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Deutsche Firmen fürchten Brexit-Nachteile

16. Mai 2017

Viele Unternehmen befürchten einer Studie zufolge wegen des britischen EU-Austritts Nachteile für die deutsche Wirtschaft. Fast zwei Drittel fürchten eine Einschränkung der Arbeitnehmerfreizügigkeit.

London Westminster und Parlament
Bild: Imago/ZUMA Press

Ein Großteil der rund 250 befragten Unternehmen stellt sich auf sinkende Investitionen deutscher Firmen in Großbritannien ein, aber auch in Deutschland könnte als indirekte Folge weniger investiert werden. Das ergab eine am Dienstag in München veröffentlichte Studie des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens Deloitte.

Auch ein nachlassender beidseitiger Handel sowie Wechselkursschwankungen werden von vielen der befragten Unternehmen als Risiken gesehen. Gut ein Fünftel geht zudem davon aus, dass sich das Verbrauchervertrauen in Deutschland durch den Brexit eintrüben wird.

Nur wenige sehen Chancen

"Der Brexit wirft Schatten voraus. Fast alle Unternehmen beschäftigen sich inzwischen damit, fast zwei Drittel sogar intensiv", erklärte Alexander Börsch, Chefökonom und Leiter Research bei Deloitte. "Das sind deutlich mehr als noch vor Jahresfrist - damals war es gerade mal ein Drittel". 

Die befragten Firmen sehen aber auch gewisse Chancen durch den Brexit, zum Beispiel eine potenzielle Stärkung des Finanzstandortes Deutschland. Vor allem Frankfurt als Bankenzentrum und Sitz der Europäischen Zentralbank könnte zum Brexit-Gewinner werden. Auch München als Standort für die Technologiebranche und Berlin als Start-up-Stadt könnten profitieren.

Die Personenfreizügigkeit sehen viele der Unternehmen als Grundvoraussetzung für eine Teilnahme Großbritanniens am europäischen Binnenmarkt. Knapp die Hälfte der Firmen ist der Befragung zufolge für einen Ausschluss des Vereinigten Königreichs, falls die Grundfreiheiten nicht gewährleistet werden. Umgekehrt würden etwa ein Viertel der Unternehmen auch bei eingeschränkten Freiheiten Handel unter Binnenmarktbedingungen betreiben wollen.

Gefahr für die Personenfreizügigkeit

Für fast zwei Drittel (62 Prozent) der befragten Unternehmen gehört die freie Wahl des Arbeits- und Wohnortes innerhalb der EU zu den grundlegenden Elementen wirtschaftlichen Erfolgs. Der Brexit bedeutet hier eine Gefahr: Deutsche Firmen verdienen fast jeden zehnten Euro auf der Insel und DAX-Firmen beschäftigen immerhin 200.000 Arbeitnehmer in England.

Wird die Arbeitnehmerfreizügigkeit durch den Brexit tatsächlich stark eingeschränkt, müssen Unternehmen reagieren. Bislang hat jedoch nur eine von zehn Firmen bereits Maßnahmen geplant. 38 Prozent der Befragten können allerdings auch noch nicht abschätzen, was konkret auf sie zukommt. Lediglich drei Prozent können sich positive Konsequenzen vorstellen, ein knappes Viertel sieht keine Folgen für das eigene Unternehmen. Wird die Freizügigkeit tatsächlich massiv eingeschränkt, sehen Unternehmen zwei Möglichkeiten: entweder ihre Mitarbeiter in Großbritannien zu rekrutieren oder Niederlassungen zu schließen.

Für die Studie wurden von 11. bis 19. April 2017 in Zusammenarbeit mit dem Institut Research Now insgesamt 250 deutsche Unternehmen aus 18 Branchen mit einer Umsatzgröße von mindestens 100 Millionen Euro und mit Handelsbeziehungen zu Großbritannien befragt. 

 wen/ul (dpa, Deloitte)     

 

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