Jugendliche nehmen weniger Suchtmittel
10. Februar 2012Wie viele Drogen nehmen Jugendliche in Deutschland wirklich? Das hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in ihrer aktuellen Repräsentativerhebung "Die Drogenaffinität Jugendlicher in der Bundessrepublik Deutschland 2011" gefragt. Konkret geht es um den Konsum von Nikotin, Alkohol und Cannabis. 5.000 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 12 und 25 Jahren haben berichtet, wie sie zu diesen Suchtmitteln stehen.
Nichtrauchen im Trend - Cannabis auf dem Rückzug
Peter Lang von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung freut sich besonders darüber, dass ein ungebrochener Trend zum Nichtrauchen besteht. "Die Zahl der Zwölf- bis 17-jährigen, die noch nie geraucht haben, ist seit 2001 von 40 Prozent auf 71 Prozent angestiegen", resümiert er. Gleichzeitig ist auch die Zahl derjenigen gesunken, die zur Zigarette greifen. Im Jahr 2001 waren es noch 28 Prozent, heute rauchen gerade noch zwölf Prozent der Altersgruppe. Auch Cannabis konsumieren die 12- bis 17-Jährigen weniger.
Zurückzuführen sei diese positive Entwicklung auf gelungene Aufklärung der Bundeszentrale, sagt Lang - mit gezielten Internetangeboten, Broschüren und Veranstaltungen in den Schulen. Zum Rückgang des Nikotinkonsums hätten auch die gesetzlichen Regelungen beigetragen: ausgeweitete Rauchverbote, Preiserhöhungen und Zigarettenautomaten, die nur mit EC-Karten funktionieren.
Alkohol, das "Problemkind" der Jugendlichen
Der Alkoholkonsum der 12- bis 17-Jährigen ist leicht zurückgegangen. In der Gruppe der 18- bis 25-Jährigen wird jedoch regelmäßig Alkohol getrunken. Um den Kids beizubringen, verantwortungsvoll mit Wein, Bier und Hochprozentigem umzugehen, setzt die Bundeszentrale auf Eltern und Schulen. Dort bietet die Bundeszentrale Mitmach-Parcours und Diskussionen an. "Da geht es um Werbung, um Risiken des Alkoholkonsums, um Erfahrungen im Familienalltag und im sozialen Bereich - und darum, den Jugendlichen unterstützend zu Seite zu stehen", sagt Peter Lang.
Unterstützung brauchen vor allem diejenigen, die bereits alkoholsüchtig geworden sind, weiß Rainer Thomasius, Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ). "Wir haben eine Gruppe von sieben bis acht Prozent der 14- bis 18-jährigen, die riskant Alkohol gebrauchen." Kinder und Jugendliche haben noch gute Chancen, wenn sie gegen die Sucht behandelt werden, denn die habe sich ja noch nicht über Jahrzehnte - wie bei erwachsenen Alkoholabhängigen - entwickelt, so Thomasius.
Die Sucht der Eltern - das Leid der Kinder
Suchtmittel können aber auch dann schädlich für Kinder und Jugendliche sein, wenn sie sie nicht selbst konsumieren. Die Kinder suchtkranker Eltern ertragen ein besonderes Leid. Sie übernehmen oft die Elternrolle, weil Vater oder Mutter nicht mehr für sich selbst sorgen können. "Das schürt Ängste und schafft Desorientierung", beschreibt Anna Buning die Lage der Kinder. Die Diplomsozialpädagogin ist Projektkoordinatorin von Kidkit, einem internetbasiertem Angebot, das sich an die Sprösslinge von Suchtkranken richtet.
Die Kinder und Jugendlichen können sich hier von einem geschulten Team online beraten lassen oder sich im Chat austauschen. Oft erfahren sie erstmals, dass auch andere Kinder ein ähnliches Schicksal tragen wie sie selbst. Das sei eine große Hilfe, sagt Anna Buning, denn die Kinder seien oft sehr einsam.
Suchtauslöser Internet
Wie Kinder und Jugendliche mit Suchtmitteln umgehen, das wird die Präventions- und Beratungsstellen auch weiterhin beschäftigen - trotz der überwiegend positiven Entwicklung, die in der BZgA-Studie dokumentiert ist. Denn neben den suchterzeugenden Substanzen, wie Alkohol, Nikotin und Cannabis, spielt zunehmend auch die pathologische Nutzung des Internets eine Rolle.
Gerade jüngst habe die Bundeszentrale eine Internetseite freigeschaltet, berichtet Peter Lang, auf der Jugendliche über missbräuchliche Internetnutzung aufgeklärt werden. "Sie können selbst einschätzen, ob sie sinnvoll damit umgehen oder ob sie vielleicht bereits ihre sozialen Kontakte vernachlässigen."
Autorin: Beatrix Beuthner
Redaktion: Beate Hinrichs