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8. Februar 2012 Trotz Schuldenkrise und schwächerem Wachstum rechnet die deutsche Wirtschaft damit, dass auch 2012 der Export zulegen wird. Das geht aus der aktuellen Umfrage "Going International" des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) hervor. Zwei Drittel der 3200 befragten Unternehmen wollen ihre Auslandsaktivitäten demnach in den nächsten Jahren weiter ausbauen. Bereits 2011 haben 91 Prozent der Betriebe Waren aus Deutschland in alle Welt verkauft.
Ein knappes Drittel der Unternehmen agiert der Umfrage zufolge im Ausland mit eigenen Niederlassungen und Tochterunternehmen. Dieser Anteil sei in den letzten Jahren vergleichsweise konstant geblieben, sagt Ilja Nothnagel vom DIHK: "Und das ist nicht zum Nachteil für Deutschland, sondern die deutschen Unternehmen bauen ja auch in Deutschland ihre Geschäfte aus und stellen mehr Leute ein."
Asien - der Wachstumsmarkt
Dabei haben die deutschen Unternehmen nach wie vor den wirtschaftlichen Aufstieg Asiens, allen voran Chinas, fest im Blick. Die Region ist ihr zweitwichtigster Absatzmarkt: "Natürlich ist Europa als Heimatmarkt der wichtigste Standort", sagt Nothnagel im Gespräch mit der Deutschen Welle. "Neben China gibt es in Asien viele Märkte, die mit solidem Wachstum, mit einer guten Geschäftsumgebung glänzen können und dort etablieren sich die deutschen Unternehmen."
Auch die südostasiatische Region wird für deutsche Betriebe immer attraktiver. Für 2012 wird zwar erwartet, dass sich die Weltkonjunktur verlangsamt. Aber Indonesien, Malaysia, die Philippinen, Thailand, Singapur und Vietnam werden weiter wachsen. Und mit ihren Produkten "Made in Germany" seien die deutschen Unternehmen dort weiterhin gefragt, heißt es in der DIHK-Umfrage.
Zusätzliche Impulse könnten die deutschen Exporteure aus einer Reihe von Freihandelsabkommen erhalten, die derzeit mit einzelnen Ländern dieser Region verhandelt werden und zu erheblichen Zollsenkungen und neuen Investitionen führen können: "Gerade die Wachstumsmärkte in Schwellenländern setzen darauf, ihre Wirtschaft zu modernisieren und dazu brauchen sie auch Maschinen und Anlagen aus Deutschland", so Ilja Nothnagel vom DIHK. Deutsche Marken seien weltweit gefragt. "Mit der guten wirtschaftlichen Entwicklung in Asien, aber auch in Lateinamerika, gibt es dort auch mehr Menschen, die konsumieren können, die sich hochqualitative Produkte kaufen wollen. Und davon profitieren deutsche Unternehmen."
Ein Weltmarktführer vor Ort
Im Ausland gefragt sind auch die Getränkeabfüll- und Verpackungsmaschinen der Firma Krones aus dem oberpfälzischen Neustraubling. Das Unternehmen ist Weltmarktführer und macht 90 Prozent seiner Umsätze im Ausland. Auch Krones ist auf dem asiatischen Kontinent nicht nur gut im Geschäft, sondern auch mit zahlreichen so genannten Lifecycle Centern vertreten. Das seien Niederlassungen, um die Kunden vor Ort rasch bedienen zu können, sagt Krones-Sprecherin Danuta Kessler-Zieroth.
In den ausländischen Niederlassungen werden Ersatzteile produziert oder gelagert. "Denn", so Kessler-Zieroth im Gespräch mit der Deutschen Welle, "wenn so eine Anlage - die beispielsweise 70.000 Flaschen pro Stunde abfüllt und im Drei-Schicht-Betrieb und sieben Tage die Woche läuft - ausfällt, dann hat unser Kunde ein Problem". Und das will Krones rasch lösen. "Deswegen haben wir solche Ersatzteillager oder Produktionscenter auf verschiedenen Kontinenten."
Weltweit, so die Krones-Pressesprecherin, unterhalte das Unternehmen mit rund 11.000 Mitarbeitern 80 Niederlassungen. Neue Maschinen für die Chemie-, Kosmetik-, Pharma- oder die Lebensmittelbranche werden allerdings ausschließlich in Deutschland hergestellt.
Schuldenkrise bremst Geschäfte in Europa
Was die die Geschäfte mit Italien, Spanien, Portugal oder Griechenland anbelangt, so hat sich für Krones trotz der Schuldenrkise kaum etwas verändert. Die Lage auf diesen Märkten bezeichnet Danuta Kessler-Zieroth als "normal". Das aber liege vor allem am Produkt: "Gegessen und getrunken wird immer, und um hygienisch einwandfrei abgefüllte und verpackte Getränke auf dem Markt anzubieten, bedarf es unserer Maschinen." Die Investitionen in Europa würden vor allem durch Veränderungen von Verbrauchergewohnheiten vorangetrieben.
Der Markt in zahlreichen außereuropäischen Ländern sehe dagegen anders aus, sagt die Pressesprecherin. Dort herrsche noch ein extrem hoher Bedarf an verpackten Lebensmitteln. "Daher ist die Nachfrage von dort bedeutend größer als im 'gesättigten' Europa. Im Übrigen: Griechenland ist immer schon ein kleiner Markt für uns gewesen."
Doch ein Großteil der exportorientierten deutschen Unternehmen spürt die schlechte wirtschaftliche Lage in den Euro-Krisenländern, wie aus der DIHK-Umfrage hervor geht. Zwar haben die Staaten neben Sparmaßnahmen eine Reihe von Reformen verabschiedet. Aber derzeit erwarten die deutschen Unternehmen keine schnelle Besserung der wirtschaftlichen Entwicklung, sagt Ilja Nothnagel vom DIHK: "Aber die Unternehmen setzen darauf, dass die Reformen und die Sparanstrengungen früher oder später ihre Früchte tragen und sie dann dort auch wieder verstärkt zum Zuge kommen."
Die besten Geschäftsaussichten attestieren die befragten Firmen in der DIHK-Umfrage den sogenannten BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China. Auch für die USA machen sie Zeichen der Besserung aus. Auf Grundlage der Unternehmensantworten rechnet der DIHK für 2012 mit einem Exportwachstum von knapp vier Prozent. Der Anstieg fällt damit etwas geringer aus als in den vergangenen zehn Jahren, in denen durchschnittlich knapp sechs Prozent erreicht wurden.
Autorin: Monika Lohmüller
Redaktion: Henrik Böhme