Deutsche Unternehmen, die von wenigen Inhabern kontrolliert werden, spielen weltweit oben mit. Allerdings stehen nicht mehr ganz so viele in der Liste derjenigen mit den höchsten Umsätzen. Andere Regionen holen auf.
Trotz des Rückgangs behauptet Deutschland den zweiten Platz hinter den USA. Die Vereinigten Staaten zählen wie im Vorjahr 166 Familienunternehmen in den Top-750-Unternehmen, auf Platz drei liegt in der aktuellen Auswertung China/Hongkong mit 79 (2020: 73) Unternehmen.
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Hauptgrund für die Größenverschiebungen zugunsten des asiatisch-pazifischen Raums ist den Angaben zufolge, dass Unternehmen inzwischen einen deutlich höheren Jahresumsatz erzielen müssen, um in die Rangliste aufgenommen zu werden. Der Mindestumsatz stieg demnach im Vergleich zum Jahr 2019 um ein Fünftel auf 2,68 Milliarden Dollar (rund 2,26 Milliarden Euro).
"Es wundert mich nicht, dass die Zahl zurückgegangen ist. Denn bei dem Megatrend Digitalisierung haben deutsche Familienunternehmen seit Jahren wahrnehmbare Defizite", erklärte Uwe Rittmann, Leiter Familienunternehmen und Mittelstand sowie Mitglied der Geschäftsführung bei PwC Deutschland.
Top 10 der Familienunternehmen
2015 haben die 50 größten Familienunternehmen in Deutschland zum ersten Mal mehr als eine Billion Euro umgesetzt. Das haben sie auch Zukäufen zu verdanken. Hier die zehn Umsatzstärksten.
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Volkswagen
Auch der größte Autohersteller in Europa ist ein Familienunternehmen. Hinter dem Wolfsburger Konzern stehen die Familien Porsche und Piëch. Trotz Abgasskandal schaffte VW im vergangenen Jahr mit seinen 610.000 Mitarbeitern weltweit einen Umsatz von rund 213 Milliarden Euro.
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BMW
Mit großem Abstand folgt ein anderer Autobauer. 92 Milliarden Euro hat BMW im vergangenen Jahr erwirtschaftet. Die Geschwister Stefan Quandt und Susanne Klatten halten 46,7 Prozent Anteile an dem Münchner Konzern.
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Lidl & Co
Deutschland bleibt das Land der Discounter. Die Neckarsulmer Schwarz-Gruppe, zu der Lidl und Kaufland gehören, steigerte den Umsatz um mehr als fünf Milliarden auf 79,3 Milliarden Euro und landet auf Platz drei. In den USA sollen 2018 die ersten Lidl-Filialen eröffnet werden.
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Bosch
Der Autozulieferer aus Stuttgart kaufte letztes Jahr BSH Hausgeräte und ZF Lenksysteme und pushte so den Umsatz um 44 Prozent nach oben. In absoluten Zahlen sind es über 70 Milliarden Euro. Wegen der Verwicklung in die VW-Dieselaffäre muss der Konzern allerdings über eine halbe Milliarde zur Seite legen, um mögliche Risiken abzudecken.
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Metro
Bei dem Handelsriesen läuft es nicht so rund. Doch trotz sinkender Umsätze schafft es der Konzern unter die Top fünf. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Düsseldorf und beschäftigt weltweit über 200.000 Menschen. Zu den wichtigsten Umsatzbringern der Metro-Gruppe gehören Media Markt, Real und Kaufhof.
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Aldi
Noch ein Discounter unter den umsatzstärksten Familienunternehmen. Die beiden Gesellschaften der Aldi-Gruppe Aldi Nord und Aldi Süd haben 2015 mit knapp 28 Milliarden Euro einen neuen Rekord auf dem Heimatmarkt aufgestellt. Zahlen für den Gesamtumsatz sind nicht bekannt.
