Die nationale Liste des immateriellen Kulturerbes ist um sieben deutsche Traditionen und Kulturtechniken reicher. Aufgenommen wurden historische Laienspiele, die an mittelalterliche Ereignisse erinnern sollen.
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Alte Traditionen als deutsches Kulturerbe
Das Auswahlverfahren ist lang und komplex. Jetzt hat die deutsche Unesco-Kommission über die Neuaufnahmen in die Liste des Immateriellen Kulturerbes in Deutschland entschieden. Kennen Sie den "Further Drachenstich"?
Bild: picture alliance / Armin Weigel/dpa
Further Drachenstich
Ein farbenprächtiges Spektakel ist das alljährliche Volksschauspiel "Der Drachenstich" im oberpfälzischen Furth im Wald. 1500 Menschen nehmen daran teil. Diese Tradition wird seit 500 Jahren gewahrt - und zeitgemäß weiter entwickelt. Die Kostümrollen der Ritter und Drachentöter sind bei den Jugendlichen des Ortes sehr beliebt. Wer teilnehmen will, muss eine Verbundenheit mit Furth nachweisen.
Bild: picture alliance / Armin Weigel/dpa
Landshuther Hochzeit
Das ist eines der grössten Feste in Europa: Die "Landshuter Hochzeit" erinnert alle vier Jahre als historisches Laienspiel an eine bedeutende adelige Vermählung im Jahre 1475. Das Brautpaar: der Landshuter Herzogsohn Georg und die polnische Königstochter Hedwig. Nachgespielt wird das bedeutsame Ereignis im bayrischen Landshut in zeitgenössischen Kostümen. 2500 Landshuter/innen wirken dabei mit.
Bild: picture-alliance/dpa/A. Weigel
Hebammenwesen
Die Hebammen verfügen seit Jahrhunderten über fundamentales medizinisches, anatomisches und geburtshilfliches Wissen. Eines der ältesten Zeugnisse für die Arbeit einer Hebamme bei der Geburt eines Kindes ist eine Tempelmalerei aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. Dieser Kupferstich stammt aus dem Jahr 1650 und wurde von dem Künstler Abraham Bosse gedruckt.
Bild: Getty Images/Hulton Archive
Tradiertes Wissen
Hebammen begleiten werdende Mütter vom Beginn der Schwangerschaft bis zum Ende der Stillzeit. Wichtiges Element ihrer Vorsorge sind Tast-Untersuchungen, wie hier im Bild, um die Lage des Ungeborenen festzustellen. Eine Steißlage ist beispielsweise gefährlich für Mutter und Kind. Für die Deutsche Unesco-Kommission ist das Wissen der rund 20.000 Hebammen essentiell für Geburten, und schützenswert.
Bild: picture alliance/dpa/F. Von Erichsen
Dombauhütten
Auch das Bauhüttenwesen in Ulm, Freiburg und wie hier Köln bewahrt tradiertes Wissen. Seit Jahrhunderten wird das Handwerk der Steinbearbeitung von Generation zu Generation weitergegeben. Der Kölner Dom ist in Bezug auf die Restaurierung seiner Fassaden ein Jahrhundert-Bauwerk - und eine Dauerbaustelle. Die Wiederherstellung der kunstvollen Schmuckelemente und Figuren wird noch Jahrzehnte dauern.
Bild: picture alliance/U. Baumgarten
Handwerkskunst
Der Kölner Dom, eine der größten Touristenattraktionen in Deutschland, ist ein Baukunstwerk von gigantischem Ausmaß. Er gilt als Meisterwerk gotischer Architektur, erbaut von 1248 bis 1880. Jahrhunderte hat der Bau der riesigen Kathedrale gedauert, bis auch die filigranen Türme mit allen Schmuckelementen endlich fertig waren. Bereits 1996 wurde sie in die Liste des Unesco-Welterbes eingetragen.
Bild: picture-alliance/dpa/O. Berg
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Zu den aktuellen Neuaufnahmen in diese bundesweite Liste zählen die traditionellen Historienspiele "Further Drachenstich" (Artikelbild) und "Landshuter Hochzeit". Beide erinnern an überlieferte Vorkommnisse im Mittelalter und sind als Kulturgut nach Ansicht der Deutschen Unesco-Kommission in Bonn schützenswert.
Als immaterielles Kulturerbe wurde auch die Spergauer Lichtmeß in die Liste aufgenommen. Jedes Jahr feiern die Bewohner in diesem Ortsteil von Leuna/Saale gemeinsam, um lautstark und mit viel Feuer den Winter auszutreiben. Den Brauch gibt es dort seit 1688.
Der Pfingsttanz der Verbandsgemeinde Mansfelder Grund-Helba wurde ebenfalls aufgenommen. Auch dort wird mit dem Fest traditionell der Winter aus der Region vertrieben. Da diese Tradition bis heute bewahrt und weiter aktiv betrieben wird, fördere sie den sozialen Zusammenhalt und die Gemeinschaft quer durch alle Generationen, so die Unesco-Kommission zur Begründung der Aufnahme.
Nominierung als Immaterielles Weltkulturerbe
Beschlossen wurde bei der Sitzung in Bonn auch die Nominierung des Hebammenwesens sowie des Bauhüttenwesens für die internationale Unesco-Liste des weltweiten Immateriellen Kulturerbes. Eine Entscheidung darüber fällt erst Ende 2020. Das medizinische Fachwissen der Hebammen ist bereits 2016 in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Deutschland aufgenommen worden.
Bauhütten, wie man sie vom Kölner Dom oder dem Ulmer Münster kennt, seien "Kompetenzzentren für Naturstein, in denen das Wissen der Steinbearbeitung seit Jahrhunderten bewahrt, weiter entwickelt und an künftige Generationen vermittelt wird", hieß es in der Begründung. Die Vernetzung der Bauhütten und der europaweite Wissensaustausch seien ein beispielhaftes Modell für die Bewahrung und Pflege des kostbarem Immateriellen Kulturerbes.