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Deutsche Wirtschaft wächst überraschend wieder leicht

30. Oktober 2024

Die Wirtschaftsleistung in Deutschland ist im dritten Quartal nicht wie erwartet geschrumpft, sondern im Gegenteil sogar gewachsen. Mit dieser Neuigkeit wartete das Statistische Bundesamt auf.

Kräne im Hamburger Containerhafen
Verladekräne am Hamburger Containerhafen warten auf Kundschaft Bild: Axel Heimken/dpa/picture alliance

Die Wirtschaftsleistung in Deutschland ist im dritten Quartal nicht gesunken, sondern gestiegen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte in den Monaten Juli bis September voraussichtlich um 0,2 Prozent zu. Diese Zahl nannte das Statistische Bundesamt in einer ersten Schnellschätzung. Analysten hatten damit gerechnet, dass die Wirtschaft um 0,1 Prozent geschrumpft ist.

Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum fiel das BIP ebenfalls um 0,2 Prozent höher aus. Dabei spielt aber eine Rolle, dass es im dritten Quartal 2024 einen Arbeitstag mehr gab als im selben Vierteljahr 2025. Ohne diesen "Kalendereffekt" ergibt sich ein Rückgang des BIP im Jahresvergleich um 0,2 Prozent. Über den Sommer war das BIP im zweiten Quartal nach korrigierten Zahlen noch um kräftige 0,3 Prozent zurückgegangen. 

An der Rezession vorbeigeschrammt

Mit dem Wachstum im dritten Quartal hat Deutschland den Rückfall in eine Rezession vermieden. Doch unabhängig davon, ob das Wachstum knapp über oder unter der Null-Linie liegt, gilt: Die deutsche Wirtschaft kommt seit vielen Monaten nicht vom Fleck. Bereits im Gesamtjahr 2023 war das BIP um 0,2 Prozent geschrumpft. Eine ähnliche Zahl erwarten die meisten Ökonomen und auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck bisher auch für das gesamte Jahr 2024. Besserung sei erst für das kommende Jahr in Sicht.

Hoffnungen beruhen vor allem darauf, dass sich die Rahmenbedingungen für mehr Dynamik zuletzt verbessert haben. Die Inflationswelle ist überstanden, die Preise sind derzeit stabil. Die Zinsen sinken. Das erleichtert es Unternehmen, Investitionen zu finanzieren. Für die Verbraucher macht es den Konsum im Verhältnis zu sparen attraktiver.

Dazu kommt, dass die Löhne und Gehälter in Deutschland zuletzt schneller stiegen als die Preise. Die Kaufkraft nahm zu. Bisher haben viele Haushalte dieses zusätzliche Geld aber lieber gespart - aus Sorgen vor einer unsicheren Zukunft.

Erste Zeichen für Aufwind

Immerhin waren im Oktober die wichtigsten Frühindikatoren für die Konjunktur nach monatelanger Talfahrt erstmals wieder nach oben gedreht. Dies galt etwa für den Einkaufsmanagerindex und zuletzt das Konsumklima. Außerdem stieg der Ifo-Geschäftsklimaindex - der wichtigste Frühindikator für die hiesige Wirtschaft - im Oktober nach zuvor vier Rückgängen in Folge erstmals wieder. "Die deutsche Wirtschaft konnte den Sinkflug vorerst stoppen", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. 

ifo-Praesident Clemens FuestBild: Frank Hoermann/SvenSimon/picture alliance

Die Bundesbank geht allerdings nicht davon aus, dass sich Europas größte Volkswirtschaft am Jahresende aus der hartnäckigen Konjunkturflaute befreien kann. "Im vierten Quartal könnte die wirtschaftliche Aktivität aus heutiger Sicht in etwa stagnieren", heißt es im aktuellen Monatsbericht: "Auch wenn für die deutsche Wirtschaft derzeit weiterhin keine Rezession im Sinne eines deutlichen, breit angelegten und länger anhaltenden Rückgangs der Wirtschaftsleistung zu erwarten ist, steckt sie doch nach wie vor in der seit Mitte 2022 anhaltenden Schwächephase fest."

Währungsfonds erwartet Stillstand

Der Internationale Währungsfonds (IWF) traut Deutschland dieses Jahr nur noch eine Stagnation zu. Alle anderen großen Industrienationen schlagen sich demnach besser. Der IWF verwies auf die anhaltende Schwäche der Industrie und Probleme auf dem Immobilienmarkt. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) rechnet nach ihrer Umfrage unter 25.000 Unternehmen damit, dass die größte Volkswirtschaft Europas im Wahljahr 2025 nur stagnieren wird.

In der globalen Wirtschaft macht ein Konjunktur-Programm in China zwar Hoffnung, dass auch die deutschen Exporte davon profitieren können. Als großes Risiko gilt dagegen ein möglicher Wahlsieg Donald Trumps in den USA. Er hat hohe Zölle auf Produkte aus Deutschland angekündigt. Auch die Kriege in der Ukraine und Nahost belasten die Aussichten.

Krise bei Volkswagen

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In Deutschland kommen besondere Probleme dazu. Die Industrie leidet unter hohen Energiepreisen und wachsendem Konkurrenzdruck aus China. Die Zahl der Insolvenzen nimmt zu. Mit der Autoindustrie steckt die wichtigste deutsche Industriebranche in einer Krise. Ökonomen schätzen, dass allein in diesem Sektor 130.000 Arbeitsplätze bedroht sind.

kle/AR (dpa, rtr, afp)