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Auszeichnung für den Deutschen Alpenverein

21. November 2023

Klimaneutral bis 2030 – diesem Ziel hat sich der größte Bergsportverband der Welt verschrieben. Sein engagiertes Klimaschutzkonzept wird nun mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet.

Wanderer am Gipfelkreuz des Gamsköpfl, im Alpenraum Brauneck, Deutschland
Mit 1,5 Millionen Mitglieder ist der DAV der größte Bergsportverein der WeltBild: Klaus Listl

Die Folgen des Klimawandels in den Alpen bekommen Steffen Reich und seine Mitstreiter aus nächster Nähe zu spüren: die Gletscher schmelzen, die Steinschlaggefahr nimmt zu, bestimmte Routen sind für Bergsteiger nicht mehr begehbar. "Wir sind ganz direkt betroffen vom Klimawandel", sagt Reich, Ressortleiter Naturschutz beim Deutschen Alpenverein (DAV). "Das sind Erfahrungen, an denen wir merken, dass wir etwas tun müssen für den Klimaschutz."

Das Schmelzen der Gletscher ist eine der sichtbarsten Folgen des Klimawandels. Hier zu sehen: der Hintertuxer Gletscher in ÖsterreichBild: Frank Hammerschmidt/dpa/picture alliance

Seit 2021 gibt es ein ehrgeiziges Klimaschutzprojekt

Wandern, Bergsteigen, Klettern, Mountainbiken, Skitouren - den Bergsport in seiner ganzen Vielfalt so naturverträglich wie möglich zu fördern, ist das Anliegen des DAV. Mit seinen fast 1,5 Millionen Mitgliedern hält der Verein Wanderwege in Schuss und betreibt hunderte von Wanderhütten und Kletterhallen. Darüber hinaus setzt der Deutsche Alpenverein sich schon seit Jahren für den Natur- und Klimaschutz ein. Seit 2021 gibt es ein ehrgeiziges Klimaschutzkonzept, das nun mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2024 in der Kategorie Freizeitwirtschaft ausgezeichnet wird. "Die Jury hat den Deutschen Alpenverein als größten Bergsportverband der Welt ausgewählt, weil sie ihn als zentralen Akteur des nachhaltigen Wandels in der Freizeitwirtschaft sieht", heißt es in der Begründung. 


Der DAV betreibt mehr als 300 Hütten in Deutschland und Österreich. Viele wurden mit Fotovoltaikanlagen nachgerüstet, wie die Kaltenberghütte im VoralbergBild: Deutsche Alpenverein

Das erklärte Ziel des DAV ist es, bis 2030 klimaneutral zu sein. "Und das nicht etwa durch Kompensationszahlungen, sondern vor allem durch das Vermeiden von Emissionen", sagt Steffen Reich. Zu dem Zweck habe man unter anderem das sogenannte Klimaschutzbudget eingeführt: Jeder der 356 regionalen Mitgliedsvereine des DAV fertigt jährlich eine Klimabilanz an, die den genauen CO2-Abdruck ermittelt. Im vergangenen Jahr fielen im DAV demnach 51.000 Tonnen CO2 an. Für jede einzelne davon müssen 90 Euro beiseite gelegt und im kommenden Jahr so investiert werden, dass die Emissionen sinken, erklärt Reich. "Etwa in die Verbesserung der Infrastruktur, in Bildungsmaßnahmen oder in die Anschaffung eines klimafreundlicheren Busses." Die Idee eines solchen Steuerungsmechanismus sei zwar nicht neu, dennoch leiste man hier Pionierarbeit. 2025 soll der interne CO2-Preis auf 140 Euro pro Tonne steigen.

Der größe CO2-Posten ist die Mobilität

Das aber ist längst noch nicht alles. So wird derzeit die Energieversorgung sämtlicher DAV-Einrichtungen, darunter über 300 Hütten in Alpen und Mittelgebirgen sowie 220 Kletterhallen, komplett auf Ökostrom umgestellt. Außerdem werden Fotovoltaikanlagen installiert und die Energieeffizienz verbessert. Der mit Abstand größte Teil des CO2-Abdrucks aber kommt durch etwas anderes zustande. "Der bedeutendste Posten ist die Mobilität", sagt Reich, sprich: die Anreise in die Berge. Zwar setze man, wo immer es geht, auf den öffentlichen Nahverkehr, häufig aber sei dieser nicht genügend ausgebaut, um als echte Alternative zu dienen. Deshalb habe man nun eine Mitfahrerplattform geschaffen, damit zumindest die Auslastung der Fahrzeuge besser wird, mit denen die Bergsportler ins Gebirge gelangen.


Der Transport in die Berge verursacht einen Großteil der CO2-Emissionen. Nicht überall gibt es ein öffentliches Busnetz, wie hier in Oberbayern.Bild: Deutsche Alpenverein

Gänzlich neu ist das Engagement des DAV für den Erhalt der Natur nicht. "Das Thema spielt bei uns schon viel länger eine Rolle", sagt Reich. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts habe sich der 1869 gegründete DAV auch für die Erhaltung der Schönheit und Ursprünglichkeit der Alpen eingesetzt. Seit 1927 ist der Naturschutz in der Satzung festgeschrieben. Der DAV ist als Naturschutzvereinigung anerkannt. Und so spricht sich Steffen Reich beispielsweise gegen die Erschließung bislang unberührter Gegenden der Alpen aus. Das betrifft insbesondere die Erweiterung von Skigebieten, aber auch Großprojekte wie etwa den geplanten Bau eines Pumpspeicherkraftwerks im Platzertal in Tirol. Seit der diesjährigen DAV-Hauptversammlung, die kürzlich in Bregenz stattfand, ist nun ausdrücklich auch der Klimaschutz in der Satzung verankert.

Spinatködel - lecker, regional und vegetarisch. Auch nachhaltige Verpflegung reduziert den CO2-Abdruck der DAV-HüttenBild: Deutsche Alpenverein

Für diese Bemühungen wird der DAV jetzt mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet. Der Preis wird seit 2008 von der gleichnamigen Stiftung in Zusammenarbeit mit dem WWF, der Deutschen Industrie- und Handelskammer sowie dem Bundesumweltministerium verliehen und gilt als eine der bedeutendsten Auszeichnungen in diesem Bereich. Prämiert werden "wegweisende Beiträge zur Transformation in eine nachhaltige Zukunft".

Mit dem Zug zur Preisverleihung

Die Preisverleihung findet im Rahmen des Nachhaltigkeitskongresses am 23. und 24. November in Düsseldorf statt. 100 Unternehmen aus 20 Wirtschaftssektoren werden mit dem nicht dotierten Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet. "Wir haben uns natürlich sehr darüber gefreut", sagt Steffen Reich. "Es handelt sich schließlich um eine renommierte Auszeichnung." Die Anreise von München nach Düsseldorf erfolgt natürlich mit dem Zug. Flugzeuge sind auf Kurzstrecken nämlich tabu – auch das ist Teil der Klimaschutzstrategie des DAV.

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