Geier, Huhn und Spatz: Deutsche Redewendungen um Vögel
Dagmar Breitenbach
30. Juni 2021
Was weiß der Geier? Deutschland hat einen reichen Sprichwort-Schatz. Alles, was fliegt, spielt darin eine große Rolle. Diese Sprüche muss man kennen.
Was weiß er denn nun, der Geier?Bild: Imago/blickwinkel
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"Weiß der Geier!" - deutsche Sprichwörter mit Vögeln
Es gibt den "frühen Vogel" im Sprichwort - auch Spatz, Schwalbe und Huhn haben auf Deutsch ihre eigene Redewendung. Wir erklären die "geflügelten Worte".
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"Der Spatz in der Hand ist besser als die Taube auf dem Dach"
Das ein oder andere deutsche Sprichwort handelt von Vögeln. In unserer Galerie erklären wir, was es mit den Redensarten auf sich hat. In diesem Fall: Man soll lieber zufrieden sein mit dem, was man erreicht hat, als etwas zu wollen, das vielleicht unerreichbar ist und - wie die Taube - jederzeit davonfliegen kann. In der englischen Version dieses "geflügelten Wortes" sitzen die Vögel im Busch.
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"Der frühe Vogel fängt den Wurm"
Wer besonders gut plant und schnell handelt, hat womöglich anderen gegenüber einen Vorteil. Die Vogel-Wurm-Redewendung tauchte im 17. Jahrhundert im englischen Sprachgebrauch auf und ist auch in Deutschland etabliert. Noch bekannter sind vielleicht die Sprüche "Morgenstund' hat Gold im Mund" und "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst", die dieselbe Aussage haben.
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"Bei dir piept's wohl!"
Oder auch: "Du hast einen Vogel", "Du hast eine Meise", "Du hast eine Schraube locker" oder "Du hast nicht alle Tassen im Schrank". Sprich: Du bist nicht ganz bei Verstand. Möglicherweise geht die Redensart, oft begleitet von einer Handbewegung wie auf dem Foto abgebildet, auf den alten Volksglauben zurück, in den Köpfen von psychisch kranken Menschen hockten kleine dämonische Vögel.
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"Ins gemachte Nest setzen"
Im "gemachten Nest" sitzt man, wenn man ohne eigenes Dazutun von den Vorarbeiten anderer profitiert. Das stimmt zum Beispiel für manchen Kuckuck: Einige dieser Vogelmütter bauen gar kein Nest, sondern legen ihre Eier einfach in die mühsam gebauten Nester anderer Vögel. Diese "Pflegeeltern" brüten dann das Kuckucksei aus und ziehen das fremde, hungrige Küken groß.
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"Weiß der Kuckuck!", "Weiß der Geier!"
Wer nicht weiter weiß, sagt schon mal verärgert: "Weiß der Kuckuck!" Oder: "Weiß der Geier!" Natürlich kann keiner der beiden Vögel helfen. Geier und Kuckuck wurden beide als unheimlich empfunden und ihre Namen als "Hüllwörter" benutzt, um die direkte Nennung des Teufels, den man eigentlich meinte, zu vermeiden.
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"Danach kräht kein Hahn mehr"
Wenn eine Sache oder Person bedeutungslos ist, kräht nicht mal mehr der stolze Hahn, der sich sonst den ganzen Tag über lauthals bemerkbar macht. Die Redewendung könnte zurückgehen auf die biblische Erzählung um den Apostel Petrus, der seine Zugehörigkeit zu Jesus leugnet: Jedes Mal wenn er das tut, kräht ein Hahn.
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"Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer"
Besser keine voreiligen Schlüsse ziehen: Ein einzelnes positives Ereignis bedeutet nicht, dass es einen Trend gibt. Die Redensart könnte auf eine bekannte Fabel von Äsop zurückgehen, ein griechischer Dichter aus dem sechsten Jahrhundert vor Christus: Es ist Frühjahr, ein Mann sieht die erste Schwalbe und verkauft seinen warmen Mantel. Doch der Winter kehrt zurück und der Mann muss frieren.
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"Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn"
Das ist schön für das Huhn, aber die Redewendung ist eher abwertend gemeint. Sie legt nahe, dass ein Erfolg nichts mit Können zu tun hat, sondern mit purem Zufall und Glück.
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Miethühner im heimatlichen Garten für das frische Frühstücksei, Brathähnchen am Imbiss, – Deutsche lieben Hühner in jeder Form. Laut Statista wurden in Deutschland 2019 pro Kopf durchschnittlich 236 Eier verbraucht, im Jahr davor pro Person durchschnittlich 14,9 Kilogramm Hähnchenfleisch gegessen.
Hahn im Korb, stolzer Gockel
Das bunte Federvieh tummelt sich auch in etlichen deutschen Kinderbüchern und Kinderliedern - und natürlich in altbekannten Redensarten, von "da lachen ja die Hühner" bis "ein Hühnchen zu rupfen haben".
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