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Politik

Deutschland gibt Rekordsumme an die WHO

25. Juni 2020

Im Kampf gegen das Coronavirus setzt Berlin ein Zeichen und stockt seine Zahlungen auf. In Europa ist die Pandemie wieder auf dem Vormarsch. Bald könnte aber ein erstes Medikament gegen COVID-19 auf den Markt kommen.

Schweiz Jens Spahn und Tedros Adhanom Ghebreyesus
Bundesgesundheitsminister Spahn mit WHO-Chef Ghebreyesus in GenfBild: Getty Images/AFP/F. Coffrini

Deutschland stockt seine Finanzhilfen für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) deutlich auf. Insgesamt würden nun 500 Millionen Euro gezahlt, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn in Genf - vorausgesetzt, der Bundestag stimme dem zu. Dies sei der höchste Jahresbetrag, den Deutschland je an die WHO überwiesen habe.

Von den zugesagten Mitteln dienten 200 Millionen Euro dazu, die Lücke zu schließen, die durch unzureichende Unterstützung anderer Staaten entstanden sei, erklärte Spahn. Damit spielte er auf den angedrohten Rückzug der USA aus der Weltgesundheitsorganisation an. Die Vereinigten Staaten waren bisher deren größter Beitragszahler.

"Nationale Alleingänge müssen scheitern"

Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus und dem französischen Gesundheitsminister Olivier Veran kündigte Spahn an, über die Zahlungen hinaus werde die Bundesregierung Masken und medizinisches Gerät im Wert von mehreren Hundert Millionen Euro für bedürftige Länder bereitstellen. "Wir stehen zusammen, um globale Gesundheitsprobleme zu bekämpfen." Nationale Alleingänge seien zum Scheitern verurteilt. Generell bleibe Deutschland ein starker Unterstützer und kritischer Freund der WHO.

Virusschutz: Eine Frau in Mogadischu/Somalia informiert sich über Corona-Vorbeugung (Archivbild)Bild: picture-alliance/AP Photo/H. Osman

Der Bundesgesundheitsminister betonte, die Organisation müsse reformiert werden. Die Corona-Pandemie zeige, dass die Welt eine starke, wirksame und transparente WHO brauche. Diese habe aber auch Rechenschaft über ihr Handeln zu geben.

Die Minister aus Deutschland und Frankreich hatten mit Tedros über mögliche Änderungen der WHO-Regeln beraten. Dabei kam auch die Unterstützung der Organisation durch die Europäische Union zur Sprache. Berlin übernimmt im Juli die EU-Ratspräsidentschaft. Die WHO war wegen ihrer anfänglichen Reaktion auf den Corona-Ausbruch in die Kritik geraten. Die US-Regierung unter Präsident Donald Trump hielt der Organisation vor, zusammen mit China den Ausbruch zunächst heruntergespielt zu haben.

WHO: Corona in Europa wieder auf dem Vormarsch

Unterdessen warnt die WHO erneut vor einem Wiederaufflammen der Pandemie in Europa. Nach Monaten mit abnehmenden Infektionszahlen sei das Coronavirus auf dem Kontinent wieder auf dem Vormarsch, sagte WHO-Regionaldirektor Hans Kluge in Kopenhagen. 30 Staaten in der Region verzeichneten in den vergangenen beiden Wochen wieder steigende Fallzahlen.

Länder wie Deutschland, Spanien und Polen hätten jedoch rasch auf die gefährlichen Ausbrüche reagiert. "Wo neue Cluster aufgetaucht sind, wurden diese durch schnelle und gezielte Eingriffe kontrolliert - das sind sehr gute Nachrichten", sagte Kluge. Ein Lob gehe an die beteiligten Behörden.

Abstand halten: Warnhinweis in der Fußgängerzone von Sluis in den Niederlanden (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa/Goldmann

Weltweit beschleunige sich die Pandemie derzeit weiter: Am Sonntag sei ein Spitzenwert erreicht worden, als mehr als 183.000 bestätigte Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden gemeldet worden seien, so Kluge. Der prozentuale Anteil Europas nehme dabei ab. Dennoch gebe es in der Region täglich fast 20.000 neue Infektionen und mehr als 700 Todesfälle.

Erstes Corona-Präparat vor Zulassung in Europa

In Europa könnte bald ein erster Wirkstoff gegen schwere COVID-19-Verläufe auf den Markt kommen. Die Europäische Arzneimittelagentur EMA empfahl eine Zulassung des Wirkstoffs Remdesivir, der unter dem Handelsnamen Veklury vertrieben wird. Das Mittel könne für die Behandlung von Erwachsenen und Heranwachsenden ab 12 Jahren eingesetzt werden, die eine Lungenentzündung hätten und mit Sauerstoff versorgt werden müssten, teilte die EMA mit. Die noch fehlende Zustimmung der EU-Kommission gilt als Formsache.

Remdesivir zeigt bei schwer erkrankten COVID-19-Patienten Wirkung Bild: picture-alliance/Yonhap

Eine internationale Studie mit über 1000 Teilnehmern hatte Ende April gezeigt, dass Remdesivir bei Covid-19-Patienten die Zeit bis zu einer Genesung im Schnitt um vier Tage verkürzen kann - von 15 auf elf Tage. Die Sterblichkeit ging in der Untersuchung geringfügig zurück, was statistisch jedoch nicht signifikant war.

Die USA hatten bereits Anfang Mai eine Ausnahmegenehmigung für den begrenzten Einsatz des Wirkstoffs in Krankenhäusern erteilt. In Deutschland ist das Mittel bislang innerhalb eines Arzneimittel-Härtefallprogrammes zugänglich und es wird in klinischen Studien getestet. Remdesivir wurde ursprünglich zur Behandlung von Ebola entwickelt, zeigte dabei aber kaum Wirkung. Es ist bislang in keinem Land der Welt uneingeschränkt als Medikament zugelassen.

jj/as (dpa, afp, rtr, epd, kna)

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