Deutsche Aktien wieder im Aufwind
28. Juli 2005Christoph Reinartz macht einen zufriedenen Eindruck. Er ist Entwicklungsvorstand von IFA Systems und heute auf Kundenbesuch in einer Kölner Augenarztpraxis. Sein Unternehmen liefert Spezialsoftware für Augenärzte. Alle Geräte in der Praxis sind über die IFA Software verbunden - für den Arzt eine große Hilfe: Das Programm sammelt alle Untersuchungsdaten in einer elektronischen Patienten-Akte. Ziel ist die papierlose Augenarztpraxis. In dieser Nische sei die Firma in den letzten Jahren stabil gewachsen, erklärt Reinartz.
Lukrativer Börsengang
Der Börsengang hat seinem Unternehmen rund fünf Millionen Euro gebracht. Geld, das in die weitere Entwicklung gesteckt wird. Es wäre sogar mehr drin gewesen, denn die Aktie war vierzehnfach überzeichnet. Reinartz und die anderen Gründer von IFA Systems wollten aber die Kontrolle an ihrem Unternehmen behalten und haben deswegen nur knapp ein Viertel der Aktien an die Börse gebracht. Mit dem Zeitpunkt hatten sie Glück - Aktien sind gefragt wie lange nicht mehr. Laut Christoph Reinartz ist der Zeitpunkt von Anfang an so geplant gewesen: "Wir haben gesagt, wir wollen eine Erfolgsstory von drei Jahren aufweisen können, und wenn das funktioniert, dann machen wir das", sagt der IFA Systems-Entwicklungsvorstand. Dass es jetzt zu diesem Zeitpunkt auch gepasst habe, sei wunderbar.
Positiv gestimmter Markt
IFA ist kein Einzelfall. Die Aktien junger Unternehmen sind wieder gefragt - überhaupt sind deutsche Aktien wieder in. Vor allem US-Investoren engagierten sich seit Monaten wieder verstärkt in Deutschland, sagt Peter Kollmann. Er leitet in Frankfurt das Deutschland-Geschäft der amerikanischen Investmentbank Merrill Lynch.
Kollmann nach gibt es für den Aufschwung deutscher Aktien verschiedene Gründe, wobei der erste Grund sicherlich im generellen Trend zu sehen sei. "Amerikanische Investoren betrachten deutsche Aktien im Vergleich zu amerikanischen als günstig", erklärt er, "dazu kommt natürlich, dass wir hier im deutschen Markt auch Reformbewegungen sehen". Man sehe Restrukturierungen bei deutschen Unternehmen und andere Vorgänge, die auf den amerikanischen Investor stimulierend wirkten.
Der hohe Ölpreis sei kein Problem, sagt Kollmann. Der sei überall auf der Welt gleich hoch und damit kein Nachteil für deutsche Unternehmen und ihre Aktien. Der Ölpreis sei auch, genau wie das Risiko von Terroranschlägen, schon in die Kurse eingerechnet: "Insgesamt sucht der Markt eher die positiven Meldungen", findet Kollmann, "sei es auf der makroökonomischen Ebene oder bei firmenspezifischen Daten. Das ist ein Zeichen dafür, dass der Markt sehr robust und sehr positiv gestimmt ist".
Gerade kleinere Werte hoch im Kurs
Diese Positiv-Stimmung hat den deutschen Aktienmarkt voll erfasst. Analysten halten selbst 5000 Punkte beim DAX, dem Index der 30 wichtigsten deutschen Unternehmen, für möglich. Aber nicht nur die großen Werte sind im Aufwind: Gerade kleinere Werte aus der zweiten oder dritten Reihe haben sogar bessere Zuwächse als die Platzhirsche aus dem DAX.
Für Fidel Helmer ist diese Entwicklung kein Wunder. Er ist an der Frankfurter Börse Chef-Wertpapierhändler des Bankhauses Hauck & Auffhäuser. Deutsche Aktien, sagt er, seien nach wie vor überaus preiswert. "Erst, wenn die Inländer sich massiv an diesem Aufschwung beteiligen, bekommen wir den richtigen Aufschwung", glaubt Helmer. Im Moment komme ein Großteil der Investoren aus dem Ausland, und man habe deswegen noch eine Menge Potential für die Kurse nach oben.
Dahin wollen auch Christoph Reinartz und IFA Systems: Die Aktie der Software-Schmiede liegt zwei Wochen nach dem Börsengang jedenfalls im Plan - soll heißen im Plus.