1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Deutsch-griechisches Erfolgsmodell

Panagiotis Kouparanis29. Oktober 2013

Deutsche und griechische Kommunen entwickeln gerade ein Modell der Zusammenarbeit, das Maßstäbe setzen könnte. Sie tauschen Know-How und realisieren gemeinsame Projekte - zum Beispiel beim Umweltschutz.

Menschen mit Plakaten (Foto:Romeo Deischl)
Bild: Romeo Deischl

Die kleine nordgriechische Kommune Amyntaio liegt mitten in einem Braunkohlegebiet. Hier gibt es mehrere Kohlekraftwerke, seit Jahrzehnten liefern sie Strom auch für die knapp 20.000 Einwohner der Region. Lange Zeit fragte niemand nach der Umweltverträglichkeit oder den Kosten der rauchenden Riesen.

Doch das Bewusstsein der Menschen hat sich verändert. Inzwischen interessieren sie sich für umweltschonende und nachhaltige Energiequellen. "Es ist uns gelungen, die Produktion von elektrischer Energie aus einem Biomassekraftwerk sowie die Erzeugung von Wärmenergie aus Biogasanlagen voranzubringen", erklärt der Bürgermeister von Amyntaio Makis Iossifidis.

Dieses Bild soll auch in Griechenland irgendwann einmal der Vergangenheit angehörenBild: picture-alliance/Helga Lade Foto

Hilfe aus Deutschland

Wie Iossifidis berichtet, haben neulich die ersten Bezirke seiner Kommune schriftlich versichert, sich schon bald an diese neuen Energiequellen anzuschließen. Wichtige Hilfe bei diesem Projekt kam aus Deutschland.

Die Deutsch-Griechische Versammlung, ein Netzwerk von Bürgermeistern und Kommunalexperten aus Deutschland und Griechenland, unterstützt den Austausch von Know-how und die Realisierung gemeinsamer Projekte. In Amyntaio veranstaltete das Netzwerk eine Tagung zum Thema Erzeugung erneuerbarer Energien auf kommunaler Ebene.

Zuletzt fand ein Treffen der Deutsch-Griechischen Versammlung in Nürnberg statt. Von den über 400 Teilnehmern kam über die Hälfte aus Griechenland - darunter auch etwa 60 Bürgermeister, die auf eigene Kosten nach Nürnberg reisten. Dabei ging es etwa um die Frage der Abfallentsorgung. Die kostet in Griechenland viel Geld. In Deutschland machen manche Kommunen mit dem Müll Profit. Oder es wurde darüber gesprochen, wie die kommunale Verwaltung effektiver gestaltet werden kann. Ein weiteres Thema war die Frage, wie lokale Agrarprodukte besser vermarktet werden können, damit sie den Weg in deutsche Supermärkte finden.

Durch Zusammenarbeit Vorurteile bekämpfen

Frank Edelmann, Bürgemeister von Steinach gibt seine Erfahrung weiterBild: DW/P. Kouparanis

Der Deutsche Frank Edelmann, Bürgermeisters der Gemeinde Steinach, engagiert sich im griechischen Thessaloniki. Schwerpunkt ist die Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen der Kommunalverwaltung und der Zivilgesellschaft - also mit Vereinen, Initiativen oder Nichtregierungsorganisationen. Obwohl sich beide Seiten um städtische Probleme kümmern, arbeiteten sie bislang kaum zusammen.

"Wir haben zunächst die Akteure aus der Zivilgesellschaft mit der Führungsebene des Rathauses zusammengebracht und dann mit Verantwortlichen in der Verwaltung", erzählt Edelmann. Dann wurde eine Kooperationsstelle eingerichtet: "Ihre Aufgabe ist es, die Zusammenarbeit zwischen Stadtverwaltung sowie Initiativen und Gruppen der Zivilgesellschaft zu koordinieren." Dank der Kooperationsstelle könnten beide Seiten in Zukunft bei Projekten wie der Erhaltung von Grünflächen oder beim Nachhilfeunterricht für Romakinder besser zusammenarbeiten. In Griechenland ist das eine Ausnahme.

Seit Anfang der 1960er Jahre sind Hunderttausende von Griechen nach Deutschland emigriert. Rund zwei Millionen Deutsche verbringen jedes Jahr ihren Urlaub an griechischen Stränden. Trotzdem ist das Verhältnis der beiden Länder nicht unbedingt harmonisch. Die deutsch-griechischen Spannungen in Folge der Eurokrise haben überwunden geglaubte Vorurteile und Stereotypen zum Vorschein gebracht. Das zeigte sich auch bei den Kreta-Besuchen von Hans-Joachim Fuchtel, dem Beauftragten von Bundeskanzlerin Merkel für die deutsch-griechische Zusammenarbeit auf kommunaler Ebene. Dort wurde in der lokalen Presse jedes Mal Stimmung gegen Fuchtel gemacht. Mit Hinweis auf die Zeit der deutschen Besatzung der Insel im Zweiten Weltkrieg wurde vor jeder Zusammenarbeit gewarnt.

Der Gouverneur von Kreta, Stavros Arnaoutakis (hinten auf dem Bildschirm) spricht mit den Teilnehmern der Tagung.Bild: DW/P. Kouparanis

Griechische Kommunen begrüßen Know-how Transfer

Während der Deutsch-Griechischen Versammlung in Nürnberg meldete sich per Skype der Gouverneur Kretas Stavros Arnaoutakis, um seine Unterstützung mitzuteilen. Der Grund: neben Athen startet auf Kreta das erste Pilotprojekt der dualen Berufsausbildung für die touristischen Berufe nach deutschem Vorbild. "Wir unterstützen das Projekt, dass jetzt mit 30 Jugendlichen startet. Als wir zu Besuch bei Herrn Fuchtel in Deutschland waren, konnten wir sehen, wie es funktioniert", erklärt Arnaoutakis. "Wir hoffen, dass sich in den kommenden Jahren die Zahl der Jugendlichen vervielfacht, die an dieser Berufsausbildung teilnehmen, um zur Aufwertung des Tourismus auf Kreta beizutragen", so der Gouverneur von Kreta.

In der offiziellen Lesart nennt sich diese Zusammenarbeit "Austausch", tatsächlich werden aber Know-how und gute Praktiken von Deutschland nach Griechenland transferiert. Aber das scheint für immer weniger griechische Bürgermeister ein Manko zu sein. Die Probleme ihrer Kommunen sind so groß, dass sie gerne Hilfe in Anspruch nehmen. Zumal es in der zweiten Phase der Zusammenarbeit, die jetzt in Nürnberg eingeläutet wurde, um die konkrete Umsetzung von Projekten geht. Dazu gehört auch die Beschaffung finanzieller Mittel. Im Jahre 2014 beginnt die nächste Periode der Förderprogramme der Europäischen Union. Deutsche Experten sollen dazu beitragen, dass die griechischen Kommunen ihre Projekte mit Geldern aus diesen Töpfen realisieren können.

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen