Deutsches Röntgenteleskop eRosita im All
13. Juli 2019Das deutsche Röntgenteleskop eRosita (extended Roentgen Survey with an Imaging Telescope Array) ist mit dreiwöchiger Verspätung vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan ins All gestartet. Am Nachmittag hob die russische Trägerrakete mit eRosita und einem russischen Teleskop an Bord ab. Das zeigten Live-Bilder der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos. Der Start verlief ohne Zwischenfälle.
Der Start war zwei Mal verschoben worden. Ursprünglich sollte die Rakete bereits am 21. Juni abheben. Nach Angaben des maßgeblich am Bau von eRosita beteiligten Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik in Garching bei München war eine Batterie nicht voll geladen, die in einer Phase zur Zündung der Rakete notwendig gewesen wäre.
Forschen für eine Himmelskarte
In etwa drei Monaten sollen die Teleskope ihr 1,5 Millionen Kilometer entferntes Ziel erreichen, von dem aus sie eine kosmische Inventur des heißen Universums beginnen. eRosita soll Galaxien, die Milliarden Lichtjahre entfernt sind, in bisher unerreichter Auflösung erforschen. Aus den Daten soll eine Himmelskarte entstehen, die das Universum und seine Entwicklung abbildet.
eRosita soll die Strukturen des Alls über Röntgenstrahlung sichtbar machen. Der Schlüssel sind Galaxienhaufen, Ansammlungen von Tausenden Einzelgalaxien, die durch Schwerkraft aneinander gebunden sind. Ihre Verteilung zeigt, wie sich das Universum seit dem Urknall ausdehnt. Das wird maßgeblich bestimmt durch die Dunkle Energie. Für eRosita werden die Kräfte durch 100 Millionen Grad heißes Gas in den Galaxienhaufen erfassbar: Die Temperatur ist so hoch, dass das Gas Röntgenstrahlung aussendet, die eRosita aufnimmt.
Ein Blick sechs Milliarden Jahre zurück
Weil Licht von fernen Galaxien lange unterwegs ist, kann das Teleskop bis zu sechs Milliarden Jahre zurückblicken. So soll sichtbar werden, wie das Universum damals aussah - und wie es heute aussieht. eRosita gilt als größtes deutsch-russisches Raumfahrtprojekt.
sth/qu (dpa, twitter, afp)