Deutsche Bank verliert die Gunst der Anleger
26. September 2016Lange Gesichter hat es am Montagmorgen (26.09.2016) bei den Aktionären der Deutschen Bank gegeben: Spekulationen über eine Kapitalerhöhung hatten die Aktien um bis zu 6,9 Prozent auf ein Rekordtief von 10,62 Euro gedrückt. Börsianer führten den Kursrutsch auf einen Bericht im "Focus" zurück, wonach die Bundesregierung nicht bereit ist, dem größten deutschen Geldhaus mit Staatshilfen unter die Arme zu greifen. Eine Kapitalerhöhung werde nun immer wahrscheinlicher, sagte ein Aktienhändler.
Der Focus-Bericht, wonach sie die Bundesregierung im milliardenschweren US-Hypothekenstreit um Unterstützung gebeten hat, ist inzwischen von der Deutschen Bank zurückgewiesen worden. "Die Deutsche Bank ist fest entschlossen, ihre Herausforderungen alleine zu lösen", sagte ein Banksprecher am Montag.
Das Magazin "Focus" hatte am Wochenende berichtet, Kanzlerin Angela Merkel habe Bankchef John Cryan bei einem vertraulichen Treffen im Sommer signalisiert, dass die Regierung nicht bereit sei, dem größten deutschen Geldhaus mit Staatshilfen unter die Arme zu greifen. Die Bank erklärte dazu: "John Cryan hat zu keinem Zeitpunkt die Bundeskanzlerin darum gebeten, dass die Regierung im Hypothekenverfahren mit dem amerikanischen Justizministerium interveniert."
Neue Kapitalerhöhung - nur Gerücht?!
Auch die Sorgen über eine neue Kapitalerhöhung versuchte der Sprecher der Bank am Montag zu zerstreuen: "Die Frage nach einer Kapitalerhöhung stellt sich derzeit nicht, wir erfüllen alle regulatorischen Vorgaben." Das gerade zu Ende gehende dritte Quartal zeige, dass das Geschäftsmodell der Bank fundamental in Ordnung sei, sagte der Sprecher der Bank dem Sender "CNBC". Die Zahlen zum dritten Quartal werden am Dienstag (17.09.2016) erwartet.
Auch die Bundesregierung hat den Focus-Bericht dementiert. "Es gibt keinen Anlass für solche Spekulationen, wie sie da angestellt werden, und die Bundesregierung beteiligt sich auch an solchen Spekulationen nicht", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag.
Zu den laufenden Gesprächen von Vertretern des Geldinstituts mit den amerikanischen Justizbehörden sagte Seibert, die Bundesregierung wisse, dass sich das US-Justizministerium mit anderen Kreditinstituten in der Vergangenheit auf Vergleiche geeinigt habe. Die Bundesregierung gehe davon aus, "dass auch hier ein faires Ergebnis erzielt wird".
Zu Kontakten der Regierung mit der Deutschen Bank wollte er keine Stellung nehmen. Bundeskanzlerin Angela Merkel sei regelmäßig mit Spitzen der deutschen Wirtschaft im Gespräch, hieß es lediglich.
14 Milliarden-Dollar Strafe - nicht das Ende vom Lied?!
Im Konflikt um US-Hypothekengeschäfte hat das amerikanische Justizministerium in der vergangenen Woche eine Strafe von 14 Milliarden Dollar aufgerufen, die die Rückstellungen der Deutschen Bank von rund 5,5 Milliarden Euro deutlich übersteigen. Der Konzern geht davon aus, die Summe in den Verhandlungen noch drücken zu können. Dabei handelt es sich nur um eine von Hunderten Rechtsstreitigkeiten.
Kapitalerhöhungen sind für Aktiengesellschaften nur das äußerste Notfall-Mittel, um an frisches Kapital zu kommen. Denn durch die Ausgabe neuer Aktien wird der Wert der Altaktien verwässert, was die Altaktionäre verärgert, oft zu Verkaufswellen und sinkenden Kursen führt und so die Marktkapitalisierung sinken lässt. Letzteres könnte eventuell interessierte Institute aus dem Ausland dazu ermuntern, die Deutsche Bank zu übernehmen. Da die Deutsche Bank jedoch in über 7000 Prozesse verwickelt ist, dürfte sich das Interesse der Konkurrenz an einer Übernahme durchaus im Grenzen halten.
wen/iw (rtrd, dpa)