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Deutsche Autos gefragt

Christina Bergmann, z. Zt. Detroit15. Januar 2013

Der europäische Absatzmarkt für Fahrzeuge schwächelt – deswegen sollen die Amerikaner ran. Die Deutschen verzeichneten hier im Jahr 2012 Rekordumsätze und präsentieren sich auf der Automesse in Detroit optimistisch.

The Audi exhibit is shown at media previews for the North American International Auto Show in Detroit, Monday, Jan. 14, 2013. (Foto:Paul Sancya/AP/dapd)
Auto Show in Detroit 2013 AudiBild: dapd

Die Deutschen Autobauer sind zufrieden, 2012 war für sie in den USA ein Rekordjahr. Sie haben es sogar geschafft, die Wachstumszahlen des amerikanischen Marktes insgesamt zu übertreffen: 19 Prozent mehr Autos als im Vorjahr wurden in den USA verkauft, die Deutschen schafften ein Verkaufsplus von gut 22 Prozent, erklärte Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) am Montag in Detroit.

Carshow Detroit: mit deutschen PS aus der Krise

01:25

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"Wir Deutschen wachsen nun seit sieben Jahren stärker als der Markt, einfach weil die deutschen Autos hier ein unglaubliches Ansehen haben, wegen ihrer technischen Qualität, wegen deutscher Ingenieurkunst, des Designs und der Performance", erklärt Wissmann. Dass VW, BMW und Mercedes in den USA selbst produzieren, hilft zusätzlich.

Wissmann ist optimistisch, dass sich der Trend 2013 fortsetzen wird: "Wir können in den USA ein Stück von den Schwächen in Europa ausgleichen." Der Markt in den USA, so Wissman, sei auch noch aus anderen Gründen ausbaufähig: Die Kunden sind im Durchschnitt jünger als in Europa, fahren ältere Autos und die Bevölkerung wächst. Ein Unsicherheitsfaktor ist jedoch, das gibt auch Wissmann zu, die nur verschobene Debatte um notwendige Haushaltssparmaßnahmen und die Anhebung der Schuldengrenze. "Ich hoffe, dass am Ende die Vernunft siegt", erklärt er.

VW-SUV speziell für die USA

Auch der deutsche Branchenprimus in Amerika gibt sich optimistisch: "Ich halte die amerikanische Regierung für klug genug, dass sie sich einigen wird", erklärt Volkswagen-Konzernchef Martin Winterkorn in Detroit, "und dass sie den Wirtschaftsaufschwung, den wir im Moment in den USA spüren, das Bekennen zur Industrie, dass sie den nicht kaputt machen." Volkswagen konnte weltweit 2012 einen Rekordumsatz von 9,07 Millionen verkauften Fahrzeugen melden, um 11,2 Prozent legten die Verkäufe im Vergleich zu 2011 zu.

Auch für die Wolfsburger sind die USA einer der Kernmärkte, bisher machten sie ihr Geschäft vor allem mit dem Jetta und dem Passat. Jetzt stellten sie in Detroit mit dem "CrossBlue" ein mittelgroßes SUV (Sport Utility Vehicle) als Konzeptauto vor, das speziell auf den amerikanischen Markt zugeschnitten sein soll. Der Sechs-Sitzer soll einen Hybridantrieb haben, mit ihm wolle man die Reaktion der Kunden in den USA testen, hatte Winterkorn vor der Premiere erklärt. "Ich bin überzeugt davon, dass wir eine positive Resonanz bekommen." Von einer tatsächlichen Produktion ist man aber noch weit entfernt.

Volkswagen zeigt in Detroit ein neues SUV für den US-MarktBild: Reuters

Auch BMW auf Rekordjagd

Auch bei BMW ist man zufrieden: Vertriebsvorstand Ian Robertson verkündete in Detroit, dass der Konzern weltweit 2012 fast 1,8 Millionen Fahrzeuge verkauft hat – ein Plus von nahezu 11 Prozent im Vergleich zum Jahr davor: "Mit diesem Schwung gehen wir in das Jahr 2013 und sind optimistisch, dass wir einen neuen Rekordabsatz aufstellen werden." Das soll unter anderem mit dem neuen M6 Gran Coupé erreicht werden, das in Detroit seine Weltpremiere feierte. "Ein großer Kühlergrill in der klassischen Nierenform, der speziell für dieses Modell entworfen wurde", pries Robertson den Wagen an, "eine schlanke Silhuette dank des verlängerten Radstands und ein Heckdiffusor aus Carbon, der die Aerodynamik verbessert."