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Continental
Noch ein Autozulieferer: Mit 39,2 Milliarden Euro konnte der Reifenhersteller Continental den Umsatz um 14 Prozent gegenüber 2014 steigern. Der Konzern mit Sitz in Hannover gehört zu 46 Prozent der Schaeffler-Holding, deren Anteile von Maria-Elisabeth Schaeffler und Sohn Georg gehalten werden.
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Fresenius
Auf Platz acht liegt der Gesundheitskonzern Fresenius mit 27,6 Milliarden Euro Umsatz. Das entspricht einem Wachstum von 19 Prozent im Vergleich zu 2014. Zur Fresenius-Gruppe mit Sitz in Bad Homburg gehören vier eigenständig agierende Unternehmensbereiche. Fresenius Medical Care ist die bekannteste Tochter.
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Phoenix Pharmahandel
Auch das nächste Unternehmen kommt aus der Gesundheitsbranche. Die Phoenix Pharmahandel GmbH mit Sitz in Mannheim ist der größte Pharmagroßhändler in Deutschland. Mit 22,6 Milliarden Euro hat es die zur Merckle Gruppe gehörende Firma auf Platz neun geschafft.
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Henkel
Das bekannteste Produkt des Düsseldorfer Konsumgüterkonzerns ist wohl das Persil-Waschmittel. 1907 erschien die erste Persil-Werbung im Düsseldorfer Stadtanzeiger. Mit 18 Milliarden Euro Umsatz in 2015 landet das Unternehmen, an dem die Familie Henkel 61 Prozent der Stimmrechte hält, auf Platz zehn.
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Walmart vor VW
Europa insgesamt kommt unter den 750 gelisteten Unternehmen auf 298, jeweils 188 stammen aus Nordamerika und Asien-Pazifik. Innerhalb Europas liegt Deutschland bei der Zahl der Familienunternehmen klar an der Spitze vor Frankreich (36) und Italien (23).
Das umsatzstärkste Familienunternehmen der Welt bleibt der Auswertung zufolge der US-Einzelhändler Walmart der Familie Walton. Aus Deutschland halten sich drei Vertreter unter den ersten zehn in der Rangliste: Volkswagen (Platz 2/Familien Porsche und Piëch), die Lidl-Mutter Schwarz-Gruppe (Platz 9/Familie Schwarz) sowie der Autobauer BMW (Platz 10/Familien Quandt und Klatten).
Die deutschen Familienunternehmen unter den Top 750 blicken auf eine vergleichsweise lange Unternehmensgeschichte zurück: Ihr Durchschnittsalter liegt den Berechnungen zufolge bei 110 Jahren und damit deutlich über dem weltweiten Schnitt von 81 Jahren. Das älteste deutschen Unternehmen in der Rangliste ist der 1660 gegründete Technologiekonzern Heraeus.
Unternehmen mit Geschichte
Über 90 Prozent aller Unternehmen in Deutschland sind in Familienbesitz, sie erwirtschaften über die Hälfte des Umsatzes der deutschen Wirtschaft. Einige dieser Unternehmen sind bereits seit dem 16. Jahrhundert tätig.
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The Coatinc Company Holding GmbH
Erst in diesem Frühjahr wurde bekannt: The Coatinc Company ist das älteste Familienunternehmen Deutschlands. Wirtschaftshistoriker prüften entsprechende Dokumente der Firma und bestätigten 1502 als Jahr der Gründung. Der Anfang war lediglich eine Schmiede in Siegen. Dem Stammsitz ist die Verzinkerei bis heute treu geblieben.
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William Prym Holding GmbH & Co. KG
Prym, gegründet 1530, galt bis dahin als ältestes Familienunternehmen Deutschlands. Nun muss sich das Unternehmen mit dem zweiten Platz begnügen. Während Anfangs die Produktion von Walzmaterial und Drähten priorisiert wurde, setzte sich 1903 die Produktion von Nähutensilien und Druckknöpfen durch. Das Unternehmen beschäftigt weltweit 3300 Mitarbeiter und setzte 2018 rund 382 Millionen Euro um.
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Wiegand-Glas GmbH
Wiegand-Glas entstand 1570 aus einer bescheidenen Glasproduktionsstätte in der Rhön. Obwohl die Glasherstellung seit eh und je Schwerpunkt der Firma ist, wurde 1997 beschlossen, die Produktion auf PET-Behälter auszuweiten. Heute zählt Wiegand-Glas mit seinen 1800 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz 2018 von 486 Millionen Euro zu den Top drei der Behälterglashersteller Deutschlands.
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Berenberg, Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG
Seit dem 16. Jahrhundert sind in Deutschland Unternehmen im Bankgeschäft tätig. So auch die Berenberg Bank, die 1590 in Hamburg gegründet wurde und somit die zweitälteste Bank der Welt ist nach der italienischen Monte dei Paschi di Siena. 1640 Mitarbeiter erwirtschafteten in der Vermögensverwaltung, dem Investment- und Corporate Banking 2018 einen Umsatz von 4,7 Milliarden Euro.
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Friedr. Schwarze GmbH & Co. KG
Schon 1664 wird Schwarze als Kornbrennerei urkundlich erwähnt. Die Brennerei, die unter dem Namen Schwarze und Schlichte ihre Ware vertreibt, verfügt über ein diverses Sortiment an Spirituosenmarken. Das verhilft der Firma, sich erfolgreich auf dem Spirituosenmarkt zu behaupten. Schwarze und Schlichte beschäftigt 100 Mitarbeiter und konnte 2018 rund 47 Millionen Euro Umsatz erzielen.
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Merck KGaA
Die 1668 in Darmstadt als Apotheke gegründete Firma Merck ist das älteste pharmazeutisch-chemische Unternehmen der Welt. Für Verwirrung sorgt manchmal der gleichnamige US-Konzern Merck & Co., der bis 1917 noch Teil des deutschen Unternehmens war. Obwohl die US-Firma um einiges grösser ist, nahm der deutsche Arm 2018 knapp 15 Milliarden Euro ein. Weltweit hat Merck 51.700 Mitarbeiter.
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Lukas Meindl GmbH & Co. KG
Das Unternehmen Meindl entstand 1683, als Petrus Meindl eine der ersten Schuhmachereien in Kirchanschöring (Oberbayern) eröffnete. Seither führen die nachfolgenden Generationen das Geschäft erfolgreich fort. Mit 200 Mitarbeitern und einer Produktionsstätte im Heimatort bietet das Familienunternehmen seine Auswahl an Wanderschuhen und Ledermode deutschlandweit an.
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Harry Brot GmbH
Eine einfache Bäckerei bei Hamburg war 1688 der Ursprung der Großbäckerei Harry, dessen Angebot an Brot flächendeckend in Ost-, West- und Norddeutschland gekauft werden kann. Über Jahre hinweg wurde fleißig in die Modernisierung des Betriebs investiert. So produziert die Bäckerei heute an neun Standorten, beschäftigt 4375 Mitarbeiter und kam 2018 auf einen Umsatz von rund einer Milliarde Euro.
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Villeroy & Boch AG
Das Keramikunternehmen Villeroy & Boch wurde 1748 in einem lothringischen Dorf vom Eisengießer François Boch gegründet. Aus einer Firma, die Anfangs ausschließlich Porzellangeschirr produzierte, wurde im Verlauf von 270 Jahren ein führendes Unternehmen in den Bereichen Bad, Wellness und Tischkultur. Es hat heute 7500 Mitarbeiter weltweit und erzielte 2018 einen Umsatz von 835 Millionen Euro.
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S. Siedle & Söhne OHG
Das Familienunternehmen Siedle, das heute für seine Gebäudekommunikationstechnik bekannt ist, war im Gründungsjahr 1750 noch eine Gießerei. 1887 wandte sich das Unternehmen der Telefonie zu, woraus Anfang des 20. Jahrhunderts die Spezialisierung auf Gebäudekommunikation entstand. Die ehemalige Gießerei erwirtschaftete 2018 mit 550 Mitarbeiter einen Umsatz von 88 Millionen Euro.