Für mehr Haltung und Mut plädierte die Präsidentin der Filmakademie, Iris Berben, bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises. Lolas gingen an Sandra Hüller, Peter Simonischek und "Toni Erdmann" als besten Spielfilm.
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Deutscher Filmpreis 2017: Lola für Bestleistung im Film
Zum 57. Mal wurde der Deutsche Filmpreis verliehen. Ein Abend im Zeichen der Politik, Akademie-Präsidentin Iris Berben rief zur Mehr Haltung im Film auf. Als bester Schauspieler wurde Peter Simonischek ausgezeichnet.
Bild: picture-alliance/dpa/Komplizen Film/NFP marketing & distribution
Preisregen für "Toni Erdmann"
Inzwischen scheint es die Rolle seines Lebens zu sein: Schauspiel-Profi Peter Simonischek ist mittlerweile weltweit bekannt als "Toni Erdmann", seine Rolle in Maren Ades preisgekrönter Filmkomödie. In Berlin wurde er dafür mit einer Lola als bester Schauspieler ausgezeichnet. Schauspielkollegin Sandra Hüller bekam die Lola als beste Schauspielerin.
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"Toni Erdmann": Lola für bestes Drehbuch
Mit großen Vorschusslorbeeren ist Maren Ades Tragikomödie "Toni Erdmann" ins Rennen um den Deutschen Filmpreis gegangen - und holte die Lola für Drehbuch, Regie, Schnitt und als bester Spielfilm. Und beide Hauptdarsteller wurden in Berlin ausgezeichnet. Insgesamt ein sechsfacher Erfolg für den bereits mehrfach preisgekrönten Film.
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4 Lolas für "Wild"
Der Film gehörte zu den Favoriten für die Lola. "Wild" von Nicolette Krebitz bekam gleich vier Filmpreise: eine Lola in Bronze für den besten Film, dann für beste Kamera, beste Tongestaltung und die beste männliche Nebenrolle. Ania (Lilith Stangenberg) zähmt einen Wolf und beginnt mit ihm in der Stadt zu leben. Eine Liebesbeziehung, denn der Wolf bringt Ania das große Glück.
Bild: NFP/Christian Hüller
Silber für "24 'Wochen"
Völlig aus der Bahn geworfen: die Kabarettistin Astrid liebt ihren Beruf und wird schwanger. Als sie erfährt, dass sie ein behindertes Kind erwartet, müssen sie und ihr Mann eine schwerwiegende Entscheidung treffen. Das erschütternde Drama von Regisseurin Anne Zohra Berached bekam dafür in Berlin die Lola in Silber in der Kategorie "Bester Spielfilm".
Bild: Friede Clausz, Neue Visionen Filmverleih
Lola für "Willkommen bei den Hartmanns"
Ein Film, der perfekt zur angespannten Lage passt: Die Komödie handelt von einer deutschen Familie, die einen Flüchtling bei sich aufnimmt. Die Hartmanns leben in einem schicken Einfamilienhaus, in dem sie für den alleinstehenden Nigerianer Diallo ein Zimmer räumen. Regisseur Simon Verhoeven hat die Lola für den besucherstärksten Film abgeräumt: 3,5 Millionen Zuschauern sahen die Komödie.
Bild: picture-alliance/dpa/Foto: Warner Bros. Ent
Bester Dokumentarfilm: "Cahier Africain"
Die Jury der Deutschen Filmakademie hat einen herausragenden Dokumentarfilm mit einer Lola ausgezeichnet. Ein Schulheft steht am Anfang von "Cahier Africain". 300 Frauen, Mädchen und Männer haben darin festgehalten, was ihnen kongolesische Rebellen im Bürgerkrieg angetan haben. Regisseurin Heidi Sperlonga erzählt die erschütternde Geschichte zweier Frauen.
Bild: déjà-vu film
Zwei Lolas für "Paula"
Regisseur Christian Schwochow konnte bei der Verleihung des Deutschen Preises eine Lola für das beste Szenenbild und noch für das beste Maskenbild entgegen nehmen. Der Kinofilm erzählt in grandiosen Bildern das Leben der deutschen Malerin Paula Modersohn-Becker, gespielt von der Schweizer Schauspielerin Carla Juri, hier mit Roxanne Duran als Clara Rilke-Westhoff.
Bild: Pandora Film / M. Menke
Lola für Lebenswerk: Monika Schindler
Die Schnittmeisterin Monika Schindler erhält in diesem Jahr eine Ehren-Lola für ihr Lebenswerk. Mehr als 100 Dokumentar- und Fernsehfilmen hat sie künstlerisch und handwerklich mitgestaltet. Gelernt hat die 78-Jährige in den DEFA-Studios in Babelsberg. Nach der Wende konnte sie als Filmeditoren im Westen Fuß fassen und arbeitete bald mit bekannten Regisseuren zusammen.
