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Detroit Auto-Show

Gero Schließ, Detroit14. Januar 2014

Viele Neuheiten haben bei Nordamerikas wichtigster Auto-Show in Detroit Premiere. Fast alle deutschen Autobauer sind auf der Erfolgsspur. Doch die Wirtschafts- und Finanzkrise ist immer noch sichtbar.

Detroit Automesse 2014 Demonstranten Copyright: Gero Schließ
Bild: DW/G. Schließ

"Germany to Michigan, Solidarity is gonna win", schallt es vor der Ausstellungshalle den Pressevertretern entgegen. Eine Handvoll Bürger Detroits ruft nach Solidarität und will, dass ihre Stadt die tiefe Krise nach dem Vorbild Berlins überwindet: "Berlin hat sich erholt, aber Detroit hat sich nicht erholt", empört sich eine der Demonstrantinnen. "Wir brauchen hier zwei ganz wichtige Dinge: Jobs und dass die Leute in ihren Wohnungen bleiben können, dass sie nicht von Banken herausgeworfen werden."

Motorshow in Detroit

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Wer wissen will, wie sich Luxus und Überfluss in Zeiten des kommunalen Notstands anfühlt, in einer Stadt, die nach einem beispiellosen Niedergang Pleite gemacht hat, der sollte jetzt zur North American International Autoshow (NAIAS) in die Autostadt Detroit fahren.

Auf dem Weg vom Flughafen zum Ausstellungsort, dem Cobo Center, kommt man an heruntergekommenen Straßenzügen und Fabrik-Ruinen vorbei. Die Menschen ziehen weg, die Preise purzeln. Ein ganzer Häuserblock wird bereits für 150.000 Dollar feil geboten. Nicht weit entfernt von diesem urbanen Ödland produzieren die großen drei amerikanischen Autohersteller General Motors, Ford und Chrysler mittlerweile wieder mit Gewinn.

Die Schattenseiten Detroits sind immer noch sichtbarBild: DW/G. Schließ

"Vorsprung durch Technik"

Doch wenn die US-Amerikaner von Autos träumen, ist immer noch Deutschland ihr Sehnsuchtsland. Jedes achte neu verkaufte Fahrzeug in den USA kommt inzwischen von dort. In einem Markt mit aktuell 15,6 Millionen verkauften Autos und einem Wachstum von zuletzt acht Prozent verspricht das ein gigantisches Geschäft. Vor allem, wenn der europäische Markt - wie in den vergangenen Jahren geschehen - lahmt. Entsprechend wichtig nehmen Mercedes, BMW, Audi, VW und Porsche auch in diesem Jahr die Automesse in Detroit: Von der C-Klasse über den Porsche 911 Targa, den Sport-Golf bis zum Mini wollen sie hier wieder mit spektakulären Premieren punkten.

Bruce Belzowksi vom Transportation Research Institute der Universität Michigan sieht die deutschen Hersteller denn auch gut aufgestellt auf dem für sie wichtigen US-Markt. Vor allem die Marken im Luxussegment - Mercedes Benz, BMW, Porsche und Audi - seien im vergangenen Jahr erfolgreich gewesen. Dabei gelang es Mercedes Benz, sich vor seinen Konkurrenten aus München und Ingoldstadt zu positionieren. "Ich glaube, es ist das erste Mal, dass Mercedes BMW aussticht", sagt Belzowski. "Es ist so dicht wie im Pferderennen. Die amerikanischen Kunden sind sehr interessiert und kaufen viele Produkte von Mercedes und BMW."

Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche will das Tempo im Jahre 2014 beibehalten und sogar noch etwas steigern. Zugpferd soll die neue C-Klasse der Pkw-Tochter Mercedes sein, die in Detroit ihre Weltpremiere feiert. "Der amerikanische Markt war schon in der Vergangenheit der wichtigste Markt für die C-Klasse", sagte Zetsche der Deutschen Welle. "Sie hat ganz wichtige neue Eigenschaften, die sie noch attraktiver machen. Deshalb erwarten wir von ihr einen großen Beitrag zu unserem Erfolg." Im Design, einer fortschrittlichen Technologie, niedrigem Gewicht und mehr Kraftstoffeffizienz sieht Zetsche die Erfolgsfaktoren.

