Deutsche Bahn: Jeder dritte Fernzug ist unpünktlich
31. Juli 2025
Die Pünktlichkeit ist ein entscheidender Gradmesser für die Leistung der Deutschen Bahn. Im Vergleich zum Vorjahr sind Verbesserungen zu erkennen. Doch ihr eigenes Pünktlichkeitsziel hat die DB AG im ersten Halbjahr verfehlt. Auch international berühmt berüchtigt sind die Intercitys und ICEs des bundeseigenen Konzerns spätestens seit dem Chaos bei der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland vor einem Jahr.
Die DB-Fernverkehrszüge erreichten in der ersten Hälfte des laufenden Jahres lediglich 63,4 Prozent der Bahnhöfe pünktlich, wie die Bahn mitteilte. Für das gesamte Jahr strebt der Konzern eine Pünktlichkeitsquote von 65 bis 70 Prozent im Fernverkehr an.
Gründe für die vielen Verspätungen: das marode Schienennetz sowie zahlreiche Baustellen. Dabei ist die Bahn mit sich selbst großzügig: Als pünktlich geht ein Zug noch in die DB-Statistik ein, wenn er einen Halt maximal 5:59 Minuten später erreicht, als im Fahrplan vorgesehen. Das können für umsteigende Passagiere aber schon die entscheidenden Minuten sein, um einen Anschlusszug zu verpassen. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2024 waren die Fernverkehrszüge etwas pünktlicher unterwegs, damals lag die Quote bei 62,7 Prozent.
Nächste Generalsanierung startet am Freitag
Zur Verbesserung der Pünktlichkeit setzt die Bahn auf Generalsanierungen hochbelasteter Strecken und eine engere Abstimmung von Baustellen mit dem Fahrplan. Eine Art Pilotprojekt war die Instandsetzung der Riedbahn. Die Strecke zwischen Frankfurt am Main und Mannheim wurde dazu von Juli bis Dezember für fünf Monate voll gesperrt. Ein Befreiungsschlag gelang durch die bisherigen Sanierungsprojekte bei der Pünktlichkeitsquote bisher aber nicht.
Am Freitag startet auf der Strecke Hamburg-Berlin die nächste Generalsanierung. Die Trasse wird dazu für neun Monate komplett gesperrt und umfassend modernisiert. Danach soll es auf der wichtigen Verbindung weniger Störungen geben und dort einige Jahre Baufreiheit herrschen.
Bis 2036 sollen so mehr als 40 Strecken fit gemacht werden für die Zukunft. Wann die erfolgten Generalsanierungen die Pünktlichkeit nach oben ziehen, ist offen. 2026 sind vier komplette Streckenerneuerungen geplant.
Plus bei der Reisendenpünktlichkeit
Die Bahn weist neben der betrieblichen Pünktlichkeit auch die sogenannte Reisendenpünktlichkeit aus. Dabei wird untersucht, wie viele Passagiere ihr auf der Fahrkarte vermerktes Ziel mit maximal 14:59 Minuten Verspätung erreicht haben. Im ersten Halbjahr gelang das 68,7 Prozent der Reisenden. Mehr als 30 Prozent kamen also deutlich später an ihr Ziel.
Immerhin konnte die DB AG ihren finanziellen Verlust verringern: Zwar schreibt der Konzern weiterhin rote Zahlen. Aber mit einem Minus von 760 Millionen Euro im ersten Halbjahr fiel er fast um eine Milliarde Euro niedriger aus als im entsprechenden Zeitraum 2024.
AR/se (dpa, afp)