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Deutsche Wirtschaft mit Spitzenwachstum

13. August 2010

Die deutsche Wirtschaft wächst so rasant wie noch nie seit der Wiedervereinigung. 2,2 Prozent Wachstum werden im zweiten Quartal gemeldet. Doch die Konjunktur könnte schon bald wieder an Schwung verlieren.

Symbolbild Aufschwung (Foto: Bilderbox)
Rasanter Aufschwung in DeutschlandBild: www.BilderBox.com

Die Konjunkturzahlen, die das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Freitag (13.08.2010) vorlegte, sind deutlich besser als erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg im zweiten Quartal 2010 im Vergleich zum ersten Vierteljahr um 2,2 Prozent.

Sondereffekt: Boom auf Baustellen nach langem WinterBild: picture alliance/dpa

Gegenüber dem Vorjahreszeitraum wuchs die deutsche Wirtschaft von April bis Juni preisbereinigt sogar um 4,1 Prozent. "Die Dynamik der Investitionen und des Außenhandels hatten dabei den größten Anteil", schrieben die Statistiker. "Aber auch die privaten und staatlichen Konsumausgaben trugen zum Wachstum bei." Außerdem habe ein Sondereffekt eine Rolle gespielt: Nachdem Frost und Schnee zu Jahresbeginn viele Baustellen lahm gelegt hatten, wurden diese Arbeiten im Frühjahr nachgeholt.

Das stärkste Wachstum gegenüber dem Vorquartal seit Frühjahr 1987 übertraf die Erwartungen der Analysten deutlich. Volkswirte hatten im Schnitt ein Wachstum von rund 1,3 Prozent vorhergesagt. Auch die Bundesregierung hatte in ihrem Jahreswirtschaftsbericht von Ende Januar lediglich einen Anstieg des BIP von 1,4 Prozent prognostiziert.

Brüderle: "XL-Aufschwung"

Wirtschaftsminister Brüderle erfreut über starken AufschwungBild: AP

Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle äußerte sich am Freitag in Berlin erfreut über das "ausgesprochen markante" Wirtschaftswachstum. Die Konjunkturerholung habe sich als weitaus kräftiger erwiesen, als dies noch vor kurzer Zeit von vielen für möglich gehalten wurde, betonte Brüderle. Von einem Wachstumswunder könne man zwar nicht sprechen, "aber wir erleben derzeit einen Aufschwung XL." Die Dynamik des zweiten Quartals lasse nun "ein Wachstum von weit über zwei Prozent für 2010 in den Bereich des Möglichen rücken".

Brüderle hob den Anteil der Konjunkturprogramme und Steuerentlastungen der Bundesregierung an der rasanten Konjunkturentwicklung im zweiten Quartal hervor. Nun aber sei die Wirtschaft wieder so stark, dass es kein "ängstliches Festhalten an den kostspieligen Krisen- und Stimulierungsmaßnahmen der letzten Jahre" geben dürfe. Die Zahlen seien "eine klare Ermutigung", nun aus den Staatshilfen für Unternehmen auszusteigen. Auch die öffentlichen Haushalte müssten konsequent saniert werden.

Konjunkturprogramme begünstigten Erholung

War ein Konjunkturbeschleuniger: AbwrackprämieBild: AP

Die Bundesregierung hatte in der Krise massive Konjunkturprogramme beschlossen, so etwa die Einführung der Abwrackprämie für Schrottautos oder die Förderung der Energiesanierung von Schulen und Kindergärten. Außerdem wurde die Möglichkeit für Kurzarbeit in Unternehmen ausgeweitet, um einem drohenden Anstieg der Arbeitslosigkeit zu begegnen.

Mit der Vorlage der neuen Zahlen korrigierte das Bundesamt zugleich auch das Wachstum im ersten Quartal auf 0,5 Prozent nach oben. Bisher hatten die Statistiker ein Plus von 0,2 Prozent gegenüber dem Schlussvierteljahr 2009 errechnet. Im Krisenjahr 2009 war das BIP mit 4,7 Prozent so stark eingebrochen wie noch nie seit Gründung der Bundesrepublik.

Der Wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung in der Hans-Böckler-Stiftung, Gustav A. Horn, sagte: "Das Ergebnis ist sensationell gut. Es zeigt sich nunmehr in aller Deutlichkeit, wie stark die weltweiten Konjunkturprogramme die Wirtschaft angeschoben haben."

Nachlassende Dynamik erwartet

Nicht nur die Bundesregierung, sondern auch die Bankenexperten haben ihre Prognosen für das Gesamtjahr 2010 von bisher 2,0 auf 3,5 Prozent deutlich angehoben. "Das wäre ein stärkeres Wachstum als im Boomjahr 2006", sagte der Deutschland-Chefvolkswirt von der Unicredit-Bank, Andreas Rees.

Allerdings rechnen die meisten Experten damit, dass sich das weltweite Wirtschaftswachstum in den kommenden Quartalen verlangsamen wird, auch weil die staatlichen Konjunkturprogramme auslaufen. Für 2011 rechnet die Mehrzahl der deutschen Volkswirte daher nur mit einem Plus von rund 1,5 Prozent. Der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, sagte: "Der Boom wird nicht ungebremst weitergehen. In den USA und in China weisen die Frühindikatoren bereits nach unten. Auch in Deutschland wird das Wachstum nachlassen, allerdings dürfte die Aufwärtsbewegung nicht abreißen."

Autorin: Ursula Kissel (dpa, rtr, apn, afp)
Redaktion: Sabine Faber

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