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Zweiter Auftragsrückgang in Folge

6. Dezember 2021

Materialengpässe und Lieferketten hinterlassen ihre Spuren: Die Aufträge der Industrie gingen im Oktober abermals zurück. Ökonomen sprechen von einem "Warnschuss" für die Konjunktur.

Deutschland | Stahlwerk ThyssenKrupp in Duisburg
Bild: Laci Perenyi/picture alliance

Die Unternehmen der deutschen Industrie zogen im Oktober 6,9 Prozent weniger Bestellung an Land als im Vormonat. Das geht aus Daten des Statistischen Bundesamts hervor. Der Einbruch ist damit deutlich höher als angenommen, denn Experten waren nur von einem Minus von 0,5 Prozent ausgegangen. Im Vergleich zum Vorjahr gingen die Bestellungen aber nur um ein Prozent zurück - so die Behörde in Wiesbaden. 

Nachdem die Auftragseingänge zur Jahresmitte auf ein Rekordhoch geklettert seien, habe es in den vergangenen Monaten einen deutlichen Rückgang gegeben, kommentierte das Bundeswirtschaftsministerium in Berlin. "Für die konjunkturellen Aussichten bedeutet der zweite starke Rückgang der Auftragseingänge innerhalb der letzten drei Monate einen weiteren Dämpfer." Allerdings sollte die Entwicklung nicht überinterpretiert werden, schränkte das Ministerium ein: Ohne die Berücksichtigung von Großaufträgen seien lediglich 1,8 Prozent weniger Aufträge eingegangen.

Auch das Statistische Bundesamt verweist auf den Rückgang von Großaufträgen. Demnach wurden vor allem erheblich weniger Investitionsgüter wie Maschinen bestellt. 

Verspannungen im Welthandel

"Das ist ein Warnschuss vor den Bug der Konjunktur", kommentierte LBBW-Ökonom Jens-Oliver Niklasch die Entwicklung. Sie zeige, "dass da etwas nicht in Ordnung ist". Während das Inlandsgeschäft noch leicht um 3,4 Prozent wuchs, hat sich vor allem die Auslandsnachfrage verschlechtert. Hier brachen die Bestellungen um 13,1 Prozent zum Vormonat ein.

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Dabei sanken die Aufträge aus der Eurozone um 3,2 Prozent, während die aus dem restlichen Ausland um 18,1 Prozent nachgaben. Die Industrie leidet seit längerem unter Verspannungen im Welthandel, die weitgehend auf die Corona-Pandemie zurückgehen.

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der Lichtensteiner VP Bank, gab zu bedenken, dass sich das Infektionsgeschehen in Asien inzwischen bemerkbar mache. "Von nun an wird es beim monatlichen Auftragseingang wieder volatiler zugehen", kommentierte er. 

Besser entwickelte sich der Umsatz in der Industrie: Die realen Einnahmen lagen im Oktober um 3,6 Prozent höher als im Vormonat. Im Vergleich zu Februar 2020, dem Monat vor dem Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in Deutschland, war der Umsatz um 7,1 Prozent niedriger.

Dennoch sind die Auftragsbücher der Industrie immer noch prall gefüllt. Wegen Engpässen bei Rohstoffen und Materialien wie Mikrochips klemmt aber die Produktion. Auch deshalb wird der Aufschwung im zu Ende gehenden Jahr nach Prognose der Bundesregierung eine Nummer kleiner ausfallen als ursprünglich gedacht.

nm/hb (dpa, rtr, afp)

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