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KonflikteSudan

Deutscher UN-Diplomat Perthes im Sudan unerwünscht

9. Juni 2023

Die Militärführung im Sudan wirft dem Sondergesandten der Vereinten Nationen, Volker Perthes, vor, mit seinen Berichten den Bürgerkrieg geschürt zu haben. Sie verwies den Deutschen deshalb des Landes.

 Volker Perthes im UN-Sicherheitsrat in New York
Volker Perthes informiert den UN-Sicherheitsrat in New York am 22. Mai über die jüngste Entwicklung im Sudan Bild: Eskinder Debebe/UN Photo/Xinhua/picture alliance

Sudans Militärmachthaber Abdel Fattah al-Burhan macht den aus Deutschland stammenden UN-Diplomaten Volker Perthes für den Ausbruch der Kämpfe zwischen seiner Armee und der paramilitärischen RSF-Miliz seines früheren Stellvertreters Mohamed Hamdan Daglo verantwortlich. Der Sondergesandte der Vereinten Nationen (UN) wurde deshalb des Landes verwiesen. Man habe UN-Generalsekretär António Guterres darüber informiert, dass Perthes zur Persona non grata, also zur unerwünschten Person, erklärt worden sei, teilte das Außenministerium in der Hauptstadt Khartum mit. Perthes hielt sich zuletzt zu diplomatischen Gesprächen in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba auf, wie die UN mitteilten.

Militärmachthaber Abdel Fattah al Burhan Ende Mai unter seinen Soldaten Bild: Sudanese Armed Forces/REUTERS

In einem Schreiben an die Vereinten Nationen hatte al-Burhan dem deutschen Diplomaten vorgeworfen, in seinen Berichten die "explosive Lage" in Khartum vor dem Beginn der Kämpfe Mitte April "verschleiert" zu haben. Ohne diese "Lügen" hätte "Daglo nicht seine Militäraktionen begonnen", meinte der Militärmachthaber.

Bereits seit Ende vergangenen Jahres protestierten führende Militärs und Islamisten immer wieder gegen Perthes und die von ihm geleitete UN-Mission im kriegsgebeutelten Sudan. Sie sprachen von "ausländischer Einmischung".

UN-Mandat nur für ein halbes Jahr verlängert

Guterres versicherte Perthes, der früher Direktor der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin war, kürzlich noch "sein volles Vertrauen". Anfang Juni verlängerte der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in New York das Mandat für die UN-Mission, allerdings nur um sechs Monate. Zuvor galt das Mandat der im Juni 2020 eingerichteten Mission UNITAMS stets für zwölf Monate.

Schwere Gefechte im Norden von Khartum Anfang Mai Bild: Mohamed Nureldin Abdallah/REUTERS

Mit Hilfe der UN sollte Sudans Übergang zu demokratischen Strukturen nach dem Sturz des autoritären Staatschefs Omar al-Baschir unterstützt werden. Der Weg zu einer zivilen Regierung wurde jedoch 2021 unterbrochen, als al-Burhan und Daglo in einem Putsch gemeinsam die Macht übernahmen, bevor sie sich zerstritten.

Neue 24-stündige Waffenruhe vereinbart

Im Sudan haben sich die Konfliktparteien auf eine 24-stündige humanitäre Waffenruhe beginnend am Samstagmorgen geeinigt. Wie aus einer von der US-Botschaft im Sudan verbreiteten Erklärung hervorgeht, wollen die Armee und die paramilitärischen "Rapid Support Forces" (RSF) auf Angriffe, den Einsatz von Flugzeugen oder Drohnen, Bombardierungen aus der Luft, Artillerieangriffe, die Verstärkung von Stellungen und die Versorgung der Truppen verzichten.

Seit Beginn der Gewalteskalation in dem nordostafrikanischen Land gab es verschiedene Vereinbarungen für Feuerpausen, sie wurden allerdings immer wieder gebrochen. Die vorerst letzte Waffenruhe lief am vergangenen Samstag aus. Von den USA und Saudi-Arabien moderierte Verhandlungen zwischen den Konfliktparteien in der saudischen Stadt Dschidda sind bis auf Weiteres  ausgesetzt.

Mehr als 1800 Tote - 1,2 Millionen Vertriebene 

Nach Angaben von Nichtregierungsorganisationen wurden bei den seit Mitte April tobenden schweren Gefechten - die sich vor allem auf Khartum und die westliche Region Darfur konzentrieren - mehr als 1800 Menschen getötet. 1,2 Millionen Bürger flohen laut UN vor den Kämpfen, mehr als 425.000 von ihnen verließen das Land. Die Vereinten Nationen schätzen, dass rund 25 Millionen Menschen - mehr als die Hälfte der sudanesischen Bevölkerung - dringend auf Hilfe und Schutz angewiesen sind.

se/AR/qu/hf  (afp, rtr, epd)

Sudan: Leben in permanenter Panik und Unsicherheit

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