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Deutsches Komödienhoch

25. September 2011

Derzeit feiern mehrere Schauspieler Erfolge mit Komödien - nicht nur vor den Kameras. Ob Bully Herbig, Til Schweiger oder Mathias Schweighöfer - sie alle haben in einem Genre Erfolg, das zu den schwierigsten gehört.

Til Schweiger und Nora Tschirner in Szene aus Keinohrhasen (Foto: Warner Bros.)
Erfolgsgarant Til Schweiger - hier in "Keinohrhasen"Bild: Warner Bros. Ent.

Die Deutschen und ihre Filmkomödien - im Ausland sind diese immer noch schwer vermittelbar. Über die Filme des Komikers Otto wurde in anderen Ländern in den 1980er Jahren kaum gelacht. Als 1985 Doris Dörries Erfolgskomödie "Männer" und knapp 10 Jahre später "Der bewegte Mann" das deutsche Komödiengenre ein wenig auffrischten, blieb das außerhalb Deutschlands völlig unbemerkt. Den deutschen Filmemachern traut man eher Schweres zu. Filme wie "Das Leben der Anderen" oder "Der Untergang" haben es da leichter oder erfüllen einfach eher Erwartungen, die man an deutsche Filme hat.

Am Anfang stand ein Indianerfilm

Seitdem der Komödiant Bully Herbig im Jahre 2001 mit "Der Schuh des Manitu" bewiesen hat, dass deutsche Schauspieler erfolgreiche Komödien drehen können, haben sich in Deutschland vor allem jüngere Darsteller auch hinter die Kamera begeben. Genau zehn Jahre später ist aus den Anfängen ein Trend geworden. So sind die erfolgreichsten deutschen Filme des Jahres 2011 alles Komödien und alle von Schauspielern gedreht.

Bahnbrechend: Fast 12 Millionen wollten "Der Schuh des Manitu" sehenBild: picture alliance/dpa

Den Anfang machte im Winter Til Schweigers "Kokowääh". Im August stieg dann auch Matthias Schweighöfer mit "What a Man" in den Komödienring. Und die aktuelle Nummer Eins der deutschen Kinocharts ist die Fortsetzung der Komödie "Männerherzen" (2009) von Simon Verhoeven. Im ersten Teil sang eine der Hauptfiguren, der Schlagersänger Bruce Berger, das Lied von den "Kindern unserer Erde". Justus von Dohnànyi spielte die Rolle so überzeugend, dass das inzwischen Kult ist. Auch im 2. Teil "Männerherzen und die ganz ganz große Liebe" ist Bruce wieder dabei. Man weiß dabei nie, ob man über die Figur lachen oder weinen soll, ob das nun ein "ernst" gemeinter Gag ist, Parodie oder einfach nur peinlich.

Großer Publikumserfolg

Auf jeden Fall funktioniert es - beim Publikum. Regisseur Simon Verhoeven gelingt es, mit "Männerherzen 2" die neuen Leiden, Lieben und Hoffnungen der Protagonisten überzeugend einzufangen. Mehr noch als im ersten Film setzt Simon Verhoeven diesmal auch auf melancholische und tragikomische Momente, die seiner Komödie damit auch den nötigen Tiefgang verleihen. Allein in der ersten Woche strömten 300.000 Zuschauer in die Kinos und belohnten unterhaltsames Kino "Made in Germany". Auch Til Schweiger, Deutschlands derzeit populärster Film-Star, überzeugt als Schauspieler in diesem Ensemblefilm.

Teil 2 einer Erfolgskomödie: "Männerherzen und die ganz ganz große Liebe" von Simon VerhoevenBild: Warner Bros.

Til Schweiger versteht es seit einigen Jahren wie kaum ein anderer im deutschen Kino, Komödien zu drehen, die bewusst ein großes Publikum ansprechen. In "Kokowääh" setzt er ganz bewusst auch auf den Charme einer Kinderdarstellerin. Die eigene Tochter Emma spielt im Film ein Mädchen mit zwei Papas, den leiblichen, den sie erst mit acht Jahren kennenlernt und ihren Papa, der immer für sie da war, aber eben nicht der Erzeuger ist. Dabei schafft es Schweiger auch, den Zuschauer zu Tränen zu rühren. Und ganz nebenbei gibt der Film ein starkes Plädoyer für die Patchworkfamilie ab - ein derzeit stark diskutiertes Thema in Talkshows und Büchern. Til Schweiger hat mit "Kokowääh" eine moderne Komödie gedreht, die sich in Deutschland 4,3 Millionen Zuschauer ansehen wollten - ein weiterer Beweis für das Gespür Schweigers für populäre Stoffe.

What a Man...

Matthias Schweighöfer ist nun der Jüngste in der Schauspielerrunde, der für sein Filmdebüt "What a Man" ins Regiefach wechselte. Schon im Vorfeld des Kinostarts trommelte er vielleicht ein wenig geschmacklos, aber nicht ungeschickt auf der Marketing-Klaviatur für den Film. Er werde nur mit einem Schlüpfer bekleidet durch das Brandenburger Tor rennen, sollte sein Regiedebüt in der ersten Woche mehr als 400.000 Fans erreichen, versprach Schweighöfer. Das Spiel ging auf. Die Zuschauer kamen, der Lauf fand statt.

Jungstar Schweighöfer vor und hinter der Kamera - hier mit Sibel Kekilli in "What a man"Bild: 2011 Twentieth Century Fox

Obwohl Schweighöfer - im Vergleich zu Til Schweiger oder Simon Verhoeven - ein vielseitiger und begabter Schauspieler ist, kann "What A Man" filmisch und künstlerisch kaum überzeugen. Platte Komödienklischees, derbe Männer- und Frauenwitze, mehr hat der Film nicht zu bieten. Eigentlich habe er gar nicht selbst Regie führen wollen, sagt Schweighöfer, aber irgendwann habe er gemerkt, dass es für andere sehr schwierig ist den Humor zu treffen, der ihm vorgeschwebt sei.

Erfolg auch im Ausland?

Auch wenn die Komödien sicher nicht den Geschmack aller Zuschauern treffen und man feingeistige Nuancen vergeblich sucht, der deutsche Film verfügt derzeit über ein erhebliches populäres Potential. Verhoeven, Schweiger und Schweighöfer - die Schauspieler, die hinter die Kamera gewechselt sind, treffen in Deutschland derzeit ins Schwarze. So beweisen sie, dass es erfolgreiche deutsche Komödien gibt, die dem Kino - zumindest im eigenen Land - einen hohen Marktanteil verschaffen. Und vielleicht tut sich auf längere Sicht auch im Ausland etwas. "Der Schuh des Manitu" lief ebenso wie "Keinohrhasen" und "Zweiohrküken" von Til Schweiger relativ erfolgreich in Osteuropa. Und nicht umsonst verfügen die DVD-Ausgaben dieser Filme inzwischen auch über eine russische Synchronfassung.

Autor: Jörg Taszman
Redaktion: Jochen Kürten

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