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Deutscher Luftraum bleibt gesperrt

19. April 2010

Die Fluggesellschaften wollen eine rasche Öffnung des Luftraums über Europa. Doch Bundesverkehrsminister Ramsauer will sich "nicht unter Druck setzen" lassen. Die Sperrung wurde nochmals verlängert.

Abflugtafel in Frankfurt (Foto: AP)
Egal wohin die Reise gehen soll: Die Flüge sind gestrichenBild: AP

Die Sperrung des deutschen Luftraums ist nach Angaben der Deutschen Flugsicherung (DFS) bis Dienstagmorgen, 2.00 Uhr (MESZ), verlängert worden. "Bis dahin bleibt bis auf weiteres der deutsche Luftraum für An- und Abflüge gesperrt", sagte eine DFS-Sprecherin am Montag (19.04.2010).

Bislang hatte das Flugverbot bis 20 Uhr gegolten. Kurzfristige Änderungen sind laut DFS aber möglich - je nach Wetterlage. Im Laufe des Tages könnte einzelnen Flughäfen vorübergehend eine Starterlaubnis erteilt werden. Dies war am Sonntag bereits zum Teil geschehen.

Die Fluggesellschaften sind empört, schließlich kostet die Branche jeder Tag am Boden schätzungsweise 150 Millionen Euro. Lufthansa, Air Berlin und andere Unternehmen bemängeln vor allem, dass die Sperrungen allein auf Grundlage von Computersimulationen veranlasst worden seien. Die Durchmischung der Wolken sei mittlerweile so groß, dass hierzulande keine Gefahr bestehe, sagte Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber. Bei Testflügen der Lufthansa und anderer Airlines seien keinerlei Schäden an den Maschinen entstanden. "Niemand will durch eine Vulkanasche-Wolke fliegen. Aber was wir in den vergangenen Tagen gesehen haben, ist alles andere als Gefährdungspotenzial", sagte Mayrhuber.

Scharfe Töne

Mayrhuber: Aussagen des Ministers sind "ungeheuerlich"Bild: picture-alliance/ dpa

Zugleich attackierte der Konzernchef Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU): Es sei "ungeheuerlich, der Lufthansa oder den deutschen Airlines zu unterstellen, dass sie Umsatz vor Sicherheit stellen". Die heutigen Sicherheitsstandards in der Luftfahrtindustrie seien "mitnichten durch Ministererlässe erreicht" worden, sondern durch die solide Arbeit dieser Industrie, sagte Mayrhuber.

Ramsauer hatte zuvor mit Blick auf die Kritik am Flugverbot erklärt, er werde sich "nicht von Fluglinien unter Druck setzen lassen". Für ihn habe die Sicherheit der Passagiere Priorität. Er werde es niemals zulassen, "dass gegen den Verlust von Umsätzen das Risiko für Leib und Leben von Reisenden gegengerechnet wird".

Chaos-Tage

Die Aschewolke aus Island hatte in den letzten Tagen in Europa ein noch nie dagewesenes Reise-Chaos verursacht. In etwa 30 Staaten einschließlich Deutschland mussten zehntausende Reisende wegen abgesagter Flüge auf Fähren, Züge oder Mietwagen umsteigen. Transitreisende harren an Flughäfen aus.

Feldbetten für Transitreisende: Viele von ihnen dürfen den Frankfurter Flughafen nicht verlassenBild: AP

Nach Angaben der europäischen Luftfahrtbehörde Eurocontrol wurden seit Donnerstag im Luftraum Europas fast 63.000 Flüge gestrichen, davon betroffen waren insgesamt 6,8 Millionen Passagiere. Die Öffnung einzelner deutscher Flughäfen am Sonntag für wenige Stunden kritisierten Flughafenbetreiber und Sprecher der Fluggesellschaften als überflüssig. So kurzfristig sei man überhaupt nicht in der Lage gewesen, den Betrieb wieder aufzunehmen.

"Nicht tragbar"

Die EU-Kommission hofft, dass an diesem Montag 50 Prozent der Flüge in Europa wieder stattfinden können. Die Situation sei "nicht tragbar", sagte EU-Verkehrskommissar Siim Kallas. Die europäischen Behörden arbeiteten an einer Lösung, die die Sicherheit nicht beeinträchtige. "Wir können nicht warten, bis sich die Aschewolken einfach auflösen." Die Europäische Union hat eine Videokonferenz der Verkehrsminister einberufen, bei der über das weitere Vorgehen beraten werden soll. Österreich will seine Luftraumsperrung bereits am Montagmorgen aufheben, wie die nationale Flugsicherung Austro Control bestätigte.

Für Deutschland sagten Meteorologen für Dienstag eine Wetteränderung voraus. Tief "Queenie" soll zwar neue Asche aus Island bringen, der Regen könnte den Vulkanstaub dann aber aus der Luft waschen.

Autor: Christian Walz (dpa, rtr, afp, apn)

Redaktion: Oliver Samson

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