Reedereien profitieren
7. Dezember 2006Bei der diesjährigen Jahrespressekonferenz ist die Negativliste der deutschen Reeder lang. Dass Deutschland Exportweltmeister ist, hat für sie nicht nur Vorteile. "Das Problem ist in vielerlei Hinsicht die Imbalance der Verkehre, dass in die eine Richtung die Schiffe voll mit beladenen Containern sind und in die andere Richtung eher leer zurückgefahren werden müssen", sagt Hans Heinrich Nöll, Hauptgeschäftsführer des Verbandes Deutscher Reeder. Besonders der fehlende Export Nordamerikas macht die Situation problematisch.
Die deutschen Reeder zeigten sich außerdem unzufrieden über die Frachtraten. Hier drückten die stark gestiegenen Kosten aufs Ergebnis, sagte Nöll: "Die Treibstoffkosten schwanken, sie hatten sich auf dem Höhepunkt der Steigerung auf das fast Dreifache erhöht. Auch die Personalkosten sind angesichts der Knappheit an Personal im Durchschnitt eher gestiegen." Ein weiteres Problem sind die Versicherungen. Dadurch, dass sich die Reeder gegen immer mehr Eventualitäten, wie beispielsweise Terrorismusgefahr, versichern müssen, steigen die Kosten.
Die Werften der Welt sind auf Jahre hinaus ausgelastet
Die Negativliste der Reeder ist damit aber noch nicht am Ende. Sie haben große Schwierigkeiten, deutsches Schiffsführungspersonal zu finden. Denn die Zahl der Schiffe unter deutscher Flagge steigt ständig. Außerdem werden die Schiffe der deutschen Reeder nicht überall auf der Welt gleich gut abgefertigt. Nöll weiß, dass die Hafenkapazitäten oft nicht ausreichen: "Die Schifffahrt ist in den letzten Jahren sehr schnell gewachsen. Die Häfen steigern natürlich ihre Kapazitäten auch so gut, wie sie es können. Wenn aber die Steigerungsraten so bleiben, wird das ein Problem bleiben." Die Steigerungsraten haben in den letzten Jahren aber auch zu einem Boom im Schiffbau geführt. Allein die deutschen Reeder haben momentan über 700 Schiffe bestellt. Die Werften auf der ganzen Welt sind auf Jahre hinaus ausgelastet.
Das könnte ein Problem werden, wenn ein Schiff repariert werden muss. "Auch hier müssen wir skeptisch sein, ob genügend getan worden ist während des Booms im Schiffbau", sagt Nöll. Insbesondere Niedriglohnländer seien gut beraten nicht nur den Neubau von Schiffen auszuweiten, sondern auch Reparaturkapazitäten aufzubauen. Trotz der vielen Sorgen geben die deutschen Reeder jedoch zu, dass sie insgesamt ganz zufrieden sein können. Andere Schifffahrtsnationen wären froh, wenn sie unsere Probleme hätten, hieß es am Rande der Pressekonferenz.