Bild: Oliver Glasenapp
Bester Kinderfilm: "Auf Augenhöhe"
Die Lola-Trophäe geht in diesem Jahr an die Regisseure Evi Goldbrunner und Joachim Dollhopf. Ihr tragisch-komischer Kinofilm über einen Jungen und seinen kleinwüchsigen Vater wurde von der Jury mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet. Er setzte sich erfolgreich gegen die Romanverfilmung "Timm Thaler und das verkaufte Lachen" von Andreas Dresen durch.
Bild: Wolfgang Ennenbach
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"Wir haben etwas zu verteidigen", sagte Iris Berben bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises Freitagabend in Berlin. Sie rief die Kinoschaffenden auf, politisch Haltung zu zeigen. Es gehe um Demokratie, ein gemeinsames Europa und "unsere Freiheit". Rechtspopulisten dürften keinen Platz bekommen.
"Toni Erdmann" räumt Preise ab
Die Deutsche Filmakademie kürt die Gewinner der Lolas, die als wichtigste Auszeichnung für das deutsche Kino gelten. Die erste Trophäe ging am Freitagabend an den Österreicher Peter Simonischek (Artikelbild), der für seine Rolle in Maren Ades Film "Toni Erdmann" geehrt wurde. Er selbst war nicht anwesend, bedankte sich aber über eine Video-Schalte (Artikelbild) mit den Worten: "Ich bin einfach sehr glücklich."
Regisseurin Maren Ade selbst konnte in Berlin gleich zwei Lolas entgegen nehmen: einmal für das beste Drehbuch und dann auch für die beste Regie. Ihre Hauptdarstellerin Sandra Hüller (Artikelbild, li) wurde von der Filmakademie als beste Schauspielerin mit der begehrten Trophäe ausgezeichnet.
Die Lola als beste Nebendarstellerin konnte Fritzi Haberlandt für ihre Rolle in dem Drama "Nebel im August" entgegen nehmen. Der Film handelt von einem Kinderschicksal in der Nazi-Zeit. Der Dokumentarfilm "Cahier Africain" von Regisseurin Heidi Specogna bekam den Deutschen Filmpreis als bester Dokumentarfilm. Er hatte bereits auf den Filmfestivals in Locarno, Cannes und auf der Berlinale großen Erfolg.
Davor kam für eine kurze Skype-Ansprache der US-amerikanische Dokumentarfilmer Michael Moore in Berlin zu Wort. Er bedankte sich im Namen der Amerikaner bei den Deutschen für Donald Trump, eine ironische Anspielung auf die deutsche Wurzeln der Familie des US-Präsidenten. "Wir brauchen die Wahrheit", warb Moore für mehr politische Dokumentarfilme.
Die Lola für den besten Kinderfilm ging an "Auf Augenhöhe" von Evi Goldbrunner und Joachim Dollhopf, eine Geschichte über einen Jungen und seinen kleinwüchsigen Vater. Goldbrunner und Dollhopf setzten sich damit gegen die Romanverfilmung "Timm Thaler oder das verkaufte Lachen" von Andreas Dresen durch.
Mit einer Lola für den besucherstärksten Film wurden die Macher der Flüchtlingskomödie "Willkommen bei den Hartmanns" ausgezeichnet. Mehr als 3,6 Millionen Zuschauer sahen den Film im Kino. Regisseur Simon Verhoeven sei es gelungen, ein ganzes Land im Zeichen der Flüchtlingskrise zu porträtieren, so Laudator Til Schweiger. Die Hauptrolle spielt Verhoevens Mutter Senta Berger.
Glamouröses Schaulaufen auf dem roten Teppich
Der rote Teppich bei der Verleihung des 67. Deutschen Filmpreises war schon am Nachmittag ausgerollt. Rund 2000 prominente Gäste kamen ins Berliner Palais am Funkturm - ein langes Schaulaufen vor den Fans und zahlreichen Fotografen, und das in wechselhaftem Berliner Aprilwetter.
In glamourösen Roben oder im eleganten Smoking posierten die Stars ausgiebig vor den Kameras und freuten sich über ein Wiedersehen mit Kollegen. Die Lola-Verleihung ist für Schauspieler, Regisseure und andere Filmschaffende immer eine Art Familientreffen - selten kommen so viele Macher aus der deutschen und auch internationalen Filmbranche auf einmal zusammen.
Über die Lola-Gewinner entscheiden die Deutsche Filmakademie mit ihren knapp 1900 Mitglieder. Präsidentin ist die Schauspielerin Iris Berben. Der Deutsche Filmpreis ist mit insgesamt knapp drei Millionen Euro Preisgeldern der höchstdotierte deutsche Kulturpreis.
pl/hm (dpa)
Mehr zur Verleihung des Deutschen Filmpreis 2017 und den diesjährigen Preisträgern können Sie in unserer aktuellen Ausgabe von KINO sehen und erfahren.