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Starkes Wachstum

5. Januar 2012

Der amerikanische Automarkt - noch immer der größte der Welt - hat sich im vergangenen Jahr deutlich erholt. Dabei haben die deutschen Autobauer Marktanteile gewonnen - ihr Wachstum lag über dem Branchendurchschnitt.

Mercedes GL 420 (Foto: flickr.com)
Amerikaner lieben große und wuchtige AutosBild: Gaspa
US-Automarkt: Immer noch größter der WeltBild: Picture-Alliance/dpa

Wer verkauft mehr Luxuskarossen in den USA - BMW oder Mercedes? Keiner der beiden Premium-Anbieter wollte im Vorfeld der Automesse in Detroit, die am Montag (09.01.2012) beginnt, mit den endgültigen Zahlen des Jahres 2011 herausrücken. Sprecher beider Unternehmen nannten offiziell Schwierigkeiten bei der Erhebung der Händlerdaten als Grund für die Verzögerung.

Der US-Marktforscher Autodata hat deshalb nach langem Warten am späten Mittwochabend die Zahlen einfach geschätzt. Danach haben die Münchener das Rennen gemacht: Sie verkauften im Gesamtjahr 2011 insgesamt gut 248.000 Pkw und Geländewagen in den USA. Mercedes-Benz setzte 2.800 Fahrzeuge weniger ab. Wenn man allerdings die Sprinter-Transporter hinzurechnet, die ja auch den Stern tragen, dann haben die Stuttgarter mit 13.700 Fahrzeugen mehr die Nase vorn.

Der eigentliche Sieger aber - wenn man die Wachstumsraten als Maßstab nimmt - kommt aus Wolfsburg. Volkswagen legte dank des neuen Jetta und des neuen, vergrößerten US-Passat bei den Verkäufen weit über dem Branchenschnitt um 26 Prozent auf 256.800 Fahrzeuge zu - gegenüber 16 Prozent bei Mercedes und 13 Prozent bei BMW. Damit ist Volkswagen seinem Ziel nähergekommen, zu den Japanern und Südkoreanern aufzuschließen, die in den USA traditionell stark vertreten sind. Auch Audi und Porsche gewannen deutlich.

US-Markt hat deutlich zugelegt

Der Sieger heißt VolkswagenBild: picture-alliance/dpa

An die großen US-Hersteller kommt jedoch kein deutscher Autobauer auch nur annähernd heran. General Motors und Ford kamen auf Verkäufe von 2,5 beziehungsweise 2,1 Millionen Stück im Gesamtjahr. Chrysler erreichte 1,4 Millionen. Zu den Verkaufsschlagern gehörten dabei wie eh und je die Geländewagen und Pick-up-Trucks mit überdurchschnittlich stark gestiegenen Verkäufen - die Amerikaner lieben eben nach wie vor große und wuchtige Vehikel.

Nach vorläufigen Zahlen von Autodata rollten in den Vereinigten Staaten knapp 12,8 Millionen Autos von den Höfen der Händler. Das war ein Plus von 10,3 Prozent gegenüber 2010. Zum Vergleich: In Deutschland waren die Neuzulassungen nach Daten des Kraftfahrtbundesamtes um 8,8 Prozent auf 3,2 Millionen gestiegen.

In den USA trafen gleich mehrere Umstände aufeinander, die die Verkäufe im vergangenen Jahr beflügelten: Zum einen mehren sich die Zeichen, dass es wirtschaftlich aufwärts geht. Vor allem ist die Arbeitslosigkeit zurückgegangen. Zum anderen sind viele Amerikaner schlicht gezwungen, sich einen neuen Wagen zuzulegen, weil der alte in die Jahre gekommen ist. Satte Rabatte etwa zur Weihnachtszeit erleichterten die Entscheidung für den Neukauf.

Moderates Wachstum

Verkaufsschlager in den USA: Der PassatBild: Volkswagen

Für das laufende Jahr liegen die Schätzungen der großen Konzerne zwischen 13,5 und 14,5 Millionen verkauften Pkw, Geländewagen und Pick-up-Trucks in den USA. Das würde ein weiteres Wachstum bedeuten, allerdings möglicherweise in einem langsameren Tempo als 2011.

Derweil müssen sich die großen Autobauer in den kommenden Jahren auf stärkere Konkurrenz durch Wettbewerber aus den Schwellenländern einstellen. "Vor einem Jahrzehnt haben sich die Hersteller in den Schwellenländern noch darauf konzentriert, preiswerte Autos für die einheimische Bevölkerung zu produzieren", erklärte Mathieu Meyer, Automobilspezialist bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG. Jetzt nähmen sie das Rennen mit den etablierten großen Autokonzernen der Industrienationen auf. Zugleich steige die Bedeutung der Schwellenländer als Absatzmarkt weiter, so das Ergebnis einer am Donnerstag (05.01.2012) veröffentlichten Studie von KPMG.

Für seine Studie befragte KPMG weltweit 200 Autohersteller, Autozulieferer, Händler und Dienstleister. Die meisten Experten erwarten, dass der Marktanteil der Länder Brasilien, Russland, Indien und China bis 2025 zusammengenommen auf über 40 Prozent wachsen wird von 24 Prozent im Jahr 2008. Die herkömmliche Zweiteilung des Automarktes mit den USA, Japan und Europa auf der einen Seite und den Schwellenländern auf der anderen, dürfte daher bald überholt sein.

Autor: Rolf Wenkel (mit dpa, rtr, afp)
Redaktion: Monika Lohmüller

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