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Hanf - nicht als Rauschmittel, sondern als Dämmstoff

Alexandra Hostert26. Oktober 2013

Hanf klingt eher nach Rauschmittel als nach Heimwerker-Bedarf. Tatsächlich ist Hanf aber auch ein wertvoller Rohstoff, aus dem eine mutige Unternehmerin Dämmstoffe herstellt. Dafür erhält sie den Deutschen Umweltpreis.

Thermo-Hanf in der Verarbeitung. (Foto: Hock)
Bild: Foto Hock

Am 27. Oktober verlieh Bundespräsident Joachim Gauck den Deutschen Umweltpreis 2013. Eine der Preisträgerinnen: Die 58-Jährige Unternehmerin Carmen Hock-Heyl. Sie setzt sich seit mehr als 15 Jahren dafür ein, dass Häuser umweltfreundlich gedämmt werden und hat einen Dämmstoff aus Hanf am Markt etabliert. Solche Hanfdämmstoffe haben nach Angaben der Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe den Vorteil, dass sie besonders klimafreundlich sind. Unter anderem, weil ihre Herstellung CO2-neutral ist. Außerdem sei Hanf gut dafür geeignet, das Eindringen von Sommerhitze in Wohnräume zu verhindern.

Carmen Hock-Heyl produziert diese Dämmmatten heute in ihrer eigenen Fabrik im bayrischen Nördlingen. Doch der Weg dahin war nicht einfach, sagt sie: "Da kommt eine Frau, die ist blond und bringt einen Hanfdämmstoff. Es war schon recht schwierig, sich durchzusetzen."

Für ihre Hanfmatten bekommt Carmen Hock-Heyl den Deutschen Umweltpreis 2013Bild: picture-alliance/dpa/DBU/Daniel Karmann

Nachwachsender Rohstoff Hanf

Die Dämmmatten von Carmen Hock-Heyl werden aus sogenanntem Nutzhanf hergestellt. Dieser Hanf wird beispielsweise in Thüringen oder Frankreich angebaut und ist eine anspruchslose Pflanze, die wenig Spritzmittel benötigt. "Ich werde oft gefragt, ob man unseren Hanf auch rauchen kann", sagt Carmen Hock-Heyl lachend, "dann antworte ich: Das kann man schon, aber man hat nichts davon." Denn Nutzhanf enthält kaum Stoffe, die einen Rausch auslösen. Dafür hat er einen hohen Anteil von Fasern und man kann aus ihm Textilen wie Hanfjeans, Seile oder Papiere herstellen. Oder eben Dämmmatten.

Die Idee zu diesem Dämmstoff kam der gelernten Arzthelferin Hock-Heyl als sie in der Schreinerei ihrer Eltern mitarbeitete: "Da habe ich gesehen, dass die Mitarbeiter Schwierigkeiten hatten, herkömmliche Dämmstoffe einzubauen, weil diese Dämmstoffe jucken und kratzen." Besonders schlimm sei es gewesen, die Platten über Kopf einzubauen, weil einem der Staub in die Augen fiel, sagt sie. Carmen Hock-Heyl wollte daraufhin ein Dämmmaterial entwickeln, das für Handwerker angenehmer zu verarbeiten und dazu besonders umweltfreundlich ist.

Immer noch ein Nischenprodukt

Zu Beginn war es für Carmen Hock-Heyl nicht leicht, den neuen Dämmstoff am Markt zu etablieren: Ende der 1990er Jahre kannte kaum jemand alternative Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen. Also verbrachte Hock-Heyl ihre Wochenenden auf Baustoffmessen, in Mehrzweckhallen und in Nebenzimmern von Gastwirtschaften, wo sie Vorträge über ihren neuen Dämmstoff hielt. Auch für diesen Einsatz erhält sie jetzt den Deutschen Umweltpreis. Der Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, Fritz Brickwedde, würdigte sie so: "Ohne die Visionen, das beharrliche Engagement, das unternehmerische Durchsetzungsvermögen und den Mut zum Risiko von Carmen Hock-Heyl gäbe es im Hausbau heute keine Dämmmatten aus dem nachwachsenden Rohstoff Hanf und keine Firma, die sie am Markt etabliert hätte."

Die Entdeckerin des Thermohanfs

05:32

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Heute beschäftigt Carmen Hock-Heyl in ihrer Firma etwa 60 Mitarbeiter und verkauft ihre Dämmmatten unter der Bezeichnung "Thermo-Hanf" auch ins europäische Ausland. Auch in der Schweiz, Österreich, Schweden oder Belgien werden Hanfdämmstoffe benutzt. Trotzdem sind sie immer noch ein Nischenprodukt. Der Anteil aller Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen am gesamten Dämmstoffabsatz in Deutschland liegt bei etwa sieben Prozent. Zu diesen sieben Prozent gehören außer den Dämmstoffen aus Hanf auch Dämmstoffe aus Zellulose, Baumwolle, Holzfasern, Flachs und Schafwolle.

Hanfmatte ist nicht gleich Hanfmatte

Allerdings enthalten die meisten Hanfmatten bisher nicht ausschließlich nachwachsende Rohstoffe, sondern auch noch Polyesterfasern. Die sind notwendig, um den Matten die nötige Festigkeit zu geben. Doch Carmen Hock-Heyl wollte ein reines Naturprodukt: "Man möchte ja einen Dämmstoff haben, der auch in der Zukunft noch produzierbar ist, wenn die Erdölressourcen zur Neige gehen - denn dann wird man die Polyesterstützfasern nicht mehr bezahlen können." Deshalb startete sie gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für chemische Technologie (ICT) und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt ein Projekt, um einen reinen Naturdämmstoff zu entwickeln - mit Erfolg. Seit 2010 bietet sie auch Hanfmatten an, bei denen die Stützfasern nicht mehr aus Polyester, sondern aus Maisstärke hergestellt sind.

Auszeichnung mit 250.000 Euro dotiert

Der Deutsche Umweltpreis ist für Carmen Hock-Heyl nicht nur mit Ehre, sondern auch mit 250.000 Euro Preisgeld verbunden. Damit will sie einen Verband für Hersteller von Naturdämmstoffen gründen.

Ebenfalls mit dem Deutschen Umweltpreis und 250.000 Euro wird in diesem Jahr Ursula Sladek ausgezeichnet. Sie ist Vorstandsvorsitzende der "Netzkauf Elektrizitätswerke Schönau" und wird geehrt, weil sie aus einer Bürgerinitiative den ersten Ökostromanbieter Deutschlands schuf.

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