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Deutsche Börsen uneinheitlich

Thomas Kirschning7. Januar 2002

Nach starken Kursgewinnen in der vergangenen Woche haben die deutschen Standardwerte am Montag eine Verschnaufpause eingelegt und bei dünnen Umsätzen schwächer notiert.

Lufhansa-Aktien gehörten am Montag zu den GewinnernBild: AP

Der Markt müsse nach den teilweise massiven Kursgewinnen erst konsolidieren, sagten Händler. Deutlich schwächer präsentierten sich die Aktien von BMW, was Marktteilnehmer auf die Begebung einer Anleihe sowie auf Gewinnmitnahmen zurückführten.

Consors profitieren von Kaufinteresse

Behauptet tendierten indes die Werte am Neuen Markt, wobei die Titel des Discount-Brokers Consors mit deutlichen Kurszuwächsen herausragten. HypoVereinsbank-Chef Albrecht Schmidt hatte in einem Zeitungsinterview Interesse an der zum Verkauf stehenden SchmidtBank-Tochter signalisiert.

Dax schwächer, NEMAX 50 unverändert

Der Deutsche Aktienindex DAX drehte nach zwischenzeitlichen Gewinnen wieder ins Minus und gab bis zum Mittag rund ein Prozent oder 46 Punkte auf 5272 Zähler ab.

Am Neuen Markt verzeichnete der Auswahlindex NEMAX 50 mitttags mit 1267 Punkten ziemlich genau das Niveau vom Handelsschluss am Freitag.

Die Aktienmärkte in New York waren am Freitag mit Kursgewinnen ins Wochenende gegangen, nachdem die jüngste US-Arbeitsmarktstatistik Händlerangaben zufolge Hoffnungen auf eine Trendwende der noch lahmenden US-Konjunktur verstärkt hatte. "Die Stimmung am Markt ist weiterhin optimistisch", sagte ein Händler. Allerdings sei der Markt äußerst schwankend und man merke deutlich, dass Anleger sich über die weitere Entwicklung nicht so sicher seien. "Die Unternehmen müssen jetzt erst mit ihren Zahlen beweisen, dass die Anstiege gerechtfertigt sind", sagte er.

Die massive Aufwärtsbewegung in den vergangenen Handelstagen sei auch darauf zurückzuführen gewesen, dass viele Anleger Angst gehabt hätten, zu spät zu kommen. Für einen weiteren Anstieg ist es nach Einschätzung von Weber notwendig, dass der Dax nachhaltig über mehrere Tage hinweg den Widerstand zwischen 5250 und 5300 Punkten durchbreche.

Lufthansa-Aktien im Aufwind

Die Aktien der Lufthansa AG haben ihren Kursanstieg vom Freitag nach den guten Zahlen des Mitbewerbers KLM und positiven Analystenkommentaren von Dresdner Kleinwort Wasserstein auch in der neuen Handelswoche fortgesetzt. Bis zum Mittag kletterten die Lufthansa-Papiere um 3,2 Prozent und setzten sich damit an die Spitze im DAX . "Die Stimmung am Markt für Fluggesellschaften ist schon seit der vergangenen Woche positiv", sagte ein Händler in Frankfurt. Die Zahlen der holländischen KLM Royal Dutch Airlines vom vergangenen Freitag hätten dies unterstrichen. "Die positiven Kommentare von Dresdner Kleinwort Wasserstein tun ihr Übriges und lassen die Anleger weiter zugreifen", sagte ein anderer Börsianer. Die Analysten hatten am Montag ihr Kursziel für die Lufthansa-Aktie von zuvor 18 auf 22 Euro angehoben.

Einen weiteren Grund für die Kursrally der Lufthansa-Papiere vermuten Händler in den Marktgerüchten um eine geplante Kooperation der Mitbewerber KLM und British Airways. Die 'Financial Times' hatte in ihrer Montagausgabe berichtet, beide Fluggesellschaften wollten ihren Service in Teilen der weltweiten Flugnetze koordinieren. "Das klingt zunächst schlecht für die Lufthansa", sagte ein Analyst einer Frankfurter Investmentbank. "Auf den zweiten Blick' hieße es aber auch, dass sich die gesamte Branche weiter konsolidiere." Der Markt geht davon aus, dass die Lufthansa zu den wenigen großen Fluggesellschaften gehören wird, die am Ende übrig bleiben', sagte er weiter. Es gebe daher keinen Grund, bei Lufthansa-Papieren nicht weiter zuzugreifen.

Der japanische Aktienmarkt hat am Montag, unterstützt von Gewinnen bei den Technologiewerten, leicht höher geschlossen. Der Nikkei-Index für 225 führende Aktienwerte stieg um 70,87 Punkte oder 0,65 Prozent und beendete den Handel beim Stand von 10 942,36 Punkten. Der Markt in Tokio war nach dem rasanten Kursanstieg vom Freitag um mehr als 300 Punkte zunächst mit Verlusten gestartet, kehrte dann aber auf die Positivseite zurück.

Die deutschen Aktien dürften in der zweiten Handelswoche des neuen Börsenjahres mit hohen Kursschwankungen die Nerven der Anleger strapazieren. Nach einem positiven Börsenauftakt in der vergangenen Woche bestehe die Gefahr verstärkter Gewinnmitnahmen, sagen Experten. Zudem stehen einige wichtige Konjunkturdaten in Deutschland, den USA sowie der Eurozone an, von denen sich Anleger weiteren Aufschluss über die Lage der Weltwirtschaft erhoffen.

"Es muss sich erst noch erweisen, dass die Weltkonjunktur wieder anspringt', hieß es von der Frankfurter DZ Bank. Bis dahin werde die erhöhte Volatilität an den Börsen anhalten. Auch die Experten der Bankgesellschaft Berlin rechnen noch nicht mit einem Durchstarten der Börse.

Allerdings dürfte der Handel lebhafter werden, da viele Fondsmanager, die sich zum Jahresbeginn noch zurückgehalten hatten, wieder in den Markt einsteigen werden. "Ab Montag wird der Alltag an der Börse einkehren", sagte ein Händler. So beginnt für viele Unternehmen in Europa, Japan und den USA in der kommenden Woche die Berichtssaison. Den Anfang macht der Essener Energiekonzern RWE, der am Dienstag seine vorläufigen Zahlen für das Rumpfgeschäftsjahr von Juli bis Dezember 2001 vorlegen wird.

Wichtige Konjunkturdaten könnten ebenfalls Einfluss auf das Börsengeschehen nehmen. Am Dienstag werden sowohl in Deutschland als auch in den USA die Auftragseingänge für November 2001 bekannt gegeben. Am Mittwoch stehen dann die deutschen Arbeitmarktdaten auf dem Programm. Für den Donnerstag erwartet der Markt die Zahlen zur Industrieproduktion sowie die Leistungsbilanz in Deutschland im November. Für Freitag sind dann die Dezember-Erzeugerpreise in den USA angekündigt.