"Hegels Welt" handelt von der Aufklärung und von den Zweifeln des Philosophen. Für sein Buch erhält der Journalist Jürgen Kaube den ersten Deutschen Sachbuchpreis.
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Die Zeit, in der Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831) lebte und die Welt erforschte, gilt heute als Schwellenzeit zwischen Aristokratie und Moderne. Eine Zeit des Wandels und der steten Veränderung auf allen gesellschaftlichen Ebenen. Dennoch sei Hegel "eine Figur, die irgendwie fern ist", sagte Jürgen Kaube, Co-Herausgeber der "FAZ", am Montag (14. Juni 2021) im Berliner Humboldt Forum, wo sein Buch "Hegels Welt" mit dem zum ersten Mal vergebenen Deutschen Sachbuchpreis ausgezeichnet wurde.
Kaube beschreibt in seinem Buch entlang eines Porträts des deutschen Philosophen Hegel Europas Aufbruch in die Moderne - begleitet von allen damit einhergehenden Zweifeln. Die Jury befand, Kaube stelle die Widersprüche um 1800 elegant und humorvoll dar. Den Bogen in die Gegenwart schlage das Buch, weil es auch damals darum gegangen sei, sich auf eine sich verändernde Welt einzulassen.
Von anderen überliefert
Viele Schriften Hegels seien von diesem nie publiziert und nur deshalb überliefert worden, weil seine Studierenden sie übertragen hätten, sagte Kaube. Er erhält ein Preisgeld in Höhe von 25.000 Euro, die anderen sieben nominierten Autorinnen und Autoren erhalten jeweils 2.500 Euro der insgesamt mit 42.500 Euro dotierten Auszeichnung.
Der Börsenverein des deutschen Buchhandels hatte den Deutschen Sachbuchpreis ins Leben gerufen, um in einer Zeit von Fake News, Hate Speech und breiter Wissenschaftsfeindlichkeit dem offenen Diskurs mehr Aufmerksamkeit zu schenken, sagte die Vorsteherin des Börsenvereins, Karin Schmidt-Friderichs, bei der Zeremonie. "Wir brauchen diesen Preis genau jetzt."
Aus insgesamt 220 Einreichungen von 135 Verlagen hatte die Jury acht Werke für den Sachbuchpreis nominiert. Der sechsköpfigen Jury des Deutschen Sachbuchpreises 2021 gehörten der Chemnitzer Buchhändler Klaus Kowalke, die Wissenschaftsjournalistin Jeanne Rubner, der Literaturkritiker Denis Scheck, die Autorin Hilal Sezgin, die Geschichtsprofessorin Barbara Stollberg-Rilinger, die Kulturjournalistin Kia Vahland und die Berliner Literaturredakteurin Tania Martini an.
Deutscher Sachbuchpreis: Diese Werke standen zur Wahl
Von Politik über Philosophie bis zu Geschichte reichte das Themenspektrum beim ersten Deutschen Sachbuchpreis 2021. Nominiert waren acht Bücher .
Bild: vntr-media
Fast am Ziel: die acht Nominierten
Acht Bücher, die es in sich haben - die Nominierten zum Deutschen Sachbuchpreis 2021 belegen im Regal kaum eine Armlänge. Sie versprechen aber Inspiration und Erkenntnisgewinn für lange Pandemieabende. Die Jury hat sie aus 220 Einsendungen von 118 Verlagen ausgewählt. Das Siegerbuch "Hegels Welt" von Jürgen Kaube wurde bei der Verleihung am 14. Juni im Berliner Schloss gekürt.
Bild: vntr-media
Jürgen Kaube: "Hegels Welt"
In seinem Buch erzählt Jürgen Kaube das Leben Georg Wilhelm Friedrich Hegels. Er führt in das Denken des deutschen Philosophen (1770-1831) ein und beschreibt so Europas Aufbruch in die Moderne. Die "Sattelzeit" genannte Epoche erlebte gewaltige Umbrüche, denen der Journalist Kaube in "Hegels Welt" akribisch nachspürt.
