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Deutsche Solarindustrie optimistisch

Gero Rueter14. Juni 2013

Schneller als erwartet ist Solarstrom billig und konkurrenzfähig geworden. Experten sehen den Beginn eines globalen Solarbooms. Auch für die deutsche Solarindustrie scheinen die Aussichten gut.

Solarzelle Copyright: SolarWorld AG ACHTUGN! BEI VERWENDUNG: Bitte schicken Sie ein Belegexemplar an: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU), Referat Öffentlichkeitsarbeit / Internetredaktion, D - 11055 Berlin E-Mail: internetredaktion@bmu.bund.de
SolarzelleBild: Thomas Trutschel/photothek.net

Selbst Experten hatten an eine solch positive Entwicklung nicht geglaubt. Im sonnenarmen Deutschland werden bereits über fünf Prozent des Strombedarfs mit Solarenergie gedeckt. Und der Strom aus einer neuen, kleinen Solaranlage vom privaten Hausdach kostet den Besitzer inzwischen nur noch halb so viel wie der aus dem Netz. Der Preis für Solarstrom hat sich in den letzten drei Jahren mehr als halbiert.

Weltweit hat dieser Preissturz weitreichende Folgen. Solarenergie, die einst teuer war, wird an vielen Orten der Welt zur günstigsten Energie. Für Gewerbetriebe und Supermärkte ist selbst in Deutschland der Solarstrom vom eigenen Dach billiger als vom Energieversorger, und in Ländern mit viel Sonne kostet Solarstrom im Vergleich zum Dieselgenerator oder großem Ölkraftwerk nur noch halb so viel.

Europas führender Solarforscher Eicke Weber sieht in dem Preisvorteil auch den Grund für "den Beginn eines wirklich großen weltweiten Solarmarktes" und prognostiziert eine Verzehnfachung des jährlichen Absatzes an Solarmodulen im kommenden Jahrzehnt.

Verlust von Geld und Jobs

Trotz Erfolg und besten Aussichten steckt die Solarindustrie derzeit in der Krise. In den letzten Jahren wurden weltweit viele neue Zell- und Modulfabriken errichtet. Die so aufgebaute Kapazität ist allerdings fast doppelt so hoch wie der Absatz und verursacht einen Preiskampf und Verluste. Hersteller, die keine staatliche Unterstützung bekommen, eine größere Mutterfirma oder Großinvestoren mit langem Atem haben, schließen Fabriken und entlassen Personal.

Unter dieser Solarkrise leiden auch in Deutschland Modulhersteller und Ausrüsterindustrie. Sie ist weltweit führend beim Bau von hochmodernen Solarfabriken und verdiente damit in den letzten Jahren Milliarden. Derzeit werden aber kaum neue Fabriken verkauft.

Nach Angaben des Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) hat die deutsche Solarwirtschaft in den letzten zwei Jahren rund 20.000 Arbeitsplätze in der Photovoltaikproduktion und dem auf Solarfabriken spezialisierten Maschinenbau verloren. Das sind in diesem Segment fast die Hälfte der Jobs. Heute gibt es nach Angaben des BSW in der gesamten Solarbranche rund 120.000 Vollzeitjobs in Deutschland.

Besser geht es dagegen den rund 34.000 Installateuren. Sie verbauen zunehmend günstige Solarmodule aus China und profitierten bislang vom hohen Zubau der Solarkraft in Deutschland. Sie fürchten jetzt jedoch einen Markteinbruch durch das Anti-Dumpingverfahren der EU gegen China, da Strafzölle die Solaranlagen teurer werden lassen.

Monteure und Hausbesitzer zeigen sich zufriedenBild: photon-pictures.com

Vorsprung durch Erfahrung

Solarexperten sind überzeugt, dass Deutschlands Solarindustrie vom weltweiten Boom weiter profitieren wird. Durch den frühen Solareinstieg und starken Solarausbau hat Deutschland viel Erfahrung und einen Wissensvorsprung. Mit der Etablierung von neuen Speichertechnologien und Systemen für die intelligente Energiesteuerung kommen wichtige Bereiche einer Zukunftsbranche hinzu.

Optimistisch zeigen sich sogar die Modulhersteller. Mit der Erhebung von Zöllen sehen sie den Wettbewerbsnachteil gegenüber China korrigiert. Für Europa erwartet Alexander Kirsch, Vorstandsvorsitzender der CENTROSOLAR Group AG, zukünftig wieder eine steigende Modulproduktion. Kirsch sieht den europäischen Vorteil gegenüber asiatischen Konkurrenten vor allem beim Transport. "Was die Asiaten bei den Lohnkosten sparen ist ungefähr so viel wie der Transport von Asien nach Europa kostet".

EU-Industriepolitik für Solarwirtschaft wie bei Airbus?

Eike Weber, Leiter des Fraunhofer Instituts für solare Systeme in Freiburg, denkt schon einen Schritt weiter. Er will die deutschen und anderen europäischen Ausrüsterfirmen, die die weltweiten Modulfabriken liefern, für die Zukunft positionieren. "Die Aufgabe ist, dass wir Photovoltaikfabriken entwickeln, die einen sehr hohen Grad von Automatisierung haben, sehr groß sind und die neusten Technologien haben." Weber will mit dieser neuen Fabrikgeneration die Produktionskosten der Module drastisch senken, so dass die Hersteller wieder Gewinne machen können, zugleich aber auch die Verkaufspreise der Module weiter reduzieren.

Eicke Weber, Fraunhofer-Insitut ISEBild: ISE

Der Solarforscher ist dabei ein europäisches Industriekonsortium nach dem Vorbild von Airbus aufzubauen und setzt auf die Unterstützung der EU. Weber ist sich sicher, dass mit dem aufkommenden Massenmarkt weitere Innovationen kommen und die Kostensenkungen weitergehen. Bis 2030 rechnet er mit einer weiteren Halbierung der Preise für Sonnenstrom.

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