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GesellschaftSierra Leone

Deutscher Afrika-Preis 2024 geht an Yvonne Aki-Sawyerr

24. September 2024

Eine "Inspiration" ist die Bürgermeisterin von Freetown, findet die Deutsche Afrika-Stiftung. In sechs Jahren hat sie die Hauptstadt von Sierra Leone auf einen nachhaltigen Weg geführt.

Yvonne Aki-Sawyerr spricht in ein Mikrofon
Ausgezeichnet: Yvonne Aki-Sawyerr, Bürgermeisterin von FreetownBild: DW

Yvonne Aki-Sawyerr ist eine Frau, die anpackt. Die Bürgermeisterin von Freetown hat "ihre" Stadt in vielen Bereichen vorangebracht - beziehungsweise sogar zur Vorreiterin gemacht.

Die Hauptstadt des westafrikanischen Staates Sierra Leone hat jetzt eine Abwasseraufbereitungsanlage. 160 Wasserspeicher und Regenwassersammelsysteme wurden installiert. Umfangreiche Hochwasserschutzmaßnahmen wurden in die Tat umgesetzt. Abfälle aus Toiletten werden zu Kompost, Biogas und Heiz-Briketts verarbeitet, wie Aki-Sawyerr im Video erklärt. Das schütze auch Wälder, da weniger Bäume für Holz zum Kochen gefällt werden müssen. 

Und auch die Wasserversorgung der Stadt hat sich nachhaltig verbessert: Wasserkioske, ausgestattet mit solarbetriebenen Reinigungssystemen, ermöglichen vielen Gemeinden zum ersten Mal überhaupt den Zugang zu sauberem Wasser. Das fördert gleichzeitig die Selbstbestimmung junger Frauen - mit dem Kiosk können sie ein Unternehmen betreiben. Außerdem sinkt für Frauen beim Wasserholen das Risiko Opfer sexueller Übergriffe zu werden.

"Vision einer lebenswerten Hauptstadt"

Bemerkenswert, beeindruckend, preiswürdig - urteilt die Deutsche Afrika-Stiftung (DAS). Deshalb verleiht sie Yvonne Aki-Sawyerr den Deutschen Afrika-Preis 2024 für ihr Engagement um nachhaltige Stadtentwicklung und lokale Teilhabe. "Unerschütterlich" sei ihr Einsatz. Schritt für Schritt setze sie ihre "Vision einer lebenswerten, gerechten und nachhaltigen Hauptstadt" um. Dabei engagiert sich die Bürgermeisterin deutlich stärker, als ihr Amt es verlangen würde, findet die unabhängige Stiftung.

Freetown im Februar 2024: Die Wirtschaft in Sierra Leone kann Unterstützung gut gebrauchenBild: Seth/Xinhuapicture alliance

Die heute 56-Jährige wurde in Sierra Leone geboren und lebte u.a. in Ghana. Nach ihrem Studium war sie mehr als 25 Jahre als Finanzexpertin und Wirtschaftsprüferin in London tätig. Ihre Arbeit im öffentlichen Sektor Sierra Leones begann mit ihrem Engagement während der Ebola-Epidemie 2014/2015. Im Jahr 2018 wurde sie dann Bürgermeisterin von Freetown - einer Stadt, die von Jahrzehnten des Bürgerkriegs geprägt war. Im Juni 2023 wurde die beliebte Politikerin für eine zweite Amtszeit bestätigt.

Bemerkenswerte Erfolge - Vorbild für Lokalpolitiker weltweit

"Mit ihren Projekten schafft Aki-Sawyerr Arbeitsplätze und Investitionsmöglichkeiten in den Bereichen Tourismus, Abfallwirtschaft, Infrastrukturentwicklung und Green Economy", so die Deutsche Afrika-Stiftung. Auch im Bereich Verkehr gehe sie mit "innovativen Ideen voran". So hat die Bürgermeisterin unter anderem eine Machbarkeitsstudie für eine Seilbahn in Freetown in Auftrag gegeben. Die Seilbahn soll helfen, Staus und Luftverschmutzung in der Stadt zu reduzieren. Bisher schlecht angebundene Viertel könnten ebenfalls profitieren, wenn Bewohner weniger Zeit brauchen, um in zentrale Stadtbezirke zu gelangen.

