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Passivhaus in Japan

5. April 2011

Seit dem Ausbruch der nuklearen Katastrophe steht Japan vor einem Energie-Engpass. Und das Umweltbewusstsein der Japaner war noch nie so ausgeprägt wie jetzt. Deshalb werden deutsche Passivhäuer zum Verkaufsschlager.

Passivhaus in Japan (Foto: Silke Ballweg)
Bild: DW

In der Stadt Ishioka, rund anderthalb Autostunden von der japanischen Hauptstadt Tokio entfernt, steht seit einigen Wochen ein Passivhaus nach deutschem Standard. Erbaut wurde das Energiesparhaus von der japanischen Architektin Miwa Mori in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Bauunternehmer Keiichi Shimada. Das Prinzip sei, möglichst viel Wärme durchs Fenster in den Raum zu bringen und sie auch dort zu halten. Deswegen seien gute Wärmedämmungen in den Wänden und Doppelverglasung notwendig, erläutert Mori.

Vorzeigemodell, um Kunden zu überzeugen

Holz speichert Wärme und wirkt gemütlichBild: DW

Wie in Japan üblich, müssen Besucher an der Eingangstür müssen Besucher ihre Schuhe ausziehen. Schon beim Eintreten öffnet sich der Blick auf den gesamten Wohnbereich im Erdgeschoß und bis hinauf in den ersten Stock. Bauunternehmer Shimada will künftig mit Passivhäusern Geld verdienen. Damit seine Kunden verstehen, was überhaupt ein Passivhaus ist, hat er in Zusammenarbeit mit Architektin Mori dieses Modellhaus gebaut.

Unten im Erdgeschoss hat er an der hinteren Wand eine breite Küchenzeile angebracht. Der Raum davor kann für einen Küchentisch genutzt werden. Eine Wendeltreppe führt nach oben auf eine Art Galerie. Dort gehen drei separate Schlafzimmer ab. Für den Innenausbau wird viel Holz benutzt. Das Besondere am japanischen Zedernholz sei, dass es die Wärme effizient halten kann, sagt Mori.

Architektin mit deutschem Abschluss

Architektin Miwa MoriBild: DW

Miwa Mori ist 34 Jahre alt. Vor 12 Jahren war sie nach ihrem Architektur-Studium in Japan mit einem DAAD-Stipendium nach Stuttgart gegangen. An ihrer japanischen Universität hatte sie zuvor überhaupt nichts über die Prinzipien von Wärmedämmung oder über energiesparendes Bauen gehört. Erst in Deutschland merkte sie schnell, dass diese Ideen längst weit verbreitet sind.

In Deutschland ließ sie sich vom Prinzip der Passivhäuser inspirieren und transportierte diese Ideen nach Japan zurück. Seit zwei Jahren leiten Mori und ihr deutscher Mann ein Architekturbüro. Sie ist eine Vorreiterin auf dem Gebiet des energiesparenden Bauens in Japan. Bislang konnte sie zwei Passivhäuser in Japan realisieren, einige weitere Projekte laufen. Seit dem Erdbeben im vergangenen Monat gibt es spürbar mehr Anfragen von neuen Kunden. Viele Japaner denken in diesen Tagen zum ersten Mal über Energiesparen nach. Darin sieht Mori eine Chance. Sie hofft, dass Japaner beginnen, Energie künftig als etwas Wertvolles zu betrachten.

Autorin: Silke Ballweg (z. Z. in Japan)
Redaktion: Martin Muno

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