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Deutsche Firmen machen öfter schlapp

28. Juni 2012

Sie strotzten geradezu vor Kraft: Für deutsche Unternehmen waren glänzende Geschäfte lange Zeit der Normalfall. Doch die Party scheint vorbei zu sein - es drohen immer mehr Pleiten und Milliarden-Schäden.

Sportler aus der Puste (Foto: dpa)
Sportler aus der PusteBild: picture-alliance/ dpa

Die Euro-Krise und ihre Folgen für die Realwirtschaft könnten die Zahl der Firmen-Insolvenzen in Deutschland wieder in die Höhe treiben: "Es geht ein Gespenst um in Europa - das Gespenst der Pleite", warnte Michael Bretz, Experte der Wirtschaftsauskunft Creditreform, in Düsseldorf. "Eine Umkehr beim Insolvenzgeschehen deutet sich an", fügte er hinzu: "Wir werden mehr Insolvenzen kriegen."

Bereits im ersten Halbjahr 2012 legte die Zahl der Firmen-Pleiten leicht um 0,7 Prozent auf 15.200 zu. Dazu gehören auch einige große Fälle: Die Drogeriemarktkette Schlecker schlitterte in die Zahlungsunfähigkeit und auch Firmen wie Q-Cells aus der einstigen Vorzeigebranche Solarindustrie mussten Insolvenz beantragen. Im Gesamtjahr 2012 könnten bis zu 32.000 Firmen in den Zusammenbruch schlittern, sagte Bretz.

Konjunktur schwächelt

Neben Schwankungen an den Kreditmärkten könnte auch eine abflauende Konjunktur die Zahl der Firmenpleiten befeuern. Erste Anzeichen macht die Creditreform bereits aus: Im Frühjahr 2012 habe sich die Zahlungsmoral von Unternehmen verschlechtert, so die Experten der Auskunftei. Verzögern sich Zahlungen, kann dies vor allem für Firmen mit einer dünnen Kapitaldecke Folgen haben.

Unter Druck sieht Bretz derzeit neben Solarfirmen auch Automobilzulieferer. Große Automobilunternehmen wollten ihre Produktion drosseln - dies schlage auf die Zulieferer durch. Zudem bedrohten ein verstärkter Konkurrenzkampf und schwankende Rohstoffpreise die Margen.

Die Pleiten sorgen auch für Milliarden-Schäden: Allein im ersten Halbjahr 2012 summierte sich der finanzielle Schaden nach Schätzungen der Auskunftei auf rund 16,2 Milliarden Euro. Rund 150.000 Beschäftigte müssen durch Pleiten aus dem Zeitraum Januar bis Juni um ihre Stellen fürchten - vor Jahresfrist waren es noch 110.000 bedrohte Arbeitsplätze. Gründe für den Anstieg sind vor allem in den Großpleiten des ersten Halbjahres zu suchen.

ul/wen/sc (rtr, dpa, dapd)