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Kulturwandel bei der Deutschen Bank?

Michael Braun31. Januar 2013

Das neue Führungsduo der Deutschen Bank hat die erste Jahresbilanz vorgelegt. Doch der versprochene Aufbruch in eine neue Zeit ist von Altlasten verstellt. Eine Revolution hatte die Bank aber auch nie geplant.

The headquarters of Deutsche Bank is seen next to a traffic sign in Frankfurt, Germany, Tuesday, July 31, 2012, as the Bank announces a cut in 1,900 jobs. (Foto:Michael Probst/AP/dapd).
Deutsche Bank Zentrale in FrankfurtBild: AP

Jürgen Fitschen und Anshu Jain, die beiden neuen Vorstandschefs der Deutschen Bank, haben Besserung versprochen: "Wir werden alles daran setzen, die Vergangenheit aufzuarbeiten", hieß es zum Jahreswechsel in einem Brief an die Mitarbeiter. Der Kulturwandel bei Deutschlands größter Bank werde vorankommen. Aber er benötige Zeit. Vorerst heißt es noch: Aufräumen, was sich in den am Donnerstag (31.01.2013) vorgelegten tiefroten Zahlen widerspiegelt. Die rühren von Altlasten her. Zudem war das Verhalten der neuen Führungsspitze in den ersten Monaten alles andere als vorbildlich.

Beschwerde gegen Polizeirazzia

Mitte Dezember - das neue Führungsduo bei der Deutschen Bank war rund ein halbes Jahr im Amt - sah es in der Konzernzentrale nicht gerade nach Kulturwandel aus, jedenfalls nicht hin zum Besseren: Autos der Bundespolizei rund um die Frankfurter Zwillingstürme, drinnen zum Teil bewaffnete Polizisten. Die Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft hatte sie geschickt, um Beweise zu sichern. Es wird wegen Steuerhinterziehung, Geldwäsche und Strafvereitelung ermittelt. Kunden der Deutschen Bank, aber auch Beschäftigte sollen mitgemacht haben bei krummen Geschäften im Handel mit Verschmutzungsrechten. "Den Beschuldigten wird unter anderem vorgeworfen, relevante Beweise unterdrückt beziehungsweise Geldwäscheverdachtsanzeigen nicht erstattet zu haben", sagte damals Oberstaatsanwalt Günter Wittig.

Schlecht für den Kulturwandel: Razzia bei der Deutschen BankBild: dapd

Jürgen Fitschen, einer der beiden neuen Vorstandsvorsitzenden, hatte sich beim hessischen Ministerpräsidenten wegen der Razzia beschwert. Eine halbherzige Entschuldigung folgte, die er wenig später wieder zurücknahm. Der Eindruck blieb, die Bank wolle über dem Gesetz stehen. Kulturwandel?

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Zurück zum Kunden?

Fitschen beteuert, er wolle ihn. "Banken müssen wieder in der Mitte der Gesellschaft ankommen", hatte er gesagt, als er im Herbst vorigen Jahres die Strategie "2015 plus" vorstellte: Banken "dürfen nicht zu Randerscheinungen werden, die man vielleicht besser meiden könnte, wenn man sie denn nicht so dringend bräuchte." Banken seien sozusagen von Natur aus Mittler, nämlich zwischen Sparern und Kreditnehmern. Zur Kultur der Deutschen Bank gehöre die Botschaft an die Kunden, dass die Bank ihr Geschäft beherrsche. "Und dass wir es auf eine Art und Weise machen, die von Vertrauen gekennzeichnet ist."

Risiken werden weitergereicht

In der Mitte der Gesellschaft sein, Mittler sein, eine Kultur des Vertrauens pflegen - hehre Ansprüche, die immer wieder ausgetestet werden. So muss und will die Bank ihre Altrisiken loswerden: Rund 122 Milliarden Euro einst "toxisch" genannter Wertpapiere. Die hat sie in einer Art interner "bad bank" gebündelt. Und die baut sie ab. Sie verkauft sie also. Die Risiken übernehmen Hedgefonds und andere Anleger, die auf dem unregulierten, grauen Kapitalmarkt agieren. Was der Präsidentin der Bankenaufsicht Bafin gar nicht gefällt: "Wir gewinnen ja wenig, wenn wir die Ausweichbewegung in die schwach oder gar nicht regulierten Märkte gerade zu fördern", hat Elke König gesagt.

Seit Juli 2012 die neue Spitze der Deutschen Bank: Jürgen Fitschen und Anshu JainBild: dapd

Aber im Umfeld des Deutsche Bank-Vorstandes heißt es, was man denn anderes tun solle, wenn die Aufsicht zugleich weniger Risiken bei ihr, der Deutschen Bank, sehen wolle?

Revolution war nie geplant

Es wird also getan, was der Markt ermöglicht. Bleibt da Raum für die versprochene neue Kultur? Der Anreiz, mit hohen Risiken schnelles Geld zu verdienen, soll raus sein aus den Gehaltssystemen der Bank. Trotzdem bleibt die Bank eine Bank. Und Fitschens Co-Chef, Anshu Jain, hat auch nie das Bedürfnis gesehen, sein Institut völlig umzukrempeln: "Wir hatten nicht das Gefühl", hatte er sich in Frankfurt voriges Jahr eingeführt, "die Bank brauche eine Revolution."

Jain hatte das viel kritisierte, weil risikoreiche Investmentbanking der Deutschen Bank in London aufgebaut. Er wird wohl nicht davon lassen. Die Ergebnisse, die die Bank an diesem Donnerstag (31.01.2013) für das vierte Quartal und damit für das ganze Jahr 2012 vorgelegt hat, zeigen jedenfalls noch nichts von "neuer Kultur". Denn die Altlasten seien zu schwer, weiß Stefan Bongardt, Bankanalyst von Independent Research, und zählt neben der hauseigenen "bad bank" auch Strafzahlungen für die Zinsmanipulationen bei Libor und Euribor auf oder Schadenersatz an die insolvent gegangene Mediengruppe des Filmkönigs Leo Kirch.

Trost mögen die Aktionäre darin finden, dass viele dieser Altlasten einmalig sind und nicht aus einer falschen, Verlust bringenden Struktur herrühren. Aber daran hatte die Deutsche Bank auch vor und in der Finanzkrise geglaubt. Und doch ermittelt die Bankenaufsicht wegen der Manipulation der Referenzzinssätze Libor und Euribor auch gegen die Deutsche Bank. Und das Land Sachsen, die Landesbanken von Bayern und Baden-Württemberg und andere Banken verklagen die Deutsche Bank: Sie habe sie früher beim Verkauf der "toxischen" Wertpapiere getäuscht.

Es bleibt kaum Raum für die neue Kultur in einer Bank, die keine Revolution will.

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