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Katastrophe

Deutscher Impfstoff nicht nur für die USA

15. März 2020

Eine deutsche Firma forscht mit Hochdruck an einem Mittel gegen das Coronavirus. Die USA haben versucht, sich die Arbeit der Forscher zu sichern. Doch die Firma winkte ab: Man wollte einen Impfstoff für die ganze Welt.

Deutschland Forschung Coronavirus
Forscher suchen ein Mittel gegen das Coronavirus (Symbolbild)Bild: picture-alliance/dpa/C. Gateau

Ein Exklusivvertrag etwa mit den USA für einen Corona-Impfstoff kommt für das Tübinger Pharmaunternehmen CureVac nach einem Bericht des Mannheimer Morgen nicht in Frage. "Wir wollen einen Impfstoff für die ganze Welt entwickeln und nicht für einzelne Staaten", sagte der Geschäftsführer und Mitbegründer des Hauptinvestors dievini Hopp BioTech Holding, Christof Hettich, der Zeitung.

Seit Januar forscht das Pharmaunternehmen CureVac an einem Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus. Man halte entschlossen an dem Unternehmen, den Mitarbeitern und auch dem Hauptstandort in Tübingen fest, sagte Hettich weiter.

Deutschland bietet gegen die USA

Zwischen Deutschland und den USA gibt es Auseinandersetzungen um das Tübinger Unternehmen. Das Bundesgesundheitsministerium in Berlin bestätigte einen entsprechenden Bericht der Welt am Sonntag. US-Präsident Donald Trump versuche, deutsche Wissenschaftler mit hohen finanziellen Zuwendungen nach Amerika zu locken oder das Medikament exklusiv für sein Land zu sichern, heißt es aus Regierungskreisen. Ein US-Regierungsvertreter sagte der Nachrichtenagentur AFP, der Bericht sei "extrem übertrieben".

CureVac-Mitarbeiter Philipp Hoffmann forscht zum neuen ImpfstoffBild: Reuters/A. Gebert

Der US-Präsident biete der Tübinger Impfstoff-Firma angeblich einen hohen Betrag, um sich deren Arbeit exklusiv zu sichern. Trump tue alles, um einen Impfstoff für die USA zu bekommen. "Aber eben nur für die USA", hieß es in der Bundesregierung. Vertreter der Regierung verhandeln nun mit CureVac. "Die Bundesregierung ist sehr daran interessiert, dass Impf- und Wirkstoffe gegen das neuartige Coronavirus auch in Deutschland und in Europa entwickelt werden", bestätigte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums. "Diesbezüglich ist die Regierung in intensivem Austausch mit der Firma CureVac." Deutschland versuche das Unternehmen mit finanziellen Angeboten zu halten.

Ein US-Regierungsvertreter sagte AFP, die US-Regierung habe mit mehr als 25 Unternehmen gesprochen, die nach eigenen Angaben an einem Impfstoff arbeiteten. Die meisten hätten bereits Startkapital von US-Investoren erhalten. "Wir werden weiter mit jeder Firma sprechen, die sagt, dass sie helfen kann", hieß es weiter. "Und jede Lösung würde mit der Welt geteilt werden."

"America First" in der Corona-Krise

Aus der SPD kam Kritik an dem mutmaßlichen Vorgang. Es handele sich "um eine ethische, nicht wirtschaftliche oder gar nationale Frage", erklärte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Bärbel Bas in Berlin. Bei einer Pandemie geht es um alle Menschen und nicht um 'America first'." FDP-Chef Christian Lindner bezeichnete den Versuch, über die Abwerbung eines deutschen Unternehmens exklusiven Zugang zu einem möglichen Corona-Impfstoff zu erlangen, im Deutschlandfunk als "Affront". Die Linken warnten, daraus dürfe kein Milliardengeschäft gemacht werden.

Impfstoff gegen Coronavirus: Deutsche Forscher im Wettlauf mit der PandemieBild: picture-alliance/dpa/J.-P. Strobel

Das Bundesforschungsministerium verwies darauf, dass die Impfstoffforschung mit staatlichen Geldern gefördert werde. "Die Bundesregierung hat die finanzielle Förderung der Entwicklungen zuletzt stark ausgeweitet", sagte ein Sprecher von Bundesforschungsministerin Anja Karliczek den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die internationale Impfstoff-Allianz CEPI habe unter anderem die Firma CureVac mit der Entwicklung eines Impfstoffs beauftragt.

Auch Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier betonte, die Bundesregierung habe "ein hohes Interesse, Wirkstoffe und Impfstoffe in Deutschland und Europa zu produzieren". Sein Ministerium verwies gegenüber der Funke-Gruppe zugleich auf die Möglichkeit der Bundesregierung, sich Übernahmen deutscher Unternehmen aus Drittstaaten näher anzuschauen und gegebenenfalls einzuschreiten, "insbesondere wenn es um nationale oder europäische Sicherheitsinteressen geht".

pgr/uh (dpa, afp)

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