Bild: vntr-media/Rowohlt
Mai Thi Nguyen-Kim: "Kleinste gemeinsame Wirklichkeit"
Wahr, falsch, plausibel? Die Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim untersucht brennende Streitfragen unserer Gesellschaft. Fakten und wissenschaftliche Erkenntnisse setzt sie in ihrem Buch "Kleinste gemeinsame Wirklichkeit" gegen Halbwahrheiten, Fakes und Verschwörungsmythen. Ihr Verlag Droemer/Knaur bewirbt den Titel als "besten Bullshit-Detektor für unsere angeblich postfaktische Zeit".
Bild: vntr-media/Droemer Knaur
Heike Behrend: "Menschwerdung eines Affen"
Die Ethnologin Heike Behrend zieht in ihrem Buch ″Menschwerdung eines Affen" ein sehr persönliches Resümee ihrer bald 50-jährigen Arbeit in Kenia und Uganda. Im Untertitel nennt sie ihr Buch eine "Autobiografie der ethnografischen Forschung". Sie erzählt keine Erfolgsgeschichte, sondern berichtet von kulturellen Missverständnissen, Konflikten und dem bisweiligen Scheitern in der Fremde.
Bild: vntr-media/Matthes & Seitz Verlag
Asal Dardan: "Betrachtungen einer Barbarin"
In ihrer Essay-Sammlung "Betrachtungen einer Barbarin" beschreibt Asal Dardan, die als Kind iranischer Eltern in Deutschland aufgewachsen ist, ihre Sicht auf deutsche Vergangenheitsbewältigung, Rassismus und nicht zuletzt die Gleichberechtigung. Geprägt von der Erfahrung des Exils denkt die Autorin über die deutsche Gesellschaft nach, über die Gegensätze zwischen "Wir" und den "Anderen".
Bild: vntr-media/Hoffmann und Campe Verlag
Daniel Leese: "Maos langer Schatten"
In seinem bei C.H. Beck erschienenen Buch "Maos langer Schatten. Chinas Umgang mit der Vergangenheit" nimmt der Freiburger Sinologe Daniel Leese die jüngere Geschichte des Reichs der Mitte in den Blick. Er analysiert den Umgang Pekings mit den politischen Verbrechen während der Kulturrevolution unter Mao Zedong und hilft so beim Verständnis der neueren Geschichte Chinas.
Bild: vntr-media/C.H.Beck
Andreas Kossert: "Flucht. Eine Menschheitsgeschichte"
Wie fühlt es sich an, ein Flüchtling zu sein? Der Historiker Andreas Kossert beschreibt in seinem Buch die existenziellen Erfahrungen von Migranten - Gewalt, Willkür, Schutzlosigkeit. Von der Vertreibung Adams und Evas aus dem Paradies über die Sklaverei bis hin zu den Fluchtbewegungen unserer Tage zieht sich das Phänomen Flucht, so Kosserts These, wie ein roter Faden durch die Geschichte.
Bild: vntr-media/Siedler
Christoph Möllers: "Freiheitsgrade"
In der Mechanik bezeichnen Freiheitsgrade die Zahl der Richtungen, in die ein Körper sich an einem Gelenk bewegen kann. In seinem politischen Essay "Freiheitsgrade" geht der Berliner Staatsrechtler Christoph Möllers dieser Frage in einem anderen Kontext nach: Was tun gegen die allenthalben diagnostizierte Erosion der liberalen Demokratie?
Bild: vntr-media/Suhrkamp
Michael Maar: "Die Schlange im Wolfspelz. Das Geheimnis großer Literatur"
Wann ist Literatur gut, was ist guter Stil? Wo hatten selbst Goethe und Fontane ihre Schwächen? Michael Maar, Autor, Literaturkritiker und Germanist, lüftet in seinem Buch "Die Schlange im Wolfspelz" die Geheimnisse großer Literatur. 40 Jahre Leseerfahrung helfen ihm bei seiner kleinen stilkundlichen Literaturgeschichte.