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Glaube

Deutsche Bischöfe: Krach wie in alten Tagen

2. Mai 2018

Die katholischen Bischöfe streiten um mehr Offenheit für konfessionsverschiedene Paare. An diesem Donnerstag soll ein Spitzentreffen im Vatikan für Klärung sorgen. Im Kern geht es um ein Anliegen von Papst Franziskus.

Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz
Kardinal Reinhard Marx bei der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz im Februar in IngolstadtBild: picture-alliance/dpa/A. Weigel

"Die Intrigen, Machtkämpfe, Unaufrichtigkeiten, die hier zutage treten, schaden auf extreme Weise der Kirche nicht nur hierzulande. Ihr Erscheinungsbild hat in der Breite der Bevölkerung ohnehin schon mächtig gelitten." Dieses Zitat steht nicht in einem antikirchlichen Kampfblatt. Der Kommentar kommt aus "Christ in der Gegenwart", einer Zeitschrift aus dem Verlag Herder, die in diesem Jahr 70 Jahre alt wird und eine zumeist gut gebildete, kirchlich praktizierende Leserschaft erreicht. Aber er zeigt die aktuelle Stimmung unter Katholiken in Deutschland.

Seit vier Wochen streiten die katholischen Bischöfe des Landes öffentlich um eine Frage, die die konkrete Seelsorge, die Ökumene, aber auch grundlegende Aspekte der kirchlichen Lehre tangiert. Es geht um die Frage der Kommunion für evangelische Christen. Bei ihrem Frühjahrstreffen im Februar in Ingolstadt verabschiedeten die deutschen Bischöfe den Entwurf einer "Handreichung" für Seelsorger. Demnach sollte es in Einzelfällen evangelischen Ehepartnern von Katholikinnen und Katholiken möglich sein, an der Kommunion teilzunehmen.

Die Eucharistie steht im Zentrum der katholischen Liturgie. Bild: picture-alliance/ dpa

"Hilfe für Seelsorger"

"Eine große Mehrheit der Bischöfe hat sich den Text zu eigen machen können", sagte Kardinal Marx damals. Es gehe um eine Arbeitshilfe für die Hand des Seelsorgers. "Wir wollen ja hier keine Dogmatik verändern. Hier wird nicht ein dogmatischer Text aufgestellt, sondern eine pastorale Handreichung für die Hand des Seelsorgers", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Er wisse, betonte Marx, "dass viele darauf warten".

Doch bald danach begann der Streit. Noch vor den letzten Arbeiten an dem Entwurf schickten sieben Bischöfe, darunter der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki, einen Brief an den Vatikan. Sie halten die geplante Handreichung für unrechtmäßig und setzen deshalb auf Klärung durch Rom. Seitdem positionierten sich immer mehr Bischöfe, äußerten ihr Befremden über das Vorgehen der Briefeschreiber, stützten Marx oder verteidigten die Eingabe nach Rom. Auch Theologen und führende Laien-Vertreter schalteten sich ein. 

Krisensitzung bei den Glaubenshütern

Nun sind viele sind gespannt, welche Signale an diesem Donnerstag aus Rom kommen. Papst Franziskus schaltete sich Mitte April ein. Er bat Marx um ein Gespräch in Rom und um Klärung. Das weitete sich aus. Spitzenvertreter der Glaubenskongregation sprechen deshalb mit sechs aus Deutschland anreisenden Bischöfen. Nur zu vermuten ist, dass die Gäste aus Deutschland auch dem Kirchenoberhaupt begegnen werden. Ihm ist mehr Weite im Umgang mit Grenzfällen immer ein Anliegen. Der einzelne Mensch steht für Franziskus eben im Mittelpunkt.

Eine feste Burg - der Sitz der Glaubenskongregation neben dem PetersdomBild: cc/Jim McIntosh

Die wichtigsten Gegenspieler sind Kardinal Marx als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und Kardinal Woelki, die auch bei anderen Themen der vergangenen Jahre schon mal unterschiedlicher Meinung waren. Auf Seiten Woelkis sind noch fünf Bischöfe - darunter alle bayerischen Oberhirten außer dem Münchner Marx.

"Kirche schafft sich ab"

Marx (64) und Woelki (61) gehören zur Generation "nach Lehmann und nach Meisner". Diese beiden mittlerweile verstorbenen Kardinäle stritten vor zwei Jahrzehnten jahrelang um den Verbleib der katholischen Kirche in der gesetzlichen Schwangerschaftskonfliktberatung. Auch der Einfluss von Meisner in Rom, den er gegen den damaligen Bischofskonferenz-Vorsitzenden Lehmann einsetzte, sorgte für Uneinigkeit im deutschen Episkopat und für bleibende Verletzungen. Woelki geht nun einen ähnlichen Weg und setzt zusammen mit konservativeren Bischöfen auf Rom.

Kardinal Woelki (re.) bei seiner Amtseinführung in Köln, links sein 2017 verstorbener Vorgänger, Kardinal Joachim MeisnerBild: picture-alliance/dpa

Kommentare von der Basis oder auch Leserbriefe von engagierten Christen in Zeitungen machen deutlich, zu welchen neuen Verwerfungen der Streit führt. "Fest steht jetzt schon, dass der Eucharistiestreit ein neuerlicher Tiefpunkt ist", kommentierte der sonst so gemäßigte "Christ in der Gegenwart". Weiter hieß es: "So schafft sich Kirche in letzter Konsequenz selbst ab."

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