Deutsche Welle zeichnet ägyptischen Fotoblogger aus
30. Juni 2014 Der Publikumspreis ging an Euromaydan, die größte und bekannteste Facebook-Community in der Ukraine.
Die Jury des internationalen Wettbewerbs der Deutschen Welle vergab weitere Preise an Blogger und Social-Media-Aktivisten in der Ukraine, den Palästinensergebieten, in Indien und Bangladesch sowie an einen Sprachkünstler, der auf kreative Weise die Zensur in China umgeht.
Hauptpreisträger Mosa’ab Elshamy (23) begleitet auf http://facebook.com/mosaabelshamy aktuelle Themen und Entwicklungen in Ägypten mit ausdrucksstarken Reportagefotos. Die Bilderstrecken erzählen Geschichten aus Gesellschaft und Kultur seiner Heimat. Seine Dokumentation des Umbruchs in Ägypten und des Kriegs in Gaza 2012 haben ihm große Anerkennung verschafft.
Die Jury urteilt: „Mosa'ab Elshamy illustriert auf eindrucksvolle Weise die Gräben, die sich durch die ägyptische Gesellschaft ziehen. In einer verhärteten Auseinandersetzung verschafft er diesen Aspekten nachhaltig Aufmerksamkeit.“
Weitere Preisträger
In der Kategorie Best Social Activism fiel die Wahl auf die Webseite Visualizing Palestine. Die Macher der Webseite – ein Team aus Ramallah und Beirut – erstellen seit 2011 Infografiken zur Situation in den Palästinensergebieten, die auch von vielen traditionellen Medien übernommen werden. Unter anderem geht es um viel diskutierte Konfliktthemen wie den israelischen Siedlungsbau, auch um Umwelt, medizinische Versorgung und Bildung. „Die Webseite bricht einen komplexen und emotional aufgeladenen Konflikt auf eine verständliche Ebene herunter und visualisiert ihn“, so die Jury. In der Kategorie Best Social Activism würdigt die Deutsche Welle das Engagement in Sozialen Medien zur Stärkung von Demokratie und Menschenrechten.
In der Kategorie Best Innovation entschied sich die Jury für das Projekt BanglaBraille.com aus Bangladesch, wo mehr als eine Million Menschen blind sind. Für mehr als 50.000 blinde Schulkinder gibt es keine geeigneten Lehrbücher. Die Macher von BanglaBraille.com stellen auf ihrer Plattform Bücher als Audios bereit. Sie haben ein Netzwerk von engagierten Freiwilligen geschaffen, das die Bücher in die Blindenschrift Braille transkribiert und Spenden sammelt. Die Jury urteilt: „Das Projekt hat das Leben von vielen Schülern grundlegend verbessert und sich eines Problems angenommen, das die Behörden in Bangladesch sträflich vernachlässigen.“
Ein Sprachkünstler ist Preisträger in der Kategorie Most Creative & Original. Wortspiele haben im Chinesischen eine lange Tradition. Die Person hinter dem Account weicombo auf dem chinesischen Microblogging-Dienst weibo.com will sich politisch nicht verorten lassen und nennt sich – ins Deutsche übertragen – König@LinksMitteRechts. Sie kommentiert tagesaktuelle Ereignisse, oft mit nur einem Schriftzeichen, und gibt den Worten doppelte Bedeutung. Für die Leser ist es wie ein Ratespiel. Für die Jury von The Bobs „eine sehr kreative und schlaue Art, die Zensur in China zu umgehen. Die Wortspiele sind politisch und witzig zugleich.“
Der Global Media Forum Award geht nach Indien an Khabar Lahariya, eine ländliche Wochenzeitung auf Hindi. Sie erscheint in sechs Dialekten und wird von Frauen für Frauen geschrieben und produziert. Das Blatt richtet sich an die breite Bevölkerung in Nord- und Ostindien, die zumeist keinen Internetzugang hat. Khabar Lahariya ist für diese Menschen die wichtigste Informationsquelle. Die Macherinnen schreiben, drucken und verteilen die Zeitung und erstellen eine Online-Ausgabe unter www.khabarlahariya.org. „Die Zeitung ist ein herausragendes Beispiel für ein Projekt, das in einer benachteiligten Region den Zugang zu grundlegenden Informationen ermöglicht“, so die Jury.
Den Reporters Without Borders Award erhielt in diesem Jahr das ukrainische Portal Portal YanukovychLeaks (www.yanukovychleaks.org). Auf dieser Seite macht eine Gruppe von Aktivisten Dokumente zugänglich, die im Haus des ehemaligen Präsidenten Viktor Janukowitsch nach dessen Flucht gefunden wurden. Die Betreiber des Portals haben sich zum Ziel gesetzt, die große Datenmenge zu untersuchen und zu katalogisieren. „Vor allem in der aktuellen Krise ist es wichtig, kritischen Journalisten den Rücken zu stärken, sie zu ermutigen, trotz der Gefahren ihren Weg weiterzugehen“, sagt Jury-Mitglied Christian Mihr, Geschäftsführer von Reporter ohne Grenzen Deutschland. Die Organisation ist Partner der Deutschen Welle in dieser Preiskategorie.
Publikumspreis „Best Blog“ für Euromaydan
Parallel zur Jury-Entscheidung haben Internetnutzer ihre Favoriten für The Bobs gewählt. Einen Publikumspreis gibt es in allen sechs Kategorien sowie in den 14 Wettbewerbs-Sprachen. Insgesamt wurden über 70.000 Stimmen abgegeben.
Als Best Blog wählten die Nutzer Euromaydan, die größte und bekannteste Facebook-Community in der Ukraine (http://www.facebook.com/EuroMaydan). Sie wurde im November 2013 gegründet und hat sich zu einer bedeutenden Informationsquelle entwickelt. Die Seite ist ein wichtiges Instrument für die Verbreitung von Nachrichten, für Koordination und Mobilisierung. Alle Gewinner der Publikumspreise sind unter http://www.thebobs.com zu finden.
Offenen Diskurs über digitale Medien vorantreiben
Die Deutsche Welle hat The Bobs – Best of Online Activism 2004 ins Leben gerufen – mit dem Ziel, den offenen Diskurs im Sinne der Meinungsfreiheit über digitale Medien voranzutreiben und zu bereichern. Die eingereichten Vorschläge spiegeln die vielfältigen Möglichkeiten der Blogosphäre, sich für Meinungsfreiheit einzusetzen und Missstände transparent zu machen.
Die 15-köpfige internationale Jury hatte in einer Vorauswahl 154 Kandidaten nominiert. Mehr als 3.000 Webseiten und Onlineprojekte waren in diesem Jahr eingereicht worden.
Partner des Wettbewerbs
Premium-Partner sind Reporter ohne Grenzen und die re:publica, Medienpartner sind Lenta.ru, La nacion.com, Somewhere in..., Bdnews.com, Global Voices, Gooya, Terra, ntvmsnbc, MYNET, MEDYATAVA, China Digital Times, hromadske.tv, Mada Masr und webdunia.