Unternehmen Datenklau
6. August 2013Bis zu 500 Milliarden US-Dollar kosten Kriminalität und Spionage im Internet die Wirtschaft weltweit. Das haben Experten des renommierten Softwareentwicklers McAfee und des Zentrums für Strategische und Internationale Studien (CSIS) herausgefunden. Doch wie gehen deutsche Unternehmen mit dieser Gefahr um?
Dieser Frage widmet sich eine Studie von Ernst & Young (E&Y). Die Beratungsgesellschaft hatte 400 Unternehmen zu den Themen Datenklau und Datensicherheit befragt. Darunter waren sowohl Großkonzerne als auch Mittelständler. "Die größten Gefahren ergeben sich weiterhin durch Wirtschaftsspionage von konkurrierenden Unternehmen", fasst Bodo Meseke, IT-Experte bei E&Y die Ergebnisse zusammen. Dabei hätten es die Datendiebe vor allem auf internes Know-how abgesehen.
Schwache Abwehr
Die Studie zeigt, dass das Bewusstsein um die Gefahren aus dem Internet steigt. So sehen neun von zehn befragten Managern eine wachsende Bedrohung durch Cyber-Attacken. Ihr Unternehmen selbst bewerten sie allerdings als wenig gefährdet und gut gesichert. Diese Mentalität des: "Es ist noch nie etwas passiert, es wird schon nix passieren", sieht Meseke besonders kritisch. "Meist arbeiten die Firmen mit veralteten Sicherheitssystemen und veralteter Schutzsoftware" erklärt er im Gespräch mit der DW. Eine Firewall oder komplexe Passwörter sind laut Studie die häufigsten Maßnahmen auf Unternehmensseite. Für geübte Hacker sei diese Form der Abwehr allerdings kein ernsthaftes Hindernis, so Meseke.
Mehr Sensibilität
"Viele Unternehmen unterschätzen ihr Potenzial und damit auch das Interesse von ausländischen Konkurrenten", sagt Ulrich Brehmer, Vorstandsmitglied in der Arbeitsgemeinschaft für Sicherheit der Wirtschaft (ASW). Er sieht darin ein zentrales Problem im Umgang mit der digitalen Bedrohung. "Ein gesteigertes Bewusstsein hin zum Know-how-Schutz und zur Datensicherheit wäre wünschenswert", erklärt der Experte im Gespräch mit der DW.
Dazu trage auch die Berichterstattung zum "Fall Snowden" bei. Denn langsam komme die Spionage in der Realität an. "Der NSA-Skandal hat für mehr Aufmerksamkeit seitens der Wirtschaft gesorgt", erklärt Brehmer. Spähprogramme wie Prism, Tempora und XKeyscore lauschten, sammelten und überwachten über das Internet. Was vor Jahrzehnten noch über den Kopierer gelaufen sei, geschehe heute fasst unsichtbar. "Wir hoffen dass diese Erkenntnis keine Momentaufnahme bleibt, sondern sich im Bewusstsein verankert", unterstreicht Meseke.
Spionage aus Ost und West
Auch der Ursprung der Angriffe wird von den Firmen anders bewertet. Standen früher nur Russland oder China unter dem Verdacht der Wirtschaftsspionage, finden sich in der aktuellen Studie auch die USA wieder. "Man muss nicht nur aus dem Osten mit Wirtschaftsspionage rechnen, sondern auch durch befreundete Staaten aus dem Westen", erklärt Brehmer. China gilt laut der Studie zwar weiterhin als der größte Risikoherd für Datenklau, aber die USA liegen nur knapp dahinter. Mit deutlichem Abstand folge Russland.
Doch wie können sich Unternehmen schützen? Ein Schutzkonzept gegen Plagiate und Datenklau durch Internetspionage lasse sich nur systematisch erarbeiten, erklärt Brehmer. Doch viele Unternehmen seien noch nicht so weit, die gewonnenen Erkenntnisse rund um die digitale Wirtschaftsspionage in eine gezielte Abwehr umzusetzen.