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Deutsche Irak-Geiseln in Berlin eingetroffen

3. Mai 2006

Die zwei im Irak entführten René Bräunlich und Thomas Nitzschke sind nach Deutschland zurückgekehrt. Mit ihren Angehörigen sollen die beiden Ex-Geiseln mehrere Tage an einem geheimen Ort verbringen.

René Bräunlich (links) und Thomas Nitzschke in Berlin gelandetBild: AP

Die Sondermaschine mit den beiden Leipzigern an Bord landete am Mittwoch (3.5.2006) auf dem Berliner Flughafen Tegel. "Ich bin froh, wieder daheim zu sein", sagte Bräunlich nach der Landung auf dem militärischen Teil des Flughafens. "Mir fehlen einfach die Worte." Nitzschke bedankte sich insbesondere beim Auswärtigen Amt und dem dortigen Krisenstab. "Wir sind sehr froh, wieder in Deutschland zu sein", was nicht selbstverständlich gewesen sei.

Abgeschirmt von der Öffentlichkeit kommen die frei gelassenen Geiseln nach ihrer Landung in Berlin mit ihren Angehörigen und Freunden zusammen. Nach einem kurzen Empfang sollen sie an einem nicht genannten Ort erst einmal mit ihren Familien ein paar Tage zusammenbleiben. Obwohl sie körperlich unversehrt in die Freiheit zurückkehren konnten, gelten sie als erschöpft. Üblich in solchen Fällen sind auch Befragungen durch die Sicherheitsbehörden.

Krimineller Hintergrund

Die Umstände der Befreiung der beiden Ingenieure aus 99-tägiger Geiselhaft im Irak bleiben unklar. Die Bundesregierung wollte am Mittwoch dazu keine Angaben machen, sie geht aber von einem kriminellen Hintergrund aus. Die Freilassung der beiden Männer war am Dienstag bekannt gegeben worden. Der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Gernot Erler, sagte, die Einzelheiten der Verhandlungen zur Freilassung der Ingenieure "eignen sich nicht für eine öffentliche Kommunikation". Hinter der Freilassung stecke "eine lange, geradezu puzzleartigen Arbeit" des Krisenstabes. Mit den Entführern habe es "nie einen direkten Kontakt" gegeben. Es habe lange gedauert, bis überhaupt irgendein Kontakt vielversprechend gewesen sei.

"Geisel-Industrie"

Erler sagte, auf einen kriminellen Hintergrund der Entführung habe es schon bei der Analyse der vier Geiselvideos Hinweise gegeben. Im Irak habe sich eine regelrechte "Geiselindustrie" entwickelt. Dieser Umstand sei aber im Nachhinein gesehen ein Glück für Bräunlich und Nitzschke gewesen. Es seien viele Fälle bekannt, die tragisch geendet hätten, weil man an den harten Kern politisch motivierter Geiselnehmer kaum herankomme.

Erler warnte vor Spekulationen über mögliche Lösegeldzahlungen für die zwei deutschen Ingenieure. Dadurch könnten Nachahmungstaten ausgelöst werden. Zugleich rief er dringend dazu auf, die Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes ernst zu nehmen und nicht in den Irak zu reisen. Die Entführungen der beiden Ingenieure und der Archäologin Susanne Osthoff hätten gezeigt, "dass diese Warnungen wirklich begründet sind".

Der irakische Botschafter Al Hashimy begrüßte die Freilassung der beiden deutschen Ingenieure. Er vertrat die Auffassung, dass es sich bei den Geiselnehmern um eine kriminelle Gruppe handelte. Bei den Kontakten über Mittelsmänner vor Ort habe es sich nicht um offizielle Vertreter Iraks gehandelt.

Der 32-jährige Bräunlich und der 28-jährige Nitzschke aus Leipzig und Umgebung waren am 24. Januar in der nordirakischen Stadt Baidschi von bewaffneten Männern verschleppt worden. Sie sollten im Auftrag des Anlagenbauers Cryotec eine technische Anlage in einer Raffinerie errichten und an die Iraker übergeben.

"Eine Last von den Schultern genommen"

Bundespräsident Horst Köhler und Bundeskanzlerin Angela Merkel hatten sich bereits am Dienstag erleichtert geäußert. Außenminister Frank-Walter Steinmeier, der sich auf einer Lateinamerika-Reise befindet, hatte mit den beiden Leipzigern unverzüglich telefoniert, als sie bereits in Bagdad in sicherer deutscher Obhut waren. Auch ihm sei eine Last von den Schultern genommen, sagte er. (kap)

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