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Aus für Biosprit?

2. April 2008

Mehr Bio-Ethanol an deutschen Zapfsäulen - so wollte es Umweltminister Sigmar Gabriel. Doch weit über zwei Millionen Autos sollen das Gemisch gar nicht vertragen. Auch Umweltschützer kritisieren den Treibstoff.

Wieviel Bio vetragen deutsche Tanks? (Quelle: AP)
Wieviel Bio vertragen deutsche Tanks? (Quelle: AP)Bild: AP

Nach den Plänen der deutschen Bundesregierung sollten den bisherigen Benzinsorten ab 1. Januar 2009 zehn anstatt derzeit fünf Prozent Bioethanol beigemischt werden. Die Erhöhung der Quote ist Teil der Klima-Strategie der Bundesregierung, im Straßenverkehr immer mehr Kraftstoff aus nachwachsenden Rohstoffen einzusetzen. Sie setzt damit eine EU-Richtlinie aus dem Jahr 2003 um, mit der die Europäische Union die Klimaziele aus dem Kyoto-Protokoll erreichen will. Doch es sieht nicht gut aus für den Biosprit.

Nach Angaben aus Branchenkreisen vom Mittwoch (2.4.2008) vertragen weit über zwei Millionen Autos in Deutschland keinen Biosprit-Anteil von zehn Prozent. Damit wäre die von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel gesetzte Grenze um 100 Prozent überschritten. Der Minister will die entsprechende Verordnung stoppen, falls mehr als eine Million Fahrzeuge betroffen sind. Sie müssten sonst teureren SuperPlus-Kraftstoff tanken.

Ätzende Reaktionen möglich

Nicht näher genannte Experten hätten der Nachrichtenagentur Reuters gesagt, die im Verband der Automobilhersteller (VDA) zusammengeschlossenen deutschen Hersteller rechneten mit etwa 330.000 Autos, die den Sprit nicht vertrügen. Hinzu kämen allerdings noch über zwei Millionen betroffene Importautos. Unklar sei zudem, für wie viele Motorräder der Treibstoff schädlich sei. Ähnliches hatte die Fernsehanstalt ARD berichtet. Zwischen dem beigemischten Bio-Ethanol und verschiedenen Fahrzeugteilen kann es zu ungünstigen chemischen Reaktionen kommen.

Sigmar Gabriel: Mit Vollgas in die Biosprit-Pleite?Bild: picture-alliance / dpa

Das Umweltministerium wollte die Angaben nicht kommentieren. Es erwarte die Zahlen am Donnerstag, sagte ein Sprecher. Der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) erklärte hingegen, diese Woche sei wohl nicht mehr damit zu rechnen.

Biosprit teuer und schädlich?

Der Automobilclub ADAC hatte kürzlich moniert, die Nutzer des neuen Biosprits müssten draufzahlen, denn die Bioethanol-Beimischung erhöhe den Kraftstoffverbrauch. Der ADAC hatte daher gefordert, die Einführung des E-10 genannten Kraftstoffs auf 2012 zu verschieben. Minister Gabriel hatte die Verordnung im Februar nach Berichten über Probleme unerwartet vieler Motoren mit E-10 erst einmal auf Eis gelegt. Mit der Spritsorte sollte den Autofahrern eigentlich für die nächsten Jahre Sicherheit gegeben werden, dass der Biosprit-Anteil eine verträgliche Schwelle nicht übersteigt.

Der Verband der Biokraftstoffindustrie wies daraufhin, dass die Produktion in Deutschland wegen der verstärkten Besteuerung des Sprits ohnehin fast zum Erliegen gekommen sei. "Die Mineralölindustrie hat ganz eindeutig auf eine Import-Strategie aus Brasilien gesetzt", sagte Geschäftsführerin Petra Sprick Reuters TV.

Greenpeace: Treibstoff vom Acker schlecht fürs Klima

Genau das aber kritisieren Umweltschützer. Deutscher Diesel zerstört laut Greenpeace Urwälder und heizt den Klimawandel an. Denn ein Fünftel des Biodiesels in jeder Tankfüllung werde aus Sojabohnen gewonnen, die vor allem in Südamerika angebaut würden. Für die neuen Plantagen würden zum Beispiel in Argentinien riesige Urwaldgebiete gerodet, kritisierten die Öko-Aktivisten am Mittwoch in Berlin. Bundesweite Dieselproben belegten, dass der beigemischte Pflanzendiesel nicht nur aus heimischem Rapsöl, sondern zu fast 20 Prozent aus Sojaöl gewonnen werde.

Alexander Hissting, Agrarexperte von Greenpeace nannte die Beimischungsquote einen Irrtum. So hätten wissenschaftliche Untersuchungen ergeben, dass es 319 Jahre dauern würde, bis der Einsatz von Sojadiesel die Menge an Treibhausgasen eingespart habe, die durch eine Abholzung des Amazonas für die Sojaplantage zuvor freigesetzt worden sei. (leix)

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