Übersetzungsförderung durch Goethe & Co.
26. Februar 2010Bis weit in die 90er Jahre hinein noch sprach im Ausland, wer von der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur redete, von den üblichen Verdächtigen: von Martin Walser, Hans Magnus Enzensberger, Günter Grass und Peter Handke. "Diese Autoren sind nicht so schnell einzuholen, aber es gibt seit längerem schon eine große Neugierde auf die deutsche Gegenwartsliteratur", sagt Sabine Erlenwein, Referentin im Bereich "Literatur und Übersetzungsförderung" im Goethe-Institut. Nicht jeder schafft es, wie Daniel Kehlmann in 41 Sprachen weltweit übersetzt zu werden. Der Autor der "Vermessung der Welt" ist ein singulärer Fall und bildet doch die Speerspitze einer Bewegung, die Sabine Erlenwein die letzten Jahre über beobachtet hat. Die deutschsprachige Literatur ist international wieder im Kommen, sicherlich auch dank des 2005 etablierten Deutschen Buchpreises.
Neue Autoren – neues Erzählen
Eine neue Generation von Schriftstellern hat sich herausgebildet, und junge Literaten wie zum Beispiel Saša Stanišić ("Wie der Soldat das Grammophon repariert") können auf einmal Lizenzen ihrer Bücher in 20 Länder verkaufen. Für Erlenwein hat das "auch damit zu tun, dass die Art des Erzählens sich stark verändert hat im Vergleich zu den 80er Jahren, also weg vom experimentellen Erzählen. Wenn wir Uwe Tellkamp mit dem 'Turm' anschauen, Marcel Beyer und alle Romane, die sich rund um den Mauerfall bewegen, wenn wir Julia Franck nehmen, die auch in viele Sprachen übersetzt wurde, oder Uwe Timm, dessen Bücher auf der ganzen Welt gelesen werden, dann kann man feststellen, dass die deutsche Gegenwartsliteratur mehr an Aufmerksamkeit gewinnt im Ausland, und sich das auch in der Übersetzungsförderung niederschlägt." Vor allem in Mittel- und Osteuropa, in Polen und Tschechien feiert die deutsche Literatur Erfolge, auch in Nordeuropa ist sie beliebt.
Interesse an deutscher Literatur durch Buchmessen
Schwieriger wird es da im englischsprachigen Raum. Über die zweimal im Jahr erschienende Zeitschrift "New Books in German" sowie das Online-Portal "Litrix.de" informiert das Goethe-Institut zwar alle anglophonen und auch die spanischsprachigen Länder über das literarische Geschehen im deutschsprachigen Raum, aber das Interesse in den Vereinigten Staaten und Großbritannien ist seit jeher eher gering. "Schwerpunktmäßig gefördert wurden mit Sicht auf die jeweiligen Gastland-Auftritte der Frankfurter Buchmesse in den letzten Jahren Übersetzungen deutscher Titel ins Arabische und Chinesische, wo es wirklich noch Nachholbedarf gibt, aber eben auch ins Englische, und derzeit ist – auch mit Blick auf die Buchmesse 2010 und ihr Gastland Argentinien - der spanische Sprachraum in unserem Fokus“, erläutert Andreas Schmohl vom Münchner Goethe-Institut. Das unterstützt pro Jahr zwischen 250-300 Übersetzungen. Das Auswärtige Amt stellt für die Übersetzungsförderung zwischen 550.000 und 600.000 Euro zur Verfügung.
Effizientere Verfahren der Förderung
"Schon eine beträchtliche Summe, aber trotzdem könnten wir gut und gerne noch 200.000 Euro mehr dafür ausgeben, vor allem, wenn wir in Betracht ziehen, wie viele Anträge bei uns eingehen", meint Sabine Erlenwein. Dieses Antragsverfahren wurde noch vor wenigen Jahren als zu langwierig, bürokratisch, ineffizient und nicht auf der Höhe des Marktes gebrandmarkt. "Da haben wir aber unseren Hausaufgaben gemacht", beteuert Sabine Erlenwein. Nicht nur hat man das Verfahren beschleunigt, sondern auch professionalisiert. Experten aus dem Lizenzhandel deutscher Verlage wurden hinzugezogen: Durch ihre Kenntnis der jeweiligen internationalen Verlage und Länder geben sie wertvolle Hinweise und erweisen sich als sehr hilfreich bei der Entscheidungsfindung darüber, welche deutschen Titel im Ausland funktionieren. So ist man bei Goethe für die Zukunft mit einer neuen Generation junger Autoren, an denen die Welt immer mehr Gefallen findet, gut gerüstet.
Autor: Knut Cordsen
Redaktion: Gabriela Schaaf