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Touristen auf Abwegen

Julia Mahncke5. Oktober 2013

USA-Reisende müssen derzeit wegen gesperrter Nationalparks und Monumente alternative Ziele suchen. Umwege können aber für einzigartige Erlebnisse sorgen - und womöglich gibt es am Ende Geld zurück.

Mount Katahdin im Baxter State Park, Maine, in den USA Foto: picture alliance/All Canada Photos
Bild: picture alliance/All Canada Photos

Hochsaison für den Baxter State Park in Maine: Das in grün, braun, orange und gelb strahlende Laub in den Wäldern begeistert jedes Jahr im Herbst die Besucher. Und das Beste: Das Naturschutzgebiet ist nicht von dem sogenannten Shutdown, dem Stillstand der US-amerikanischen Verwaltung, betroffen. Auf der Internetseite des Baxter Parks ist diese Information prominent platziert, um nicht mit den Nationalparks verwechselt zu werden. Denn diese etwa 400 Anlagen sind im ganzen Land geschlossen. Mehr als 21.000 Mitarbeiter wurden in den Zwangsurlaub geschickt. Camper hatten zwei Tage Zeit, um ihre Zelte abzubrechen und die Gelände zu verlassen.

Zwischen 10.000 und 20.000 deutsche Touristen bereisen derzeit das Land der gerade nicht mehr ganz so unbegrenzten Möglichkeiten, schätzt Tilo Krause-Dünow. Er ist Geschäftsführer einer der größten deutschen Reiseveranstalter für Nordamerika. Per E-Mail hat der Unternehmer alle seine Kunden kontaktiert, mit Alternativrouten- und zielen versorgt und bis jetzt kaum Beanstandungen als Rückmeldung erhalten. Gut die Hälfte seiner Kunden reist mit dem Wohnmobil durch den Südwesten des Landes. Jetzt wo Parks wie Yosemite, Zion oder Yellowstone geschlossen sind, müssen Reisende kreativ werden. "Die Landschaft macht nicht an der Grenze des Nationalparks halt", sagt Krause-Dünow und rät auch zu den State Parks, die alle weiterhin offen sind. Einen Blick auf den Grand Canyon könne man zudem auch über die weiterhin zugängliche Durchgangsstraße erhaschen und eines der beliebtesten Ziele in der Region, Monument Valley, sei vom Shutdown sowieso nicht betroffen: "Das ist ein Indianderreservat." Wer also die aus der Werbung bekannten Steinformationen unbedingt aus nächster Nähe sehen wollte, hat Glück.

Tilo Krause-Dünow von Canusa Touristik hat seinen Kunden alternative Ziele empfohlenBild: privat

In der Hauptstadt ist der Ärger am Größten

Weniger Glück haben Reisende, die sich ganz auf Washington eingestellt hatten. In der Hauptstadt sind Museen geschlossen, darunter der bekannte Smithsonian-Komplex mit 19 Museen - aber auch Denkmäler wie die Statue von Abraham Lincoln sind für Touristen gesperrt. Der Zoo empfängt ebenfalls keine Besucher. Viele Urlauber macht das wütend. Der Pressesprecher des Deutschen Reiseverbands, Torsten Schäfer, hat dafür Verständnis: "Natürlich ist das sehr ärgerlich, was in den USA gerade passiert. Viele Touristen haben sich auf ihren Urlaub gefreut, auf die Sehenswürdigkeiten."

Torsten Schäfer vom Deutschen Reiseverband wirbt für professionell organisierte ReisenBild: Deutscher Reiseverband

Auf der anderen Seite seien Reisen immer mit Risiken verbunden. "Dass natürlich mal Streiks, Schließungen von Anlagen, Museen oder anderen Sehenswürdigkeiten vorkommen, ist ganz normal auf der Welt." Unruhen wie in Ägypten oder Naturkatastrophen könne man nie ausschließen. Im Oktober sei beispielsweise in den USA auch Saison für Wirbelstürme. Auch in Deutschland sind Touristen betroffen, wenn der öffentliche Verkehr durch Streiks lahmgelegt wird.

Pauschalreisende können auf Unterstützung hoffen

Wer in solchen Situationen seine Reise als Paket über ein Reisebüro gebucht hat, wird im besten Fall vom Veranstalter kontaktiert und muss seinen Urlaub nicht mühsam selbst umplanen und Erstattungen einfordern. "Wenn Ausflüge, das heißt Besuche in Nationalparks oder Museen, Bestandteile einer Pauschalreise sind, dann kommt eine Reduzierung des Reisepreises in Betracht", erklärt Beate Wagner. Sie ist die Reiserechtsexpertin der Verbraucherzentrale Nordrheinwestfalen. Wer aber Flug und Hotels einzeln gebucht hätte, müsste wohl trotzdem alle Rechnungen bezahlen. Ob eine Umbuchung, Preisreduzierung oder Stornierung in Frage käme, müsse aber von Fall zu Fall betrachtet werden.

Die Freiheitsstatue in New York können Touristen nur von Weitem bewundernBild: Reuters

In diesen Tagen werden USA-Touristen zwar die üblichen Sehenswürdigkeiten verpassen oder nur aus der Ferne anschauen können, wie die Freiheitsstatue in New York. Dafür haben sie die Chance, weitaus weniger bekannte Ziele zu erkunden und können den Zuhausgeliebenen Urlaubsfotos ohne die Nullachtfünfzehn-Motive präsentieren. Das Geld von zurückerstatteten Tickets für Museen und Nationalparks wird wahrscheinlich nicht alle, aber zumindest einige Reisende trösten. Auf Grüße per Post muss im Übrigen niemand verzichten, denn Postämter sind ebenfall nicht vom Shutdown betroffen.

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