Auch bei BMW hat der US-Markt erheblich zum Erfolg beigetragen. Allein im letzten Jahr wurden 14 neue oder aktualisierte Modelle eingeführt, in diesem Jahr sollen es sieben weitere sein, darunter eben der M6. Doch auch BMW stellte ein Konzeptauto vor: das 4er Coupé, ein neues Mittelklasse-Coupé, das länger und breiter ist als die 3er Serie und einen größeren Radstand hat. Das Design der Frontscheinwerfer ähnelt dabei schmalen Schlitzen, die bis zum Kühlergrill reichen – ein Trend, der sich durchzusetzen scheint.

"Intelligentes Fahren" mit Mercedes

Auch bei der neuen Mercedes E-Klasse, die in Detroit Premiere feierte, kommen sich Scheinwerfer und Kühlergrill verdächtig nahe. Die Wagen-Familie umfasst die Limousine, den Kombi, das Coupé und das Cabrio. Konzernchef Dieter Zetsche erklärte: "Wir werden wieder einmal neue Standards setzen mit neuen Motoren, einem neuen Äußeren und insgesamt elf Fahrassistenz-Systemen." Die Limousine ist auch in den USA als Diesel erhältlich – ein Segment, das in den USA zunehmend Freunde gewinnt, auch eine Hybrid-Version soll es geben. 1,42 Millionen Wagen der Marke Mercedes und Smart verkaufte der Konzern 2012, 274.000 Mercedes davon in den USA. In den USA betrug das Wachstum damit 15 Prozent.

Mercedes Benz Stand in DetroitBild: Reuters

Hinzu kommt, so Zetsche, "viel Hirn" – also viel Elektronik unter dem Begriff "intelligentes Fahren": "Und da Stereo besser als Mono ist, haben wir eine neue Multifunktions-Stereokamera hinzugefügt." Dadurch sollen entgegenkommende, überholende und querende Fahrzeuge und Fußgänger erkannt werden – einmal komplett um das Fahrzeug herum.

Audi will automatisiertes Fahren entwickeln

Audi trug ebenfalls zum Erfolg der deutschen Automarken in den USA bei. 2012 wurden hier 139.310 Wagen verkauft – auch dies ein Rekord. Das Ziel: möglichst bald die 200.000er Marke zu knacken. Weltweit sollen es 1,5 Millionen noch vor 2015 sein. Dabei setzt man auch in den USA auf den Diesel. Und auf automatisiertes Fahren. "Wir werden es in der nahen Zukunft auf unseren Straßen sehen", erklärte Audi-Chef Rupert Stadler. Audi hat neben Google und Continental im US-Bundesstaat Nevada eine entsprechende Lizenz erhalten. Bei Continental geht man davon aus, dass die ersten Elemente des automatisierten Fahrens bereits 2016 einsatzbereit sind.

Die deutschen Autohersteller zeigen sich also für den amerikanischen Markt gerüstet – und flexibel. "Wir machen nicht den Fehler", erklärt noch einmal VDA-Chef Matthias Wissmann, "uns auf eine Technologie reduzieren zu lassen, sondern wir kommen genauso stark im Hybrid-Bereich, wie wir im Diesel-Bereich unterwegs sind, und wir sind auch beim klassischen Otto-Motor enorm erfolgreich unterwegs, weil wir alle Antriebsarten optimieren." Mehr Effizienz, weniger Verbrauch, weniger CO2-Emissionen, seien die Schlagworte, der "gesamte Fächer moderner Automobiltechnologie" werde bedient. Ein Drittel aller Forschungs- und Technologieinvestitionen der deutschen Industrie kämen aus der Automobilindustrie. Eine Investition, die sich offensichtlich lohnt.

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