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Literatur

Verlagspreis für Kochbücher, Lyrik und Kunst

Sabine Peschel
19. Oktober 2019

Kochbücher, Lyrik und internationale Kunst: Kulturstaatsministerin Monika Grütters vergab zum ersten Mal den Deutschen Verlagspreis. 67 Verlage wurden ausgezeichnet, aber reicht das, um kulturelle Vielfalt zu fördern?

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Bild: picture-alliance/dpa/F. Gentsch

Der Freitagabend ist auf der Frankfurter Buchmesse traditionell wichtigen Preisverleihungen vorbehalten. In diesem Jahr kam ein neuer Höhepunkt hinzu: Kulturstaatsministerin Monika Grütters vergab zum ersten Mal den Deutschen Verlagspreis. 67 Verlage wurden ausgezeichnet, mit einer Gesamtsumme von über einer Million Euro.

Sechzig unabhängige Verlage bzw. deren Verleger konnten sich schon im Vorfeld der Preisverleihung freuen. Die lange Liste der kleineren Verlage, die für einen Preis über 15.000 Euro nominiert waren, lag schon seit Mitte September vor. Klein, eine der Voraussetzungen für die Nominierung, bedeutet, dass der Jahresumsatz des Verlags unter 3 Millionen Euro liegen muss, und unabhängig - dass also kein Konzern oder großes Medienunternehmen mit im Spiel sein darf.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters Bild: picture-alliance/dpa/H. Schmidt

Mit viel Spannung war nun die Verleihung der Hauptpreise erwartet worden. Für ihre Qualität, Nachhaltigkeit und Innovation sollten drei Verlage mit jeweils 60.000 Euro ausgezeichnet werden. Der Preis ist neu, es gab noch keine Anhaltspunkte, wie die Jury unter Vorsitz des Literaturkritikers Denis Scheck die Arbeit von insgesamt 312 Verlagen, die sich beworben hatten, gewichten würde. Eine Überraschung musste das Ergebnis in jedem Fall werden.

Drei unerwartete Hauptpreise

Zumindest in einem Fall ist sie besonders groß: Einer der drei Spitzenpreise ging an einen Kochbuch-Verlag, den Hädecke-Verlag aus dem schwäbischen Städtchen Weil der Stadt. "Eine Oase in der Wüstenei der Kochbuchszene", so die Jury. "Bei Hädecke lässt sich erfahren, wie die Welt schmeckt."

Der kookbooks-Verlag aus Berlin und den Verlag Spector Books aus Leipzig sind die beiden weiteren glücklichen Gewinner. Der kookbooks Verlag ist vor allem für seine Lyrik-Bände bekannt. Er habe die deutschsprachige Literaturlandschaft wie kein anderer Verlag von Grund auf verändert, befand die Jury: "Ohne Übertreibung kann man sagen, dass dieser Verlag für die Dichtung des 21. Jahrhunderts steht, aber auch in der essayistischen Prosa neue Maßstäbe gesetzt hat", heißt es in der Begründung. Spector Books überzeugte durch das klare verlegerische Konzept und dessen internationale Ausstrahlung. Die künstlerisch anspruchsvollen Bücher würden nach Auffassung der Jury "selbst zur Bühne und Plattform des formalen und inhaltlichen Austauschs."

Eines der anspruchsvoll gestalteten Bücher von Spector BooksBild: DW/S. Peschel

Gütesiegel für die Großen

Eine nicht dotierte Würdigung gab es für vier Verlage, deren Umsatz über der Drei-Millionen-Grenze liegt. Mit der Anerkennung wurde die Wissenschaftliche Buchgesellschaft dafür geehrt, dass sie "Wissenschaft mit anhaltendem Erfolg einem breiten Publikum zugänglich macht". Der Verlag Schwaneberger erhielt das Gütesiegel für seine "Weltmarktrelevanz", die Edition Michael Fischer für hochwertige Ausstattung und der Reclam Verlag dafür, dass er "seit 200 Jahren die Hochliteratur für die gesamte Bevölkerung verfügbar macht". 

Grütters' Verlagspreis ist eine Unterstützung für unabhängige Verlage, die sich in einem zunehmend schwieriger werdenden Umfeld wiederfinden. Die Konzentrationsentwicklungen auf dem Buchmarkt gefährdet die Existenz der Kleinen, aber auch scheinbare Nebensächlichkeiten wie die Portoerhöhung der Post für Büchersendungen sind für kleine und mittlere Verlage einschneidend. Als im Februar dieses Jahres der größte deutsche Zwischenbuchhändler, die Stuttgarter Firmengruppe Koch, Neff und Volckmar (KNV), Insolvenz anmeldete, galt bei vielen unabhängigen Verlagen "Alarmstufe Rot". Vor allem kleinere Verlage hatten einen beträchtlichen Teil ihres Jahresgewinns eingebüßt. Nichts weniger als die deutsche Kulturlandschaft schien in Gefahr.

Bei der Preisverleihung auf der Frankfurter Buchmesse würdigte Grütters das große Engagement gerade der kleineren und mittleren Verlage. "Ohne sie wäre die Buchkultur in Deutschland um einiges ärmer – und damit auch das Spektrum an Meinungen und Perspektiven im öffentlichen Diskurs". Demokratie brauche publizistische und literarische Vielfalt und eine Lesekultur, die diesen Namen auch verdiene.

Gefragt: Eine zuverlässige strukturelle Förderung

Ein Titel aus dem Verlagsprogramm 2019 von Voland&QuistBild: Voland & Quist Verlag

Nicht alle Verleger sind mit dem neuen Verlagspreis komplett zufrieden. "Wir freuen uns natürlich sehr über den Deutschen Verlagspreis und darüber, dass wir auch unter den ersten sechzig Ausgezeichneten sind", sagt Verleger Leif Greinus von Voland&Quist. Der Verlag hatte im Frühjahr als erster den Schaden durch die Pleite des Zwischenbuchhändlers mit einer Zahl konkret gemacht: Rechnungen über 65.000 Euro waren nicht mehr beglichen worden. Das normalerweise für mehr als ein Drittel des Jahresumsatz' sorgende Weihnachtsgeschäft war zur Verlustnummer geworden. "Der Preis ist natürlich nicht nur finanziell ganz reizvoll, sondern auch wahnsinnig gut für die Öffentlichkeit. Wenn man Preisträger ist, dann hat das auch eine sehr gute Ausstrahlung. Das ist auch ein sehr imageträchtiger Gewinn."

Doch für unabhängige Verlage sei das Arbeiten immer schwieriger geworden. "Wir sind massiv unter Druck und sind der Meinung, dass da wirklich eine strukturelle Förderung vorhanden sein sollte. Der Verlagspreis ist schön, und der generiert viel Aufmerksamkeit, aber das ist nichts, worauf man bauen kann." Wichtiger als eine eventuelle Auszeichnung alle paar Jahre wäre eine Förderung, wie sie in Österreich und der Schweiz funktioniere. "Eine strukturelle Förderung, auf die man sich dann auch verlassen kann. Die über eine gewisse Zeit erfolgt."

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