Weiß, wo es langgeht: Yvonne Aki-Sawyerr (Mitte)Bild: DW

Sollte die Seilbahn gebaut werden, wird man von dort auch einen schönen Ausblick haben - ins Grüne: Im Rahmen der Initiative #FreetownTheTreeTown (Freetown, die Baumstadt) wurden unter Aki-Sawyerr bereits 977.000 neue Bäume gepflanzt. Damit sollen unter anderem die Auswirkungen des Klimawandels abgeschwächt und die umliegenden Wälder geschützt werden. Die Initiative schafft außerdem Einkommensmöglichkeiten für die Bürgerinnen und Bürger, die Bäume pflanzen und deren Wachstum digital überwachen. Freetown wird als Vorbild gesehen - unter anderem Südafrikas Hauptstadt Pretoria lässt sich hier von Freetown beraten.

Politische Partizipation - erfolgreich umgesetzt

Laut der Stiftung gilt Yvonne Aki-Sawyerr als Inspiration für aufstrebende politische Führungspersönlichkeiten in Afrika. Zum Beispiel, wie Bewohner der Stadt nachhaltig beteiligt werden an Entscheidungen und deren Umsetzung. Auch der langfristige Entwicklungsplan "Transform Freetown - Transforming Lives" (Verwandle Freetown - verwandle Leben) geht auf sie zurück. An diesem waren neben der Regierung auch Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft beteiligt. "Die Konzentration auf Arbeitsplätze in grünen und produktiven Sektoren wird das Wirtschaftswachstum und die Schaffung von Wohlstand für mehrere Generationen in unserer Stadt fördern", hofft Aki-Sawyerr. 

Preisverleihung am 16. Oktober in Berlin

"Ich bin überglücklich und fühle mich geehrt", sagte Aki-Sawyerr der DW nach der Verkündung. "Ich betrachte den Preis aber nicht nur als persönliche Anerkennung, sondern als Anerkennung unseres ganzen Landes. Ich nehme ihn im Namen meines gesamten Teams und der Einwohner von Freetown entgegen, die mit mir gemeinsam an dem Ziel arbeiten, unsere Stadt zu verändern. Dies ist ein Weg, der nicht ohne Herausforderungen war. Aber ich bin sehr dankbar dafür, dass die Arbeit, die wir geleistet haben, nicht nur im Land, sondern auch international anerkannt wird."

Preisträgerin Yvonne Aki-Sawyerr (Mitte) mit Sabine Odhiambo (r.), Generalsekretärin der Deutschen Afrika Stiftung und Jens Kraus-Massé (l.), deutscher Botschafter in Sierra Leone Bild: DW

Der Deutsche Afrika-Preis 2024 wird am 16. Oktober von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas in Berlin überreicht. Aki-Sawyerr setzte sich bei der unabhängigen 20-köpfigen Jury unter mehr als zwei Dutzend Kandidatinnen und Kandidaten durch.

Der Preis gilt als renommierteste Anerkennung für afrikanische Persönlichkeiten in Deutschland. Die Deutsche Afrika Stiftung (DAS) ehrt damit seit 1993 herausragendes Engagement für Demokratie, Frieden, Menschenrechte, nachhaltige Entwicklung, Forschung, Kunst und Kultur sowie gesellschaftliche Belange in Afrika. Die DAS ist eine überparteiliche Stiftung, die sich für die Vermittlung eines differenzierten Afrikabildes im politischen Raum und der deutschen Öffentlichkeit einsetzt.

Bürgermeisterin Aki-Sawyerr hat Freetown spürbar geprägt und verändertBild: John Wessels/AFP
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