Artemis: Deutschland gehört nun zur Raumfahrtfamilie
15. September 2023
Als 29. Unterzeichner der internationalen Artemis-Initiative hat sich Deutschland nicht gerade vorgedrängelt. Das hatte wohl Gründe. Doch nun ist die Begrüßung in der Raumfahrtfamilie nicht minder warmherzig.
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Als "das wirtschaftliche Kraftzentrum Europas" sei Deutschland in der "Familie der Artemis-Initiative willkommen", sagte NASA-Chef Bill Nelson bei der Unterzeichnungszeremonie in Washington. Deutschland sei "seit langem einer der engsten und fähigsten internationalen Partner der NASA". Der Beitritt zeige, "dass Deutschland jetzt und in Zukunft eine führende Rolle spielt - eine Zukunft, die von grenzenlosen Möglichkeiten im Weltraum und dem Versprechen des guten Willens hier auf der Erde geprägt ist".
Das Artemis-Abkommen wird von den Vereinigten Staaten angeführt. Es legt Grundsätze für die Zusammenarbeit bei der zivilen Erkundung des Weltraums fest - regelt aber auch die friedliche Nutzung des Mondes sowie von Mars, Kometen und Asteroiden. Zu den Gründungsmitgliedern zählten im Oktober 2020 bereits Italien und Luxemburg. Mit dem Beitritt Deutschlands gehören der Initiative nun 29 Staaten an, darunter auch Großbritannien, Frankreich, Japan und Kanada.
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Initiator war Donald Trump
Die Initiative bildet den rechtlichen Rahmen für das Artemis-Raumfahrtprogramm, das US-Präsident Donald Trump im März 2019 aus der Taufe gehoben hatte. Damit sollte bis 2024 die erste bemannte Mondlandung seit 1972 erreicht werden. Es stellte sich aber schnell heraus, dass damit wohl erst gegen Ende der 2020er Jahre zu rechnen ist.
Kritiker werfen den USA vor, mit der Artemis-Initiative ihre Dominanz im Weltall festschreiben zu wollen. Vor allem aber wolle die Weltraummacht maßgeblich über die Nutzung von Mond und Mars bestimmen. Daher gibt es Forderungen, internationale Regeln für die Raumfahrt unter dem Dach der Vereinten Nationen festzulegen.
China und Russland machen ihr eigenes Ding
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sieht in der Vereinbarung jedoch "das politische Fundament für die friedliche, verantwortungsvolle und nachhaltige Erkundung des Weltraums im Rahmen des Artemis-Programms". So bekräftige die Initiative auch den Weltraumvertrag von 1967, der internationale Regeln und Vorschriften im All festlegt.
Russland, fester Partner der NASA bei der Internationalen Raumstation (ISS), hatte eine Teilnahme am Artemis-Programm in Erwägung gezogen, sich dann aber für das chinesische Mondprogramm entschieden. Indien, das im vergangenen Monat als vierte Nation eine weiche Landung auf dem Mond schaffte, hatte sich im Juni bereit erklärt, dem Artemis-Abkommen beizutreten.
rb/fab (AFP, Reuters)
Leben wie auf dem Mars: NASA stellt Mars Dune Alpha vor
Vier Freiwillige auf 160 Quadratmetern: Für ein Jahr sollen sie testen, wie das Leben auf dem Mars aussehen könnte. Die US-Raumfahrtbehörde NASA verspricht sich davon wichtige Informationen für mögliche Mars-Missionen.
Bild: Go Nakamura/REUTERS
So realistisch wie möglich
Ab Juni sollen vier Freiwillige in das Haus "Mars Dune Alpha" der NASA ziehen, um das Leben auf dem Roten Planeten zu testen. Dafür werden sie ein Jahr lang in einem umgebauten Hangar auf dem Forschungsgelände des Johnson Space Center im texanischen Houston leben. Hier warten auf die zukünftigen Teilnehmer mehrere Räume, ein Outdoor-Simulationsbereich und vor allem viel roter Sand.
Bild: Go Nakamura/REUTERS
Isolation als Hauptproblem möglicher Missionen
Bei einem ersten Experiment wollen die Wissenschaftler testen, wie Menschen mit einer langen Isolation und mit Stresssituationen umgehen. Dies solle der NASA bei der Einschätzung helfen, welche "Ressourcen" benötigt werden, damit künftige Astronauten eine Mars-Mission überstehen, sagt Grace Douglas, die das für das Experiment verantwortliche Chapea-Programm leitet.
Bild: Go Nakamura/REUTERS
Wenig Platz auf dem Mars
Viel Gepäck können die Freiwilligen nicht mitnehmen. Sie werden während des Jahres in kleinen Schlafzimmern im Haus auf dem Forschungsgelände leben. Das Haus ist komplett im 3D-Druckverfahren erstellt. Das sei eine der Technologien, die die NASA als Möglichkeit für den Bau von Gebäuden auf anderen Planeten oder der Mondoberfläche in Betracht ziehe, so Projektleiterin Grace Douglas.
Bild: Go Nakamura/REUTERS
Raum für Experimente
Neben den Schlafzimmern hat die "Mars Dune Alpha" zwei Badezimmer, einen Raum für die medizinische Versorgung, einen Bereich zum Entspannen und mehrere Arbeitsbereiche. Die Forscher werden während der Zeit regelmäßig testen, wie die Freiwilligen auf Stress reagieren - zum Beispiel, wenn das Wasser knapp wird oder Geräte ausfallen.
Bild: Go Nakamura/REUTERS
Passende Stiefel für die Mars-Landschaft
Über eine Luftschleuse gelangen die Teilnehmer aus dem 3D-Haus hinaus zu einer Nachbildung der Mars-Landschaft. Mit viel rotem Sand soll das Leben auf dem Mars so realistisch wie möglich nachgebildet werden.
Bild: Go Nakamura/REUTERS
Fit in der Isolation
An Gurten hängend, um die geringere Schwerkraft auf dem Mars nachzustellen, werden die fiktiven Astronauten auf Laufbändern Ausflüge nach draußen simulieren. Sie sollen dabei Proben sammeln, Daten erheben und die Infrastruktur weiter aufbauen. "Wir können sie ja nicht sechs Stunden lang im Kreis laufen lassen", scherzte Suzanne Bell, Leiterin des "Behavioural Health and Performance Laboratory".
Bild: Go Nakamura/REUTERS
Gemüse züchten auf dem Mars
Das Forschungszentrum bietet neben einer Wetterstation auch eine vertikale Farm für den Anbau von Salat und anderen Pflanzen. Hier können die Teilnehmer Gemüse züchten, um sich während der Zeit selbst zu versorgen.
Bild: Go Nakamura/REUTERS
Wichtige Erkenntnisse für zukünftige Missionen
Insgesamt sind auf dem Gelände drei Langzeitexperimente geplant. Man erhoffe sich "wichtige Informationen" für einen längeren Aufenthalt in Isolation. Noch steht die NASA bei den Vorbereitungen für eine Reise zum Mars aber ganz am Anfang. Zunächst geht es der Weltraumbehörde um die Artemis-Mission: Zum ersten Mal seit einem halben Jahrhundert sollen wieder Menschen zum Mond reisen.