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Deutscher Buchpreis geht an Martina Hefter

15. Oktober 2024

In ihrem Roman "Hey guten Morgen, wie geht es dir?" erzählt Autorin Martina Hefter von einer Frau, die nachts im Internet abtaucht und auf einen Heiratsschwindler trifft. Doch es ist nicht alles so, wie es scheint...

Eine Frau steht lachend vor einer Wand, auf der "deutscher buchpreis " steht
Martina Hefter kann sich über 25.000 Euro Preisgeld freuenBild: Andreas Arnold/dpa/picture alliance

Juno heißt die Romanheldin. Sie ist eine Frau in mittleren Jahren, Tänzerin und Performance-Künstlerin - genau wie Autorin Martina Hefter selbst. Doch da hören die Ähnlichkeiten auch schon auf. Denn Juno lebt in zwei Welten: Tagsüber pflegt sie ihren schwerkranken Mann Jupiter, nachts chattet sie im Netz, um ihrem Alltag zu entfliehen. Dabei trifft sie auf sogenannte "Love-Scammer", Männer, die man früher Heiratsschwindler genannt hätte. Mittels Fake-Profilen nehmen sie Kontakt zu Liebessuchenden auf, um sie dann um ihr Geld zu bringen.

Juno lernt Benu aus Nigeria kennen, der nicht ahnt, dass sein vermeintliches Opfer ebenfalls seine wahre Identität verschleiert. Irgendwann fragt man sich, wer hier wen betrügt - und doch entwickeln die beiden auch Momente wahrer Nähe, welche die Grenzen zwischen Realität und Lüge verschwimmen lassen.

Eine "ganze eigene Anziehungskraft"

Preisgekrönt: "Hey Guten Morgen, wie geht es dir?"Bild: Klett-Cotta

Für ihren Roman "Hey guten Morgen, wie geht es dir?" wurde die Autorin Martina Hefter am Montag (14.10.2024) bei einem Festakt in Frankfurt am Main mit dem Deutschen Buchpreis 2024 ausgezeichnet. In ihrem Buch thematisiert sie menschliche Sehnsüchte, koloniale Strukturen und die Macht von Illusionen. "Es handle sich um ein klug choreografiertes Buch, das "eine ganz eigene Anziehungskraft ausübt", heißt es in der Begründung der Jury. "Auf faszinierende Weise verbindet der Roman zermürbenden Alltag mit mythologischen Figuren und kosmischen Dimensionen, er navigiert zwischen Melancholie und Euphorie, reflektiert über Vertrauen und Täuschung."

Martina Hefter: "Hey guten Morgen, wie geht es dir?"

02:13

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Mahnende Worte: "Wir müssen wachsam sein"

Martine Hefter konnte kaum fassen, dass sie den Preis zugesprochen bekam. Sie widmete die Auszeichnung all ihren Leserinnen und Lesern und schlug in ihrer Dankesrede mahnende Worte an. Die Arbeit an diesem Roman sei mit Leuten zustande gekommen, die sie begleitet hätten, sagte sie - "darunter sind auch Menschen, die nach dem Willen einer Partei ... nicht so unbedingt in der Mitte der Gesellschaft stehen oder gar nicht hier sein sollen. Weil sie vielleicht die falsche Hautfarbe haben oder eine Behinderung haben oder sich keinem Geschlecht zugehörig fühlen." Und sie gab den Zuhörern mit auf den Weg: "Wir müssen wachsam sein, wir können laut sein und wir müssen uns einmischen."

Es ist nicht der erste Preis, den die aus dem bayerischen Pfronten stammende 59-jährige Künstlerin und Schriftstellerin erhält. Erst im August wurde sie zur Gewinnerin des Großen Preises des Deutschen Literaturfonds gekürt. Mit ihrem "leichtfüßigen Gestus, dem eindrücklichen Alltagsparlando und ihrem komplexen Formbewusstsein" habe Martina Hefter eine "eigensinnige Sprache" gefunden, urteilten die Juroren.

Buchpreis wird zum 20. Mal verliehen

Hefter studierte am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig, wo sie seit 1997 wohnt. Sie verbindet in ihren Werken sprachliche mit tänzerischen Elementen und veröffentlichte bereits mehrere hochgelobte Romane und Gedichtbände und. Jetzt kommt zu ihren Auszeichnungen der Deutsche Buchpreis hinzu, der jährlich vom Börsenvereins des Deutschen Buchhandels vergeben wird.

Er gilt als eine der wichtigsten Ehrungen der Branche und wurde zum 20. Mal verliehen. Die siebenköpfige Jury hat dafür insgesamt 180 Romane aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gesichtet. Die Vorsteherin des Börsenvereins, Karin Schmidt-Friderichs, verwies bei dem Festakt auf den kreativen Nutzen von Kunst. Nötig seien auch Stimmen, die provozierten oder irritierten, sagte sie in ihrer Rede. "Denn die Welt ist nicht eindeutig."

Traditionell wird die Auszeichnung vor dem Beginn der Frankfurter Buchmesse verliehen, die am Dienstag (15.10.2024) im Beisein von Italiens Kulturminister Alessandro Giuli und Kulturstaatsministerin Claudia Roth eröffnet wird. Italien ist in diesem Jahr Gastland. Für den diesjährigen Buchpreis waren neben Hefter auch Maren Kames, Clemens Meyer, Ronya Othmann, Markus Thielemann und Iris Wolff nominiert. Die Gewinnerin erhält ein Preisgeld von 25.000 Euro, alle anderen Nominierten je 2500 Euro. Im vergangenen Jahr erhielt Tonio Schachinger den Preis für "Echtzeitalter".

suc/am (mit AFP, dpa)