen. Es gefällt ihm sogar so gut am 8. Lyzeum, dass er gar nicht mehr nach Hause möchte.

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