Deutsche Redewendungen nutzen auch Bilder aus anderen Sphären. Da fällt kein Meister vom Himmel, aber der Himmel hängt schon mal voller Geigen.
"Die Ekstase der Magdalenen" (1616/1620) - Im Himmel spielt man offenbar GeigeBild: Heritage Art/Heritage Images/picture alliance
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Himmlische Redewendungen
Vom Himmel fällt (k)ein Meister, aber er hängt voller Geigen - deutsche Redewendungen nutzen Bilder aus anderen Sphären.
Bild: Stringer/SNA/IMAGO
Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen
Das will bedeuten: Auch Experten haben einmal klein angefangen, ohne Mühe ist ein Ziel nicht zu erreichen. Die Redensart kann durchaus beschwichtigend gemeint sein, als Aufmunterung, wenn Dinge nicht sofort perfekt gelingen, nach dem Motto, dass aller Anfang schwer ist.
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Der Himmel hängt voller Geigen
Der Himmel hängt für Menschen, die sehr glücklich sind, umgangssprachlich voller Geigen. Das Bild könnte auf die Vorstellung fröhlich musizierender Engel im Himmel zurückgehen. Für große Freude, sogar Verliebtheit, steht auch die Redensart "im siebten Himmel schweben".
Bild: akg-images/picture alliance
Des Menschen Wille ist sein Himmelreich
Nicht immer finden wir Pläne von Freunden oder Familie gut. Es wird diskutiert, und am Ende heißt es oft "Des Menschen Wille ist sein Himmelreich". Eine Entscheidung, die einen Menschen glücklich macht, auch wenn sie anderen noch so verrückt, töricht oder albern erscheinen mag, wird akzeptiert.
Wer alles versucht um ein Ziel zu erreichen, setzt umgangssprachlich Himmel und Hölle in Bewegung - setzt auf himmlische Hilfe oder mobilisiert, wenn es sein muss, auch teuflische Kräfte. In vielen Religionen kommt die Seele nach dem Tod entweder in den Himmel oder in die Hölle.
Bild: Jochen Tack/picture alliance
Das schreit zum Himmel
Wird ein Missstand oder Problem als extrem gravierend und ungerecht empfunden, kommt oft als Reaktion ein erbostes: "Das schreit zum Himmel!" Ob himmlische Mächte da eher eine Lösung finden?
Wer das Blaue vom Himmel verspricht, verspricht eigentlich bedenkenlos Unmögliches. Es sind Versprechen, die man nicht halten kann.
Bild: Stringer/SNA/IMAGO
Blitz aus heiterem Himmel
Was plötzlich, unerwartet und überraschend passiert, trifft uns umgangssprachlich wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Es hat übrigens mit der Erdatmosphäre und der Interaktion von Lichtstrahlen und Gasteilchen der Lufthülle zu tun, dass wir den Himmel als heiter, also blau, sehen.
Bild: Jan Eifert/dpa/picture alliance
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Unsere Bildergalerie zeigt etliche beliebte deutsche Sprichwörter, die sich an Bilder des Himmels anlehnen.
"Der Himmel hängt voller Geigen" - wie kann das sein?
Diese deutsche Redewendung, eine von vielen, die das Thema "Himmel" aufgreifen, beschreibt einen Zustand ekstatischen Glücks, vermutlich inspiriert von Gemälden aus dem Barock, auf denen sich Engel tummeln, die Geige und andere himmlische Instrumente spielen.
Der Ausdruck findet sich in Schriften von Martin Luther, und in einer von Achim von Arnim und Clemens Brentano herausgegebenen Sammlung deutscher Volksgedichte und -lieder aus dem 17. Jahrhundert. 1912 dann die Operette "Der liebe Augustin" des österreichischen Komponisten Leo Fall, auch hier kommt die Redensart vor.
'In den Himmel wegen des Klimas'
Auch in der Literatur wird über den Himmel sinniert.
"Der Himmel ist genauso unter unseren Füßen wie über unserem Kopf", meinte der US Autor Henry David Thoreau im 19. Jahrhundert. Mark Twain, beliebter US-Satiriker ebenfalls aus dem 19. Jahrhundert, mutmaßte, dass es wohl im Himmel nicht "sehr humorvoll" zugehe. Außerdem bemerkte er: "Geh in den Himmel wegen des Klimas, zur Hölle wegen der Gesellschaft."
Der englische Dichter und Dramatiker William Shakespeare lässt Hamlet fast 300 Jahre zuvor zu seinem Freund sagen: "Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, Horatio, von denen sich eure Schulweisheit nichts träumen lässt."
Virginia Woolf, englische Essayistin aus dem 20. Jahrhundert, schrieb: "Manchmal denke ich, der Himmel besteht aus ununterbrochenem, niemals ermüdendem Lesen."
Und für den österreichischen Dichter Ernst Ferstl stand fest: "Himmel und Hölle sind für jeden woanders!"