Mit Vollgas in die Zukunft: BMW und die anderen deutschen Hersteller bauen ihren US-Marktanteil ausBild: DW/G. Schließ

Hausgemachte Fehler

Volkswagen hat sich dagegen im vergangenen Jahr schwerer getan - nicht nur im Vergleich zu den anderen deutschen Importeuren, sondern auch zu den amerikanischen und japanischen Massenherstellern wie Ford, GM, Toyota oder Honda. Während sich die Konkurrenz über steigende Verkaufszahlen freute, verkauften die Wolfsburger fast sieben Prozent weniger Fahrzeuge als im Jahr davor. VW-Chef Martin Winterkorn verwies in Detroit zwar auf den Gesamterfolg aller Marken des Volkswagenkonzerns - von Audi bis Porsche - ist aber entschlossen, die Scharte in diesem Jahr wieder auszuwetzen.

"Sie können davon ausgehen, dass wir in 2014 mit neuen Produkten, mit dem neuen Golf hier in den USA, dem Golf Variant, mit Varianten vom Beetle und vom Passat wieder aufholen werden", sagte er der Deutschen Welle. "Aber insgesamt dürfen Sie nicht vergessen: Die Marke Volkswagen hat ihr Volumen in den USA in den letzten fünf Jahren verdoppelt." Sieben Milliarden Dollar will VW in die Hand nehmen, um das US-Geschäft nach vorne zu bringen.

Bruce Belzowski sieht bei VW hausgemachte Fehler: Die Marke habe "alles außer den Pickup Trucks. Aber das Pickup-Segment ist so ein großes Segment in den USA, dass es ein Nachteil ist, hier nichts anbieten zu können." Ford macht es vor: Das 32. Mal in Folge ist der Ford F-Series Pickup mit genau 763.402 Verkäufen das erfolgreichste Auto in den USA. Und das in Detroit erstmals präsentierte Nachfolgemodell soll diese Erfolgsgeschichte fortschreiben. Noch in diesem Jahr ist es auch in Europa zu haben.

Trend zum sportlichen "Fun-Auto"

VW-Chef Winterkorn zeigte sich von solchen Zahlen nicht unbeeindruckt und bestätigte in Detroit überraschend die Produktion eines neuen "Midsize-SUV" für den amerikanischen Markt. Der Siebensitzer soll 2016 ausgeliefert werden. Er war im vergangenen Jahr bereits als Studie unter dem Namen "Cross Blue" in Detroit zu sehen. Damit kommt Winterkorn den Erwartungen der Kunden entgegen. Immerhin machen SUVs und Pickups fast die Hälfte des amerikanischen Automarktes aus. Dessen Wachstum soll sich nach den meisten Vorhersagen auch 2014 fortsetzen, wenn auch nicht mehr so stürmisch. Damit wäre dann aber immerhin wieder das Produktionsniveau vor der Krise des Jahres 2008 erreicht.

Beherrschende Trends sind in diesem Jahr nicht so leicht erkennbar. Nach den enttäuschenden Absatzzahlen spielen Elektroautos oder Hybride keine herausgehobene Rolle mehr. Auto-Experte Belzowski sieht denn auch mehr den Trend hin zum sportlichen "Fun-Auto", das zwar Fahrspaß bietet, dabei aber den sparsamen Kraftstoffverbrauch im Blick behält. Das gilt für amerikanische Hersteller genauso wie für die deutschen.

Audi-Chef Rupert Stadler hat noch einen weiteren Trend ausgemacht. Er will mit seiner Marke zeigen, "was eigentlich alles digital im Auto abgeht: pilotiertes Fahren, Innovationen im Auto, digitale Kombis. Ich glaube dass sich da sehr, sehr viel bewegen wird. Die gesamte digitale Vernetzung des Autos bekommt momentan einen richtigen Hype."

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