Exakt sind es nach den Berechnungen 2,127 Milliarden Überstunden, die die abhängig Beschäftigten 2017 erbracht haben. Das geht nach einem Bericht der "Rheinischen Post" aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervor. Rund eine Milliarde Stunden davon sei nicht vergütet worden.

Laut den Angaben hat sich die Zahl der Überstunden von Voll- und Teilzeitbeschäftigten im Vergleich zu 2016 damit um rund elf Prozent erhöht. Durchschnittlich habe jeder Arbeitnehmer im Jahr 2017 jeweils knapp 27 zusätzliche Stunden für seinen Arbeitgeber geleistet, insgesamt entspreche das etwa 0,6 Stunden pro Woche. Und der Trend setze sich fort. Im ersten Halbjahr 2018 lag die Zahl der Überstunden den Angaben zufolge bereits bei 1,1 Milliarden.

Sparprogramm für Arbeitgeber - Gesundheitsrisiko für Arbeitnehmer

Die Linken-Arbeitsmarktpolitikerin Jessica Tatti sieht dringenden Handlungsbedarf. "Die Zahlen sind skandalös und legen offen, dass sich viele Arbeitgeber auf dem Rücken ihrer Beschäftigten bereichern", sagte sie der "Rheinischen Post". Für Unternehmen zahle sich das aus. Allein im Jahr 2017 hätten sie über 36 Milliarden Euro gespart, weil die Beschäftigten Überstunden zum Nulltarif geleistet hätten.

Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund ist alarmiert. "Die Zahl der geleisteten Überstunden hat in 2017 ein unerträgliches Maß erreicht und bedeutet ein hohes gesundheitliches Risiko für die Beschäftigten", sagte DGB-Chef Reiner Hoffmann der Zeitung. Ein regelrechter Skandal sei die Tatsache, dass die Hälfte der Überstunden nicht bezahlt werde. Das zeige, dass das Arbeitszeitgesetz nicht gelockert werden dürfe, wie es die Arbeitgeber forderten.

qu/se (dpa, kna)